Kommentar:Geadelte Bauwerke

Erding kann stolz darauf sein, mit gleich sechs Bauwerken bei den Architektouren dabei zu sein

Von Mathias Weber

Es ist ein Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: "Ein subjektives Element ist bei Bauvorhaben nicht ganz auszuschließen", sagte Kreisheimatpfleger Hartwig Sattelmair ganz lapidar Anfang 2013, als sich ganz Erding über zwei Bauvorhaben in der Altstadt aufregte. Zum einen war das der Erweiterungsbau des Gewandhauses Gruber, das mit seiner Glasfassade und der dekonstruktivistischen Formgebung eine moderne Duftmarke Am Rätschenbach setzte. Manchem war das zu viel an Veränderung, denn zur gleichen Zeit wurde die Schrannenhalle renoviert. Statt mit dem alten Schlammgrün überstrahlte sie plötzlich in einem recht knalligem Rot den Schrannenplatz. Die "subjektiven Elemente", von denen Sattelmair damals sprach, kamen da bei vielen hoch. Was er meinte, war: Geschmack ist Ansichtssache.

Heute, zwei Jahre später, haben sich die Gemüter beruhigt. Wer weiß eigentlich noch, wie die Schrannenhalle früher ausgesehen hat? War sie überhaupt schlammgrün? Oder schlammgrau? Egal: Der Bau und seine Renovierung erfahren am kommenden Wochenende eine Adelung, er ist Teil der Architektouren, also von Bauwerken, die die Bayerischen Architektenkammer der Öffentlichkeit präsentiert.

Der Landkreis Erding kann stolz sein, dieses Jahr mit gleich sechs Bauwerken bei dieser Leistungsschau dabei zu sein. Es zeigt zweierlei: Dass in Erding - trotz des hohen Siedlungsdruckes und des dadurch einsetzenden massenhaften und oftmals uninspirierten Siedlungsbaus - auch sehr hochwertig gebaut wird; gute und spannende Architekten in unserer Region sorgen dafür. Und dass sich die Bauherren auch etwas trauen: Der Montessori-Verein mit seinem chaotisch-sympathischen Kinderhaus zum Beispiel, das schon jetzt ein Wahrzeichen Kletthams ist. Aber auch die Verwaltung muss mitspielen. Und wenn mehrere Partner zusammenkommen, die Lust auf gute Architektur haben und vielleicht auch ein paar Visionen, dann entsteht etwas, das dem öffentlichen Raum gut tut. Auf Jahrzehnte hinweg.

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