Die Dorfener CSU hat, wie alle Christsozialen im Freistaat, ein übergroßes Selbstbewusstsein. Allein weil sie Mitglieder der seit 58 Jahren im Freistaat regierenden Partei sind, nehmen auch die Dorfener CSUler für sich einen grundsätzlichen Machtanspruch an. Gerhard Polt hat diese reichlich bornierte Grundhaltung in unübertroffener Treffsicherheit - und ganz im Geist des CSU-Übervaters Franz Josef Strauß - zum Ausdruck gebracht: "Wir brauchen keine Opposition, wir sind schon Demokraten."
Die Dorfener CSU hat jedoch, realistisch betrachtet, allen Grund für einen Minderwertigkeitskomplex. Im Stadtrat ist sie nicht nur von einer Mehrheit weit entfernt. Die CSU-Fraktion ist nicht einmal die stärkste Kraft. Die Landlisten habe eben so viele Sitze. Das stinkt der Dorfener CSU am meisten: Die Wähler, die bei den Kommunalwahlen ihr Kreuz bei den Landlisten machen, wären doch zu einem großen Teil eigentlich CSU-Wähler. Die Ergebnisse bei Landtags- oder Bundestagswahlen bestätigen das, denn dann wird in Schwindkirchen oder Esterndorf schwarz gewählt. Die groben und üblen Attacken, die Bürgermeister Heinz Grundner, Stadträte wie Michael Oberhofer und Barbara Lanzinger sowie eine Vielzahl einfacher Parteimitglieder gegen den Stadtwerke-Geschäftsführer und den Aufsichtsratsvorsitzenden gefahren haben, sind letztlich Ausdruck dieses ganz speziellen lokalen Minderwertigkeitsgefühls.
Wer einer tiefen Wut so ungezügelt und ungeniert freien Lauf lässt, wie es die Mitglieder der Dorfener CSU in den vergangenen Wochen getan haben, wer andere diffamiert und beleidigt, diskreditiert sich letztlich selbst. Die Dorfener Christsozialen müssen dringend in sich gehen und der Realität ins Auge blicken: Um wieder als ein politischer Akteur unter vielen anderen ernst genommen zu werden - und um das geht es für die CSU -, sollten sie sich in nächster Zeit erheblich zurücknehmen.