Kommentar:Ein Versuch hätte nicht geschadet

Die Erdinger Innenstadt verfügt über eine enorme Aufenthaltsqualität. Eine Verkürzung der Sperrzeit hätte sie noch vergrößert

Von Antonia Steiger

Schade ist es schon. Die Erdinger Innenstadt verfügt über eine enorme Aufenthaltsqualität - und das wird sich auch nicht zum Negativen ändern. Ganz im Gegenteil: Das neue Beleuchtungskonzept für die Fassaden, das die Stadträte am Dienstag kennengelernt haben, wird dafür sorgen, dass sich die Menschen noch lieber in der Langen Zeile, am Schrannenplatz und am Kleinen Platz aufhalten. Erding wird schöner bei Nacht - und auch sicherer. Das wird die Menschen anlocken, besonders im Sommer und ganz besonders an lauen Sommerabenden. Eine Interessengemeinschaft von Altstadt-Gastronomen hatte daher beantragt, dass man in Erding künftig bis Mitternacht draußen sitzen darf. Bislang gilt die Regelung, dass die Wirte ihre Gäste bis 23 Uhr ins Innere geleitet haben müssen. Leider hat sich der Stadtrat am Dienstag nicht zu einer Erprobung durchringen können - wenigstens für einen Sommer lang. Wirte und Gäste hätten zeigen können, dass sie mit der neu gewonnenen Freiheit umzugehen verstehen.

In der Innenstadt zu wohnen, stellen sich viele recht schön vor, nur leisten kann man es sich halt nicht. Wer dort wohnt, verfügt allerdings über eine andere Perspektive: Es ist unbestreitbar, dass die Anwohner in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer mehr Lärm und Unruhe hinnehmen mussten. Und es soll auch nicht leichtfertig darüber hinweggegangen werden. Doch es ging in dem Antrag um nicht mehr als um höchstens 24 Tage in drei Monaten. Mit Sicherheit wird es nicht an allen diesen Tagen so warm sein, dass man gerne draußen sitzen möchte. Und es geht auch nicht um mehr als um eine Stunde. Das Risiko schien also beherrschbar, das der Stadtrat eingegangen wäre, wenn er sich zu diesem Versuch entschlossen hätte. Hat er aber nicht - das müssen Wirte und Gäste nun zur Kenntnis nehmen.

Für einen Versuch hätte gesprochen, dass es bislang wenig Komplikationen gegeben hatte. Die Wirte hätten selbst dafür sorgen sollen, dass sich die schwarzen Schafe unter ihnen an die Regelung halten, hatte OB Gotz gefordert. Und er hatte schärfere Kontrollen angekündigt bei einer Verkürzung der Sperrzeit. Hier liegt der kleine Vorteil für beide Seiten: Die Stadt muss ihre Drohung, Wirte bei Verstößen streng zu sanktionieren, nicht mit der angekündigten Härte wahr machen.

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