350 Kilogramm Blüten:Üppige weiße Pracht

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Katharina Kreitmair erklärt einer Besuchergruppe was für Sorten Holunder bei ihnen auf dem Hof blühen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Familie Kreitmair betreibt im Norden des Landkreises Freising Holunderplantagen. Einen Teil der Ernte verarbeiten die Landwirte selbst und verkaufen die Erzeugnisse im hofeigenen Laden

Von Clara Lipkowski, Notzenhausen

Gelangt man zum Ortseingang von Notzenhausen in der Gemeinde Rudelzhausen, könnte man meinen, es stünden kleine Palmen rechts und links, so wie die Äste der Sträucher bogenförmig herunterhängen. Es ist aber Holunder der dort wächst, bis etwa 3,50 Meter hoch, und weiß blüht, die Dolden sind mittlerweile groß und schwer.

Es ist das Reich der Familie Kreitmair, am äußersten nördlichen Rand des Landkreises Freising: Sechs Hektar allein für den schwarzen Holunder der Sorten Haschberger und Sampo. Hinzukommen eineinhalb Hektar für Aronia und 350 Sträucher schwarze Johannisbeere. Diese Plantagen betreiben die 28-jährige Katharina Kreitmair und ihr Mann Alfons, 29. Sie sind damit weit und breit die einzigen. Ähnliche Anbauflächen finden sich erst wieder am Ammersee und in Landsberg am Lech. Zudem bewirtschaften die Eltern von Alfons Kreitmair 40 Hektar Ackerfläche.

Die Blütenernte des Holunders ist gerade vorbei. 22 Erntehelfer, die ganze Großfamilie war Mitte Juni ausgerückt, vier Generationen leben auf dem Hof. Zwei, drei Leute pro Reihe pflückten von Hand, die anderen brachten die Ernte zum Hof. So richtig reif seien die Blüten, wenn "man sich den Blütenstaub auf den Arm schüttelt und er intensiv gelb ist", erklärt Katharina Kreitmair. "Dann ist er aromatisch und kann verarbeitet werden." Die Landwirte ernten nur zwischen 15 und 30 Prozent der Blüten - damit auch Beerenernte noch ertragreich ist.

Einen großen Teil beider Ernten verkaufen sie an einen Abnehmer. "Wir haben wieder 350 Kilogramm Blüten geschafft", sagt Katharina Kreitmair. Einen kleineren Teil, etwa 150 Kilogramm, verarbeiten sie selbst. Die Beeren ernten sie etwa Ende August und verarbeiten und verkaufen sie ebenso. Und das seit Mai im eigenen Hofladen. Dort sind Direktsaft, Likör, Balsamico, Fruchtaufstriche, Sirup, getrocknete Blüten, für Tee oder als Badewasserzusatz, in eleganten Regalen aufgereiht. Das Besondere: Alles ist bio-zertifiziert. Daher aber auch nicht ganz billig. "Wir werden regelmäßig kontrolliert", sagt Kreitmair, die EU-Norm und die Vorgaben für das Bioland-Siegel müssen eingehalten werden. "Es muss nachvollziehbar sein, woher die Zutaten kommen."

Wer den Hofladen betritt, kann rechts durch ein Fenster zur Fertigungsküche den Landwirten bei der Arbeit zusehen, etwa wie Alfons Kreitmair gereinigte Glasflaschen zum Trocknen über silberne Stäbe steckt. Gut möglich, dass ein, zwei Kinder um die Ecke kommen und durch den Hofladen streifen, mal zu Papa, mal zu Mama - es sind die Töchter der Kreitmairs, knapp zwei und vier, das dritte Kind sei unterwegs, sagt die Landwirtin und grinst. Klar, dass Kleinen mit raus aufs Feld dürfen, wenn etwas zu tun ist.

Katharina Kreitmair stammt aus dem Nachbardorf Puttenhausen, keine fünf Minuten zu Fuß entfernt. Sie war nach Notzenhausen und damit zur Familie ihres Mannes gezogen, als sie im vergangenen Jahr den Hof ausgebaut hatten. Das Projekt Hofladen und Holunderplantage sei gut angelaufen, sagt die gelernte Landschaftsgärtnerin. Vor allem jetzt, in der Hauptsaison, sei das Interesse an Führungen über das Gelände groß. Fast täglich kommen Gruppen kommen aus ganz Bayern angereist, es sind Landfrauen oder Vereine, einmal waren Austauschschüler aus Frankreich da. "Nach etwa eineinhalb Stunden Tour kaufen die meisten auch etwas", sagt Katharina Kreitmair.

Sollte es wider Erwarten künftig nicht so gut weitergehen, würde sie in ihren alten Beruf als Gartenplanerin zurückkehren. Derzeit aber läuft das Geschäft, es kommen auch immer mal wieder Gäste aus dem Wirtshaus der Schwiegereltern herüber, beliebt ist das Bio-Schweinefleisch, das sie alle paar Wochen anbieten, ebenfalls aus eigener Produktion. Denn Platz für 60 Mastschweine hat die Großfamilie auch noch. Die Tiere bekommen nicht nur viel Auslauf, sondern auch besonders gesundes Futter - denn, das versteht sich, hier in Notzenhausen ist alles bio.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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