Klimaschutz:Die Praline herausgepickt

Klimaschutz: Ein Konzept für Fußgänger und Radfahrer soll Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein für Moosburg entwickeln.

Ein Konzept für Fußgänger und Radfahrer soll Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein für Moosburg entwickeln.

(Foto: Marco Einfeldt)

Moosburg ist sehr viel weiter als andere Städte, was eine Umsetzung der Energiewende angeht. Dennoch bleibt für Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein einiges zu tun, vor allem bei den Themen Verkehr und Solarthermie

interview Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Aussicht könnte ersprießlicher sein. Vor dem Bürofenster von Melanie Falkenstein ist nichts zu sehen als die Betonwand des Nachbargebäudes, das höchstens zwei Meter entfernt ist. Da trifft es sich gut, dass die neue Klimaschutzmanagerin der Stadt keine reine "Schreibtischtäterin" ist und regelmäßig Termine außer Haus wahrnimmt. Am Tag vor diesem Gespräch etwa war sie bei einer Fachtagung für Fahrradverkehr in Regensburg. Eine Reise im Dienste des Moosburger Klimaschutzkonzepts, für dessen Umsetzung sie engagiert wurde und das zum Ziel hat, die Versorgung in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr bis zum Jahr 2035 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien bestreiten zu können.

SZ: In Moosburg sah - auch aufgrund der angespannten Haushaltslage - nicht jeder die Notwendigkeit, zum jetzigen Zeitpunkt eine Klimaschutzmanagerin einzustellen. Wie sind Sie denn beim Dienstantritt aufgenommen worden?

Falkenstein: Gut. Ich hatte den Vorteil, dass ich schon einige Leute in Moosburg kannte. Zum Beispiel die Mitglieder des Energiebeirats oder die Solarfreunde. Deshalb war das für mich vielleicht einfacher als für andere.

Was entgegnen Sie Kritikern: Wieso ist es wichtig, dass die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts von einem hauptamtlichen Manager professionell begleitet wird?

In Moosburg ist bisher schon sehr viel gelaufen, vor allem über Ehrenamtliche wie den Solarfreunde-Verein. Aber die hatten es natürlich schwerer, weil es keine direkte Ansprechperson in der Verwaltung gab. Jetzt kann ich die Sachen über die kurzen Wege schneller organisieren als Personen von außerhalb. Ich informiere mich auch regelmäßig bei Kollegen in anderen Gemeinden und Landkreisen, welche Maßnahmen bei ihnen funktioniert haben und wo es Probleme gab, so dass wir schon einen gewissen Überblick und Referenzen haben.

Welche Maßnahmen wurden denn schon umgesetzt?

Die Gründung des Energiebeirats, dem auch aus jeder Stadtratsfraktion ein Vertreter angehört. Die Einstellung des Klimaschutzmanagers. Das Energiespardorf in den Schulen, das sehr gut angenommen wurde. Der Mobilitätstag.

Es gibt einen Aktionsplan für die Jahre 2015 bis 2017. Ihre Stelle sollte ursprünglich schon vergangenes Jahr besetzt werden. Hat diese Verzögerung Auswirkungen auf die Umsetzung des Konzepts?

Es wurden bereits vor meiner Einstellung kleinere Maßnahmen umgesetzt. Außerdem kann man die sogenannten "Meilensteine", die man sich für einen bestimmten Zeitraum gesetzt hat, nach Notwendigkeit abändern. Das liegt daran, dass manche Themen derzeit aktueller sind als andere. Der Klimaschutzmanager sollte ursprünglich im November 2015 eingestellt werden. Jetzt ist es März geworden, aber das ist kein Problem. Man kann bei geförderten Projekten angeben, dass man wegen eines verspäteten Vorhabenbeginns die Mittel ein paar Monate später haben möchte. Das wird in der Regel auch genehmigt.

Jetzt sind Sie da und können richtig loslegen. Welche Maßnahmen sind für 2016 geplant?

Ganz aktuell soll ein Klimaschutzteilkonzept entwickelt werden - ein Fuß- und Radverkehrskonzept. Wir haben die Büros schon angeschrieben und bereits mehrere Angebote vorliegen. Davon werden vier ausgewählt und im Stadtrat vorgestellt.

Was soll in diesem Teilkonzept konkret geregelt werden?

Erst mal sollen die Grundlagen analysiert werden, beispielsweise was es in Moosburg an Radwegen und Abstellanlagen gibt oder wo Fußgängerüberwege fehlen. Dann wird auch die Öffentlichkeit beteiligt, die Bevölkerung kann Vorschläge für Verbesserungen machen.

Moosburg bezeichnet sich selbst gerne als Solarstadt. Nimmt die Stadt im Bereich Energiewende tatsächlich eine Vorreiterrolle ein?

Mir ist vor kurzem von jemandem gesagt worden, dass ich mir mit Moosburg eine Praline herausgepickt habe, weil hier schon so viel im Bereich Energiewende gemacht wird. Moosburg hat zum Beispiel bei der Solarkreisliga bei den Gemeinden über 6000 Einwohnern gewonnen. Moosburg erzeugt teilweise bereits Strom zu hundert Prozent aus Erneuerbaren Energien, wobei das wegen der Wasserkraft schwankend ist. Aber hier wird schon einiges gemacht, was auch der Arbeit der Solarfreunde zu verdanken ist. In meinen Augen hat die Stadt Moosburg schon eine gewisse Vorreiterrolle. Wir haben dieses Jahr auch das Solarthermie-Förderprogramm gestartet, bei dem es bis zu 40 Euro Zuschuss pro angefangenem Quadratmeter gibt.

Dennoch gibt es sicher noch einige Baustellen. Was sind die größten Herausforderungen?

Ich würde gerne die Bürger zum Mitmachen bewegen. Das ist so ein kleines Problem, weil es besonders die Eingefleischten sind, die was für die Energiewende machen möchten. Aber man muss auch die erreichen, die daheim sind und sich nicht jeden Tag mit der Thematik befassen können.

Was unternehmen Sie konkret, um die Leute mit ins Boot zu nehmen?

Ich habe zum Beispiel das Klimaschutzkonzept bei den Solartagen vorgestellt und die Leute nach ihren Vorschlägen gefragt. Ich möchte auch auf der Webseite einen eigenen Bereich für das Klimaschutzkonzept schaffen, damit alle Daten, zum Beispiel zum Solarthermieförderprogramm, zugänglich sind.

Ihre Stelle ist zunächst auf drei Jahre befristet. Was wollen Sie bis dahin erreicht haben, um vielleicht auch Kritiker von der Notwendigkeit eines Klimaschutzmanagers zu überzeugen?

Ich hoffe, dass wir die 30 Kernmaßnahmen verwirklichen können und dass man das auch messbar gestalten kann und man sieht: Das wurde in Moosburg erreicht, so viele neue Anlagen wurden gebaut. So viel CO₂ wurde eingespart. Was die Energiewende bis zum Jahr 2035 angeht, sind wir beim Strom schon sehr weit, da haben wir das Ziel fast erreicht. Aber die Energiewende besteht aus deutlich mehr als nur Strom, dazu gehören auch der Verkehr und die Wärme. Da setzen wir jetzt an. Deshalb machen wir jetzt unter anderem auch das Verkehrskonzept und das Solarthermieprojekt.

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