Korbinianswallfahrt in Freising:Glaubensbekenntnis via Snapchat

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Mehr als 1000 Jugendliche pilgern wieder auf den Domberg und feiern nach dem Gottesdienst in der Luitpoldanlage. Die ganze Nacht über werden Fotos auf Facebook oder Instagram hochgeladen

Von Luise Helmstreit, Freising

"Einmal im Jahr ziehen wir auf den Berg", singen die mehr als eintausend Jugendlichen, die sich auch dieses Jahr wieder auf den Weg zum Freisinger Domberg gemacht haben, um an der Jugendkorbinianswallfahrt teilzunehmen. Einige der jungen Wallfahrer sind schon Stunden zuvor in München aufgebrochen und haben die gesamte Wallfahrtsstrecke zurückgelegt, die Mehrheit ist den größten Teil mit der S-Bahn gefahren. Nach und nach versammeln sich am Samstagnachmittag immer mehr junge Leute auf dem Domvorplatz, wo sie ihren Never-empty-Korbi-Cup mit heißem Tee füllen lassen können, bis der Festgottesdienst beginnt. "Viele treffen sich hier regelmäßig einmal im Jahr wieder, in katholischen Jugendgruppen und bei Ministranten hat die Korbinianswallfahrt oft jahrzehntelange Tradition", erklärt Öffentlichkeitsreferentin Claudia Hoffmann.

Im Gottesdienst geht es deutlich rockiger zu, als man es von der Kirche sonst gewohnt ist: "Singin', dancin' Halleluja" ist zu hören, statt mit Orgelmusik unterlegt von einer Band mit Schlagzeug und Gitarre. "Vergangenes Jahr waren sie noch lauter, da haben die Kirchenbögen schon gewackelt", erzählt Religionslehrerin Margarete Bachleitner, die dieses Mal ohne ihre Pfadfindergruppe unterwegs ist, die Korbinianswallfahrt aber trotzdem nicht missen wollte. "So sieht man als junger Mensch Kirche nur selten", sagt sei. Das Motto lautet in diesem Jahr "Zukunftsmensch". Kardinal Reinhard Marx fordert die Kirchenbesucher in seiner Predigt auf, mit Hoffnung in die Zukunft zu gehen, auch wenn die schier endlosen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters schwindelerregend sein könnten und die Anforderungen an den Menschen der Zukunft in Anbetracht von Klimawandel, Globalisierung und technischem Fortschritt unklar seien. Der gesamte Gottesdienst wird simultan in Gebärdensprache übersetzt.

Wegen der Renovierungsarbeiten auf dem Domberg können die anschließenden Feierlichkeiten dann nicht - wie in früheren Jahren üblich - auf dem Domvorplatz stattfinden. "Da wäre nicht genügend Platz gewesen, und wir hätten viele wieder ausladen müssen", erklärt Andrea Glodek, eine der vielen Helferinnen, ohne die die Jugendkorbinianswallfahrt gar nicht möglich wäre.

Stattdessen ziehen die Jugendlichen nach dem gemeinsamen Gottesdienst noch ein Stück weiter, bis zum Festplatz in der Luitpoldanlage. Dort ist für das Festival dieses Jahr eine kleine Zeltstadt entstanden, die sogar beheizt ist. In verschiedenen Areas treten Zirkusgruppen, Bands und DJs auf, werden Filme gezeigt und Aktivitäten zum Mitmachen angeboten. Die Besucher können sich ihren Weg durch ein Labyrinth zum Thema "Mensch der Zukunft" suchen, basteln, malen und sich der Herausforderung einer beweglichen Kletterwand stellen. In der Abenteuer-Area kann man ausprobieren, wie es sich anfühlt, blind zu sein oder im Rollstuhl zu sitzen. Im Spiri-Zelt werden bei Kerzenlicht besinnliche Lieder gespielt, im Hintergrund wummern die Bässe. "Es ist immer ein Spagat zwischen Event und Gottesdienst", meint Bachleitner, "aber ich finde, man muss da flexibel sein. Was wirklich zählt, ist dass die jungen Leute gute Erinnerungen mit nach Hause nehmen." Die ganze Nacht über werden Fotos der Veranstaltung auf Facebook, Twitter, Instagram und Snapchat hochgeladen. "Wer Jugendarbeit betreiben will, muss mit der Zeit gehen", erklärt Hoffmann, "man muss die jungen Menschen ja irgendwie erreichen." Seit einigen Jahren kann man mit "Wallfahrt 2.0" den Verlauf der Route und interaktive Stationen außerdem online abrufen, genauso wie eine Umfrage, in der Wünsche und Verbesserungsvorschläge abgegeben werden können. "Korbi" ist in ständigem Wandel. Neben dem Ort ist auch der Zeitpunkt der Feierlichkeiten anders als in den Vorjahren: damals fand der Gottesdienst am Sonntagvormittag statt, weshalb die Meisten schon in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden loszogen, um rechtzeitig anzukommen. "Die Leute an den Stationen sind extra aufgestanden, um Tee oder eine kleine Brotzeit zu machen, man ist bei Dunkelheit gelaufen und hat ab und zu auch einfach nur gebetet. Das war viel andächtiger", findet Christine Beibl, die mit ihrer Firmlingsgruppe schon zum wiederholten Mal an der Wallfahrt teilnimmt. Die insgesamt 75. Jugendkorbinianswallfahrt bildet den Auftakt zur Korbinianswoche, in der noch bis einschließlich Samstag, 25. November, der Heilige Korbinian gefeiert werden soll.

Programm zum Download unter: www.erzbistum-muenchen.de/Im-Blick/Korbiniansfest

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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