In den vergangenen Jahren ist die Stadt Dorfen vergleichsweise wenig gewachsen. Das könnte sich grundlegend ändern. Aus einem nicht näher geklärten Grund geht man in Dorfen seit einiger Zeit von einem künftigen Bevölkerungswachstum von durchschnittlichen 1,4 Prozent pro Jahr aus. In den kommenden 15 Jahren bis 2030, so die Hochrechnung, könnte die Einwohnerzahl demnach um knapp 3500 Neubürger auf 18 300 Dorfener zunehmen. Um so viele Menschen unterzubringen, braucht man natürlich sehr viele Wohnungen. Die neueste Idee ist, den größten Teil des Firmengeländes der ehemaligen Ziegelei Meindl zu einem neuen Stadtteil zu machen. Auf fast elf Hektar, so die ersten Überlegungen, könnte man Wohnungen bauen.
Als im vergangenen Herbst die Schließung des Dachziegelwerks bekannt gegeben wurde, fand der Stadtrat das sehr bedauerlich. 90 Arbeitsplätze werden gestrichen und das, obwohl doch in den kommenden Jahren die Autobahn A 94 hingeklotzt und die Bahnstrecke München-Mühldorf ausgebaut wird. Oder wurde das Werk gerade deswegen geschlossen? Weil das 20 Hektar große Betriebsgrundstück zwischen Autobahn und Bahnstrecke viel zu wertvoll für eine Gewerbefläche ist? Egal. Auf alle Fälle fand die Mehrheit des Dorfener Stadtrats nunmehr die Idee, dort Wohnungen hinzustellen großartig. Außerdem soll der Teil des Meindl-Areals, der nahe an der Autobahn liegt, ein Gewerbegebiet bleiben. Denn daran hegt im Stadtrat keiner Zweifel: Die Unternehmen warten nur so darauf, sich möglichst bald in Dorfen an der Autobahnausfahrt niederzulassen. Das Hydraulik-Unternehmen Hawe, das direkt an der Autobahntrasse liegt, schließt allerdings sein Dorfener Werk bis zum Ende des Jahres. Dort gehen etwa 130 Arbeitsplätze verloren.
Bei der Änderung des Flächennutzungsplans will die Stadt aber optimistisch daran festhalten, dass möglichst viele Flächen an der A 94 über kurz oder lang zu Gewerbegebieten werden. Die gewerbliche Nutzung von zwei Flächen direkt an der Autobahnausfahrt ist immerhin schon geregelt: Auf dem einen Areal wird es ein Hamburger-Schnellrestaurant und eine Tankstelle geben. Auf dem Gelände nebenan will sich ein Baumarkt niederlassen. Dieses Gewerbegebiet steht aktuell für 200 Euro pro Quadratmeter, und somit insgesamt für etwas mehr als neun Millionen Euro, zum Verkauf. Vor zwei Jahren wurde der Durchschnittspreis für einen Quadratmeter Gewerbegrund in Dorfen noch mit 110 Euro angesetzt.
Auch Wohnbauflächen werden in Dorfen immer teurer. Ein Eigenheim im neuen Baugebiet "An der Mühlleite" werden sich deshalb wohl nur Wohlhabende leisten können. Der erste Anbieter eines Grundstücks auf dem Hügel vor Hampersdorf hätte laut seiner Internetanzeige gerne 480 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich zu Münchner Preisen ist das freilich ein Schnäppchen.
Das Meindl-Areal ist natürlich landschaftlich nicht ganz so apart, aber verkehrsgünstiger gelegen: Auf der einen Seite direkt an den Bahnsteigen, und über eine Straße hinten raus wäre man gleich an der Autobahn. Da das Meindl-Gebiet allerdings so groß ist, und auch in der Innenstadt gebaut wird, fragt sich mancher, ob da ein weiteres großes Baugebiet südlich der Isener Siedlung überhaupt noch nötig wäre. Dieses Gebiet ist nicht ganz unproblematisch. Der Stadtrat hat beschlossen, seine Bebaubarkeit durch ein hydrogeologisches Gutachten klären zu lassen.
Kein Gutachten braucht es hingegen für die beantragte Kiesgrube direkt westlich der Isener Siedlung. Die Mehrheit des Stadtrats kam zu der Einsicht, dass eine Kiesgrube an dieser Stelle eine einzige Zumutung für die Anwohner ist. Die Ablehnung der Kiesgrube war schließlich so eindeutig und vehement, dass man sich im Nachhinein fragte, wie überhaupt jemand auf die Idee kommen konnte, sie sei auch nur denkbar.