Kommentar:Betrübliches Rumgedruckse

Der Dorfener Stadtrats tut sich gerade unglaublich schwer, beim Thema Bahnausbau den richtigen Weg zwischen strategischem Denken, öffentlichem Reden und trotzigem Wegducken zu finden.

Von Florian Tempel

Wenn ich die Augen zumache, kann mich keiner sehen. Das hat man sich wohl auch im Stadtrat Dorfen gedacht: Offene Diskussion, das ist als demokratischer Grundgedanke sicher ein schöne Idee, steht auch so im Gesetz. Ist aber irgendwie auch doof, weil dann ja alle mitkriegen, was wir denken und was wir vorhaben. Und überhaupt: Es heißt doch, Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Ist das nicht auch ein Gesetz?

Zur Ehrenrettung des Dorfener Stadtrats, der sich gerade unglaublich schwer tut, beim Thema Bahnausbau den richtigen Weg zwischen strategischem Denken, öffentlichem Reden und trotzigem Wegducken zu finden, muss eines gesagt werden: Die Dorfener Kommunalpolitiker habe in nachvollziehbarer Weise Angst vor einem schier übermächtigen Gegner. Die Deutsche Bahn scheint alle Vollmachten zu haben, den Bahnausbau so zu planen, wie sie es für sich für richtig hält. Die Bahnplaner scheint nicht im Mindesten zu interessieren, ob eine Straßenbrücke am südlichen Eingang der Kleinstadt Dorfen hinpasst. Die Behauptung, das gehe schon, denn es sei technisch machbar, ist in grotesker Weise arrogant. Eine B 15-Straßenbrücke über die Gleise wäre eine unfassbare städtebauliche Schandtat.

Der Dorfener Stadtrat scheint nun aber eine Idee gefunden zu haben, wie er den Riesen Deutsche Bahn womöglich in die Knie zwingen könnte. Wenn das über die Ausweisung eines Sanierungsgebiets Bahnhofsumfeld klappen könnte, wäre das wunderbar. Warum aber verbietet sich der Stadtrat, offen zu sagen, wie das laufen soll oder kann? Der Stadtrat sollte mit mehr Mut und mehr Offenheit an die Sache herangehen. Und wenn die Ideen der Stadt auf eine echte Konfrontation mit der Deutschen Bahn hinauslaufen, dann sollte man eben das klar und deutlich aussprechen. Das aktuelle Rumgedruckse hinterlässt hingegen einen sehr betrüblichen Eindruck.

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