Kreisversammlung in Neufahrn:Ziemlich weiblich

In den Landtag möchten im nächsten Jahr für die Freisinger Grünen Johannes Becher und Susanne Günther

Von Katharina Aurich, Neufahrn

Überwiegend mit weiblichen Kandidaten ziehen die Freisinger Grünen im kommenden Jahr in den Wahlkampf. Nachdem der 29-jährige Johannes Becher, Stadtrat in Moosburg, bereits im Oktober zum Nachfolger von Christian Magerl als Direktkandidat für das Maximilianeum gekürt worden war, wählten 33 Mitglieder am Mittwoch die 45-jährige Freisinger Stadträtin Susanne Günther zur Listenkandidatin für den Landtag. Günther war einzige Bewerberin und erhielt 29 Stimmen.

Als Direktkandidatin für den Bezirkstag schicken Bündnis 90/Die Grünen Siglinde Lebich, Leiterin des Alten-Service-Zentrums (ASZ) in Eching in das Rennen. Lebich setzte sich mit 19 zu 14 Stimmen gegen Sabina Brosch aus Hallbergmoos durch. Brosch wurde anschließend mit 33 Stimmen als Listenkandidatin gewählt. Die Grünen wollen im Landkreis vor allem mit sozialen und umweltpolitischen Themen punkten. Siglinde Lebich, die seit mehr als 30 Jahren das ASZ leitet, will sich nicht nur in Eching, sondern auch im Bezirk für Themen wie die Integration von Menschen mit Behinderung, die Einrichtung von Demenzwohngruppen oder Wohnungen für ältere Bürger einsetzen, wie sie sagte. Für die 51-jährige Journalistin Sabina Brosch, die seit drei Jahren für die Grünen im Hallbergmooser Gemeinderat sitzt, ist vor allem Kinderarmut ein brennendes Thema. Sie will sich für niederschwellige Bildungsangebote für Kinder aus sozial schwachen Familien engagieren, wies aber auch auf die Altersarmut im reichen Landkreis hin und die fehlenden bezahlbaren Wohnungen.

Im Bezirkstag, in dem bisher acht von 68 Mitgliedern der Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen angehören, gebe es noch viel zu tun, sagte Johannes Becher am Mittwoch im Gasthaus Maisberger in Neufahrn. Eine wirkliche Inklusion von Menschen mit Behinderung sei noch weit entfernt, das neue Bundesteilhabegesetz habe zwar Verbesserungen gebracht, dies sei jedoch noch lange nicht ausreichend. Becher würde in Oberbayern außerdem gerne eine Bildungsstätte für den Politik-Nachwuchs seiner Partei gründen, wie er sagte. Im Landtag werde es für seine Fraktion auch in Zukunft vornehmlich um umweltpolitische Themen gehen. Er sei zuversichtlich, dass das Volksbegehren gegen den Flächenverbrauch, das die Grünen mit auf den Weg gebracht haben, realisiert werde, so Becher. Jeden Tag würden in Bayern 13 Hektar versiegelt, dieser Flächenfraß müsse gestoppt werden. Nicht nur die Belastungsgrenze der Böden, sondern auch der Luft sei erreicht. Der Landtagskandidat appelliere an die Flughafenbetreiber, die Messergebnisse des Ultrafeinstaubs ernst zu nehmen und die Mitglieder der Bürgerinitiative nicht zu verunglimpfen.

In der anschließenden Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes berichtete Toni Wollschläger, Vorsitzender der Kreistagsfraktion, von den drängendsten Problemen: Die Verkehrspolitik des Landkreises sei katastrophal und "nur vom Auto her gedacht". Es mache keinen Sinn, dem Verkehrschaos durch immer breitere Straßen zu begegnen. Die Grünen würden versuchen, den geplanten "Turbokreisel" hinter der Schlüterbrücke abzumildern, kündigte er an. Denn was nütze ein vierspuriger Kreisel, wenn dahinter die Straße wieder nur zweispurig verlaufe? Mit einem Positionspapier für alternative Verkehrskonzepte wollen die Grünen im neuen Jahr Denkanstöße geben, kündigte Wollschläger an.

Erfreuliches berichtete Verena Kuch von der Grünen Jugend im Kreisverband. In diesem Jahr seien fünf neue Mitglieder dazugekommen und die Nachwuchsgrünen wollen nun kräftig im Landtagswahlkampf mitmischen und ihre Kandidaten unterstützen.

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