Immerhin: Von der absurden Idee, Flüchtlinge von jeglichem Bargeldbesitz abzuschneiden, ist Landrat Martin Bayerstorfer abgekommen. Dass Bargeldabhebungen sowieso "von Anfang an angedacht waren", muss ihm zwar niemand abnehmen. Schon deshalb nicht, weil es nun noch Wochen dauern soll, bis Abhebungen mit dem Kommunal Pass tatsächlich möglich sind. So viel unnötige Umständlichkeit hätte sich vermeiden lassen, hätte man von Anfang an vernünftig mitgedacht. Immerhin aber hat Bayerstorfer Flexibilität angekündigt: Flüchtlinge würden schon jetzt in dringenden Fällen vom Landratsamt Bargeld erhalten. Es ist zu hoffen, dass die Kreisbehörde die Einschränkung "dringend" wohlwollend für jeden Flüchtling auslegen wird. Man muss an dieser Stelle nicht wiederholen, wie viele alltägliche Situationen es gibt, in denen ein Mensch unbedingt Bargeld benötigt.
Bayerstorfers Entscheidung, dass künftig etwa 40 Prozent des auf den Kommunal Pass gebuchten Geldes bar abhebbar sein werden, bleibt indes befremdlich. Es gibt keinen vernünftigen Grund, nicht den ganzen Monatsbetrag freizuschalten. So aber ist der Erdinger Kommunal Pass nun ein sonderbares Zwitterwesen. Er gibt etwas Freiheit und schränkt sie zugleich ein.
Der Kommunal Pass sollte auch aus einem anderen Grund wieder abgeschafft werden. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Georg Els, hat es zutreffend gesagt: "Über kurz oder lang sind Konten die einfachste Geschichte." Bayerstorfers Argument, die Mehrheit der Flüchtlinge besitze noch kein eigenes Konto, zieht nicht. Im Nachbarlandkreis Freising hat es das Landratsamt in Zusammenarbeit mit den Helferkreisen binnen weniger Monaten geschafft, dass dort nunmehr 99 Prozent aller Flüchtlinge ein Konto besitzen. Erding sollte diesem Beispiel folgen - auch weil sich so die Gelegenheit bietet, verloren gegangenes Vertrauen im Zusammenspiel von Landratsamt, Flüchtlingen und Helferkreisen wiederzugewinnen.