Gelebte Ökumene:Musik verbindet

Franz Maier und Regina Doll-Veihelmann

Einmal evangelisch, einmal katholisch: Die Altenerdinger Kirchenmusiker Franz Maier und Regina Doll-Veihelmann.

(Foto: oh)

Die Ökumene im Blick organisieren die Kirchenmusiker der beiden Altenerdinger Gemeinden ein Mammut-Projekt: Mendelssohns "Lobgesang"

Von Christoph Schlenker

Felix Mendelssohn Bartholdys 2. Sinfonie "Lobgesang" ist ein gewaltiges Stück Musik - das in seinem Duktus mithin mit Beethovens 9. Symphonie verglichen wird. Dieses Werk auf die Bühne zu bringen, das ist eine große Aufgabe, in Altenerding soll sie aber am kommenden Wochenende gelingen. Die beiden Altenerdinger Kirchenmusiker Franz Maier und Regina Doll-Veihelmann - der eine von der katholischen, die andere von der evangelischen Kirche - haben das Projekt initiiert. Am Sonntag, 30. Oktober, führen nun die evangelische Kantorei Erding und die Chorgemeinschaft Altenerding den "Lobgesang" zusammen auf.

Die Kirchenmusiker verstehen die Aufführung als ökumenischen Projekt. Die Veranstaltung am Vorabend des Reformationstages soll den Auftakt zum Lutherjahr, das 2017 gefeiert wird, bilden. Für diesen Zeitraum seien etliche Aktionen geplant, auch in Erding; viele davon auch von der katholischen Kirche, um "das stete Bemühen um ein gutes Miteinander" der Konfessionen zu beleben, so Maier. Nachdem die beiden Kantoren mehrmals in der Vergangenheit zusammengearbeitet hatten, kamen sie auf die Idee, am Vorabend des Reformationstages dieses ökumenisches Musikprojekt zu organisieren. "Das ist an diesem Tag ja auch relativ passend", sagt Regina Doll-Veihelmann, Kantorin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Erding. Seit einem halben Jahr proben die Chöre nun schon. Neben dem Orchester und den etwa 80 Chorsängern werden auch die Solisten Anna-Maria Palii, Ira Maria Scholz und Michael Etzel mitwirken. "Ich wollte den Lobgesang einfach schon lange einmal machen", sagt Chorleiter Maier. "Ein großartiges Stück", findet auch Regina Doll-Veihelmann. Mit einem einzelnen Chor stoße man bei so umfangreichen Werken allerdings schnell an seine Grenzen, sagt Doll-Veihelmann, die mit ihren zwei Chören in Altenerding und Haag bereits Stücke wie Mozarts Requiem aufführte. Auch deswegen arbeitet man nun zusammen.

Um die Ökumene ist es in Erding gut bestellt, finden die Organisatoren. Es gebe stets neue Bemühungen zur Verständigung, sagt Maier. In der Kirche werde es besonders in Zukunft notwendig sein, "über die eigene Pfarrei hinauszuschauen" und sich gegenseitig zu unterstützen, sind sich die beiden Kirchenmusiker einig.

Das Stück selbst ist ein früher Beitrag zur Ökumene. Ein Aufruf an alle Christen, unabhängig von deren Konfession ihren Glauben zu praktizieren: "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn", heißt es im Lobgesang. Eigentlich war Mendelssohns Musik zum Jubiläum der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg bestellt worden, doch Mendelssohn schreibt eine Musik, die das Lob Gottes und die Überwindung der Finsternis zum Inhalt hat. Wohl wissend, dass erst durch das Lesen und die Kenntnis der Bibel Glaube in echter Freiheit möglich sei - ganz gleich, ob evangelisch oder katholisch. Über alle Konfessionen hinweg gilt Mendelssohns Sinfonie so als musikalischen Manifestation der Ehre und Freiheit Gottes. Im Vorfeld der Aufführung wurde eine Informationsveranstaltung organisiert, bei der diese Hintergründe des Werkes erklärt wurden. Zwischen den beiden Erdinger Chören, die in direkter Nachbarschaft proben und wirken, habe es zu Anfang zwar einige Berührungsängste gegeben, nach einigen gemeinsamen Proben habe sich das aber gelegt, so Doll-Veihelmann. "Es ist immer schwierig, zwei Herden zusammenzuführen", sagt die Kantorin aus eigener Erfahrung. Für die Aufführung hat Franz Maier etwa dreißig Musiker, teils aus dem Erdinger Kammerorchester, teils aus anderen Ensembles als ein "bunt zusammengewürfeltes" Orchester organisiert. Das Orchester hat bisher noch nicht mit den beiden Chören gemeinsam geprobt. "Das muss alles mit einer großen Probe am Samstag funktionieren", sagt Maier. Beide Kirchenmusiker sehen der Generalprobe optimistisch entgegen, auch die Zusammenarbeit der Chöre läuft gut, finden die Organisatoren: "Alle wollen das Stück machen, alle verstehen sich gut." Im Chor selber sei natürlich auch nicht jeder katholisch oder evangelisch, so Maier.

Seit 25 Jahren leitet Franz Maier nebenamtlich die Altenerdinger Chorgemeinschaft. An der Musik fasziniert ihn vor allem die Möglichkeit, ohne viele Worte Inhalte übermitteln zu können, wobei der Lobgesang wieder eine Paraderolle einnimmt. Der Umfang des Stückes reiche von sehr "ruhigen, meditativen", bis hin zu bombastischen und prachtvollen Passagen, die dieser Anforderung gerecht werden, sagt Maier. Doll-Veihelmann bemerkt daneben auch die Dauer des Stücks, das mit etwas mehr als einer Stunde "gut auszuhalten" sei - auch in einer Kirche.

Das Konzert findet in der Pfarrkirche Mariä Verkündigung in Altenerding statt. Karten können an der Abendkasse für 15 Euro erworben werden. Einlass ist ab 16 Uhr, das Konzert beginnt um 17 Uhr.

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