Kostenloser Internetzugang für Flüchtlinge - man kann sich leicht ausmalen, wie manche Mitbürger auf diese Idee reagieren und sich - vornehmlich im Internet - zu Wort melden werden: Die Flüchtlinge haben doch eh schon alle die schönsten und neuesten Smartphones und nun sollen sie auch noch gratis surfen dürfen, jetzt langt's aber! Als scheinbar argumentative Untermauerung der erwartbaren Empörung, die ja doch nur xenophobes Ressentiment ist, wird man dann lesen können, dass es ja wohl auch arme Deutsche gibt und warum die keinen kostenlosen Internetzugang kriegen.
Freifunk für Flüchtlingsunterkünfte ist eine kluge und gute Idee, an der es nichts, aber auch gar nichts zu kritisieren gibt. Flüchtlinge könnten sich sehr wohl einen eigenen Internetanschluss in ihrer Unterkunft teilen, so teuer ist das nicht. Der entscheidende Punkt aber ist, dass sie keinen eigenen Internetanschluss bekommen werden - weil sie nicht die Mieter der Wohnungen oder Containeranlagen sind, in denen sie leben. Sie können keinen Vertrag mit einem Internetprovider abschließen. Und das Landratsamt, der Hausherr der Unterkünfte, wird ihnen aus rechtlichen Gründen nicht von sich aus einen Internetanschluss besorgen.
Die einen können nicht, die anderen dürfen nicht - dass sich dieses Dilemma durch Freifunk auflösen lässt, ist doch großartig. Da aber Freifunk den Nutzer grundsätzlich nichts kostet, wird das natürlich auch für Flüchtlinge so sein. Dass der Internetzugang über Freifunk kostenfrei ist, geht nicht anders, das liegt im Kern der Sache. Doch wenn ein Nachbar freiwillig seinen Nachbarn Internet ermöglicht, Menschen, die sonst von einem Zugang zum Internet ausgeschlossen wären, kann niemand etwas dagegen haben. Wie wollte man denn den Freifunk-Bereitsteller kritisieren? Man müsste ihm vorwerfen, dass er Herz und Verstand hat.