Kommentar:Ein Aufstand zur rechten Zeit

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Grillen ist am Kronthaler Weiher nun doch erlaubt - CSU-Stadträten sei Dank. Wie es aber überhaupt zu dieser Idee kam, ist mysteriös.

Von Antonia Steiger

Die CSU ist nicht nur die Partei des Erdinger OB Max Gotz. Die CSU hat darüber hinaus auch die meisten Sitze im Erdinger Stadtrat. So kann sie - vorausgesetzt sie schmiedet situationsgerecht hin und wieder die richtige Allianz - bestimmen, wohin es mit der Stadt Erding geht. Neuerdings fällt den CSU-Stadträten aber noch eine weitere Aufgabe zu: Sie sehen sich dazu genötigt, dem Oberbürgermeister zu widersprechen. Kürzlich hatte sich CSU-Stadtrat Herrmann Schießl einen Rüffel eingefangen für seine abfälligen Äußerungen darüber, dass das Rathaus die Bürger anmahnt, rechtzeitig die Hecken zu stutzen. Und nun schon wieder: Die Satzung für den Kronthaler Weiher wird korrigiert, Grillen wird doch erlaubt sein. Eine Entwicklung, an der aufmüpfige CSU-Stadträte nicht unschuldig sind. Im Gegensatz zu Schießls Gemäkel ist in diesem Fall jedoch zweifelsfrei festzustellen: Hier kam der Widerspruch zu Recht und zur richtigen Zeit.

Gotz hat den Konflikt um das Grillen am Weiher nun schnell entschärft, indem er die Satzung aufheben und dann über eine neue Version erneut abstimmen ließ. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn nur die Wasserwachtler dort hätten grillen dürfen, was auch schon im Gespräch war: Duftwolken wären über das gesamte Badegelände gewabert, Kinder und Erwachsene würden mit knurrenden Mägen an der neuen Wasserwachtstation herumlungern. Und zu guter Letzt hätte die Erdinger Wasserwacht eine explosionsartige Vermehrung der Mitgliederzahlen vermelden können - nur damit man mal in aller Gemütsruhe ein Halsgrat am Weiher futtern kann.

Wie es der Satzungsentwurf für das Naherholungsgebiet am Kronthaler Weiher mit einem allgemeinen Grillverbot im Januar in den Ausschuss geschafft hat, wird wohl nie ganz geklärt werden können. Weder gilt OB Max Gotz als jemand, der das zwischenmenschliche Zusammenleben bis ins letzte Detail regulieren will, weil er den Fähigkeiten der Menschen misstraut, noch ist vorstellbar, dass die Wasserwacht-Fraktion innerhalb der CSU-Fraktion das Grillverbot nicht schon vorher kritisch hinterfragt hat. So bleibt die dunkle Ahnung, dass dieser kleine parteiinterne Aufstand inszeniert worden ist. Gerade so, als wenn man zeigen wollte, dass man auch mit Widerspruch umzugehen versteht. Selbst mit Widerspruch aus den eigenen Reihen.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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