Kommentar:Dran bleiben!

In der hoch problematischen Lage, mit einem völlig inakzeptablen Bahnausbau konfrontiert zu sein, hat Dorfen eine reelle Chance erhalten, die kaum noch für möglich gehalten wurde

Von Florian Tempel

Die Dorfener dürfen weiter hoffen, dass sie beim Bahnausbau in ihrer Stadt doch noch die Wende zum Besseren schaffen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass manche Stadträte mit einer überkritischen Einstellung voreilig die Chance auf eine vernünftige Lösung in Frage stellen. In der hochproblematischen Lage, mit einen völlig inakzeptablen Bahnausbau konfrontiert zu sein, hat Dorfen reelle Chancen erhalten, die kaum noch für möglich gehalten wurden. Das müssen vielen erst noch begreifen: Es ist ein außerordentlicher Glücksfall, dass sich der Petitionsausschuss des Bundestags der Sache angenommen hat. Und es ist ein glücklicher Umstand, dass man eine alternative Idee für den Bahnausbau aufzeigen kann.

Georg Brandhuber, der Gründer der Dorfener Bürgerinitiative für einen verträglichen Bahnausbau, hatte Ende 2015 eine Petition eingereicht, um die von ihm und vielen anderen Dorfenern gefürchtete Verschandelung der Stadt abzuwenden. Brandhubers Eingabe war eine von mehr als 13 000 Petitionen in jenem Jahr. Dennoch ist sie in Berlin nicht untergegangen. Ganz im Gegenteil. Bereits im Vorwort zum 150 Seiten dicken Jahresbericht 2017 ist erwähnt, dass der Petitionsausschuss bei einem Ortstermin in Dorfen war, wo es "um die Tieferlegung der Bahngleise im Gemeindebereich" ging. Es war einer von nur vier Ortsterminen des Ausschusses im ganzen Jahr! Und auch im Kapitel "Medienresonanz", das nur acht Presseberichte umfasst, findet sich ein langer Artikel zur Bahnproblematik und zum Ausschussbesuch in Dorfen. Die Stadt muss sich nicht erst Gehör verschaffen, sie stößt in Berlin längst auf offene Ohren. Der Petitionsausschuss nimmt die Sorgen und Nöte der Dorfener wahr, das ist schon mal sehr viel.

Die Ingenieure der Bahn haben kritische Bemerkungen zur Vieregg-Variante abgegeben. Das heißt aber nicht, die ganze Idee würde nichts taugen. Dass sie auf die schwierigen Boden- und Grundwasserverhältnisse im Isental hinweisen, kann keinen schrecken. Nur wenige hundert Meter neben der Bahnstrecke wird gerade eine Autobahn gebaut. Die A 94 durchs mehr oder weniger gleiche Gelände zu legen, scheint kein Problem - doch beim Bahnausbau soll es eines sein? Es gibt für die Dorfener keinen Grund, sich und ihre Lösung klein zu reden.

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