Kastanienhof:Air China bucht Zimmer in Erdinger Hotel, weil es den Piloten dort so gut schmeckt

Kastanienhof: Das Essen ist bei chinesischen Gästen besonders beliebt.

Das Essen ist bei chinesischen Gästen besonders beliebt.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Fluglinie bringt ihre Crews nach Langstreckenflügen nicht mehr in München unter. Der Kastanienhof freut sich über 12 000 gebuchte Zimmer.

Von Regina Bluhme, Erding

Es ist eine schöne Ehrung für Wilhelm Kampe und seine Frau Min Kampe-Zhang: Seit einigen Jahren steigen die Crews von Air China nicht mehr am Flughafen ab, sondern in ihrem Hotel Kastanienhof am Erdinger Bahnhof.

Und offenbar schmeckt es ihnen dort auch ausgesprochen gut: Mittlerweile sorgen zwei chinesische Köche dafür, dass im Restaurant neben Schnitzel und Kartoffelsalat auch original chinesische Gerichte serviert werden - das Erfolgsrezept für das Hotel.

Im Hotel Kastanienhof hängen gleich links von der Rezeption vier große Uhren an der Wand. Sie zeigen an, wie spät es gerade in Erding ist, in New York, in London und auch in Beijing. Peking kennt Wilhelm Kampe gut. Viele Reisen hat er dorthin unternommen, "ich habe ganz China bereist, bis nach Tibet", erzählt er.

Seine chinesische Frau Min, die bei der Lufthansa angestellt war, hat er aber in Deutschland kennengelernt. Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern habe sich dann der Kontakt zu Air China ergeben. Vor sieben Jahren habe die Fluglinie beschlossen, ihre Crew nicht mehr in München, sondern im Erdinger Kastanienhof zu stationieren.

Die Bedienung der Kaffeemaschine ist auf Chinesich erklärt

Seither vermietet Kampe an Air China "im Jahr hochgerechnet 12 000 Zimmer." Das macht sich natürlich bemerkbar: Inzwischen sind sämtliche Informationen - von den Fluchtwegen bis zur Bedienung der Kaffeemaschine - auf Deutsch, Englisch und Chinesisch ausgeschrieben. Neben Semmeln und Marmelade gibt es am Frühstücksbuffet auch den in China äußerst beliebten Reisbrei.

In Restaurant und Bistro kann der Gast aus einer zusätzlichen kleinen Speisekarte auswählen mit der Überschrift: "Wok-Gerichte frisch zubereitet von unserem chinesischen Koch Wang Qinfang". Die Gerichte sind mit chinesischen Schriftzeichen versehen, so gibt es zum Beispiel Peking-Suppe, Fischgeschnetzeltes auf Salat oder exotisch Klingendes wie "Klebereisbällchen mit einer Füllung von schwarzem Sesam im Ingwersud".

Mittlerweile hat der Koch Wang einen zusätzlichen Kollegen aus China. "Wir haben beide über ein Inserat in einer chinesischsprachigen Zeitung gefunden, die in Deutschland gedruckt wird und hier erscheint", sagt Kampe. Mit dem Deutschen hapere es zwar noch ein wenig, doch seine Frau könne für die nötige Verständigung sorgen.

Insgesamt arbeiten sechs Köche unterschiedlicher Nationalität im Kastanienhof. "Auf unserer Speisekarte stehen auch Wiener Schnitzel, Pommes oder italienische Nudelgerichte", betont Min Kampe-Zhang in perfektem Deutsch. Neben den chinesischen Gästen übernachten laut Kampe auch andere Nationen im Kastanienhof, unter ihnen viele Deutsche und Italiener.

Bei den Chinesen steht das Milchpulver hoch im Kurs

Denen schmecke die chinesische Küche auch. Kein Wunder, sagt Min Kampe-Zhang: "Unsere Küche ist modern, leicht und gesund." Es werde immer frisch gekocht, "und wir verwenden keine Geschmacksverstärker".

Von den chinesischen Gästen erhalte die Küche immer großes Lob, sagt Wilhelm Kampe. Erst kürzlich wieder habe der Kabinenchef einer Crew geschwärmt, der Erdinger Kastanienhof habe die beste chinesische Küche im Ausland, "und der Mann muss es wissen, er ist weltweit unterwegs".

Nicht nur das Essen kommt gut an bei den Gästen. "Den Chinesen gefällt auch Erding sehr gut, und sie lassen auch viel Geld in der Stadt", sagt Kampe. "Deutsche Produkte sind in China sehr beliebt", sagt seine Frau. Besonders hoch im Kurs stehe Milchpulver: Nach diversen Skandalen in China werde den deutschen Produkten offensichtlich mehr Vertrauen entgegengebracht als den heimischen.

Große Anziehungspunkte in Erding sind neben der Therme auch das Weißbräu. "Volksfeste sind aber auch beliebt", weiß Wilhelm Kampe, "und da wird gern mal eine Schweinshaxn gegessen." Und auch die Altstadt komme bei den chinesischen Gästen sehr gut an. "Sie loben die schöne, ruhige Innenstadt, das viele Grün und vor allem die gute, wunderbare Luft." Sehr gut angenommen werde auch der Fahrradverleih. "Unsere Gäste gehen gerne auf Entdeckungstour, auch im Winter", sagt der Kastanienhof-Chef. "Wenn Sie also Chinesen herumradeln sehen, sind die von uns".

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