Kirchdorf:Wohnungen auch für Nicht-Besserverdiener

Kirchdorf: Bezahlbarer Wohnraum steht ganz oben auf der Prioritätenliste von Bürgermeister Uwe Gerlsbeck.

Bezahlbarer Wohnraum steht ganz oben auf der Prioritätenliste von Bürgermeister Uwe Gerlsbeck.

(Foto: Marco Einfeldt)

In der Gemeinde sollen Geschossbauten entstehen, damit im Ort künftig auch günstiger Mietraum zu haben ist

Von Katharina Aurich, Kirchdorf

Bis vor kurzem stand der Fahrplan für die Projekte der Gemeinde Kirchdorf im neuen Jahr noch fest. Vor allem Straßen möchte die Kommune sanieren und rechnet dafür auch mit Einnahmen von den Anliegern, die sich laut der rechtlich verbindlichen Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) an den Kosten beteiligen müssten. Da aber die Zukunft der Strabs inzwischen unsicher ist, weiß auch Bürgermeister Uwe Gerlsbeck (CSU) im Moment nicht, ob die geplanten Sanierungen tatsächlich umgesetzt werden könnten. "Wir brauchen Planungssicherheit und es ist ja ein Unterschied, ob ich 700 000 Euro mehr oder weniger ausgeben kann. Wir machen nur das, was wir auch finanzieren können", betont der Rathauschef.

Auch die Staatsstraße 2054 durch die Ortschaft Kirchdorf macht Gerlsbeck Sorgen, "die Straße zerfällt". Zuständig sei der Freistaat und damit das Bauamt in Freising. Leider gestalte es sich relativ schwierig, sich auf ein gemeinsames Vorgehen und natürlich auch die Kostenaufteilung für die Sanierung zu einigen. Während einer Klausurtagung hatten sich die Gemeinderäte kürzlich Gedanken gemacht, wie sich die Kommune im Ampertal mit ihren 3 000 Einwohnern weiter entwickeln solle. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehe die Schaffung bezahlbarer Wohnungen, betont Gerlsbeck in seinem Ausblick auf 2018. Die Nachfrage nach Bauland, aber vor allem auch nach Wohnungen in Kirchdorf sei ungebrochen groß. Die Kommune wolle daher nicht nur die klassischen Einfamilien- und Doppelhäuser für Besserverdiener bauen, sondern auch Geschosswohnungen. Aber es "gibt keine fertigen Lösungen, ob zum Beispiel Sozialwohnungen auch im Einheimischenmodell gebaut und vergeben werden können". Auf jeden Fall würden in Kirchdorf in den nächsten Jahren auch Sozialwohnungen entstehen, sie werden mit 30 Prozent staatlich gefördert.

Vorstellbar seien Wohnhäuser mit 15 bis 20 Einheiten und einer Kaltmiete von 6,50 Euro pro Quadratmeter, schildert Gerlsbeck seine Ziele. Die Wohnungen sollten unterschiedlich groß werden, einige barrierefrei. Dafür werde nun ein modernes, städtebauliches Konzept benötigt, um in einem kleinen Ort wie Kirchdorf so zu bauen, dass sich der Geschoßbau in die vorhandene Struktur einfüge. Der Bürgermeister ist überzeugt, dass die Kommune neue und vor allem der Nachfrage angepasste Wege beschreiten werde. Die Gemeinde wolle natürlich den Grundbesitzern Rechtssicherheit geben, dass sie auch in Zukunft einen Teil ihres Besitzes auf dem freien Markt veräußern könnten, wenn sie ihre Flächen an die Kommune verkauften, erläuterte Gerlsbeck. "Dieses Problem muss im Gemeindetag besprochen werden. Wir wollen mit den Grundstückseigentümern fair umgehen." Nicht nur Wohnraum solle in Kirchdorf entstehen, sondern sich die Bürger auch heimisch fühlen, betont der Rathauschef. Dafür werde beispielsweise der Rathausplatz umgebaut, die Ortsdurchfahrt an der Kirche neu gestaltet und ein Spielplatz gebaut, "eine tolle Sache", findet Gerlsbeck.

Als Treffpunkt hat die Gemeinde das obere Stockwerk des Pfarrhauses angemietet. Hier werden in Zukunft die Eltern-Kind-Gruppen, aber auch Senioren oder Vereinsmitglieder ein- und aus gehen. Aber die Gemeinde sei nicht für alles zuständig, sondern wolle die Bürger motivieren, selbst aktiv zu werden und ihr Wohnumfeld zu gestalten, wünscht sich der Bürgermeister. Denn alles könne die Kommune nicht leisten, ein Ort sei nur mit bürgerschaftlichem und ehrenamtlichem Engagement lebenswert. Es gebe so viel Potenzial, mit wenig Aufwand das Dorf schöner zu machen. Er wünsche sich, dass die Kirchdorfer zum Beispiel auf öffentlichen Flächen, wie schon in Freising geschehen, Blumenzwiebeln pflanzten, damit die Bienen Nahrung fänden und sich die Menschen an den Blüten erfreuten, beschreibt Gerlsbeck eine seiner Ideen.

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