Kampf um begehrte Grundstücke:Kreisobmann geißelt Flächenfraß

Beim Kreisbauerntag in Eitting erklärt Jakob Maier seine Unterstützung für das Grünen-Volksbegehren. Die Meinung der Landwirte ist bei dem Vorhaben gespalten. Bezirkspräsident Anton Kreitmair zum Beispiel zeigte sich skeptisch

Von Philipp Schmitt, Erding

"Wo stehen wir, und wo geht die Reise hin?" Diese Frage stand am Montag im Mittelpunkt des Kreisbauerntags, der im Rahmen des 100-jährigen Gründungsfestes des Schützenvereins Concordia Eitting in der Maschinenhalle des Betriebs Zollner stattfand. Kreisobmann Jakob Maier fand klare Worte für die Reiseroute: Fest stehe, dass der Kampf um begehrte und sich verteuernde Flächen im Landkreis entbrannt sei. Den Bau der A94 durch das Isental bezeichnete er als "Umweltfrevel erster Güte". Und: Er unterstützt das Grünen-Volksbegehren gegen Flächenfraß.

Maier nahm kein Blatt vor den Mund. Der Kampf um begehrte Flächen im Landkreis sei entbrannt, "weil Wohnungsbau und Infrastrukturprojekte Grundstücke entziehen". Es sei für Landwirte nicht akzeptabel, wenn Strukturprobleme der Großstadt samt Ballungsraum und Flughafen auf Kosten der Landwirte ins Umland verlagert würden: "Wir müssen den Flächenverbrauch stoppen, ich halte das für einen Akt der Selbstverteidigung."

Kreisbäuerin Irmgard Posch und BBV-Kreisobmann Jakob Maier äußerten sich auch zum "Bürokratie-Monstrum Düngeverordnung". Nach Ansicht von Maier ist es ungerecht, wenn trotz "guter Standards in Bayern" Landwirten durch die neue Düngeverordnung beim Gewässerschutz neue Hürden gesetzt würden. Maier kann nicht verstehen, warum die Feinstaub- und Ultrafeinstaubbelastungen durch Straßen- und Flugverkehr akzeptiert und auf eine Besteuerung von Kerosin verzichtet werde und auf der anderen Seite aber bei Landwirten aus seiner Sicht zu strikte Maßstäbe gelten sollen. Mit Blick auf die Grünen-Chefin im Landkreis, Helga Stieglmeier, sagte Maier, dass er persönlich deren Volksbegehren gegen Flächenfraß und Betonflut unterstütze - er räumte aber ein, dass es dazu im BBV unterschiedliche Meinungen gibt.

Kampf um begehrte Grundstücke: Kreisobmann Jakob Maier wiederum kritisierte heftig den Flächenverbrauch in der Region.

Kreisobmann Jakob Maier wiederum kritisierte heftig den Flächenverbrauch in der Region.

(Foto: Renate Schmidt)

Bezirkspräsident Anton Kreitmair vom Bayerischen Bauernverband (BBV) nahm Stellung: Er stimme Maier bei der Düngeverordnung zu, sie sei "ein Paradebeispiel, wie kleinere Betriebe zerstört werden". Auch beim Flächenverbrauch gab er Maier recht, dass jeder der Produktion neu entzogene Hektar "für immer für die Landwirtschaft weg ist". Der oberbayerische BBV-Präsident zeigte sich aber skeptisch, ob das Volksbegehren der richtige Weg sei und nicht damit vor der Landtagswahl im Oktober parteipolitisches Kalkül der Initiatoren im Vordergrund stünde. Für die 150 000 Mitglieder des Bauernverbands im Bayern seien in den nächsten Jahren für deren Existenz Fragen zur künftigen Besteuerung von Betriebsübergaben und Erbschaften und zur Regelung von Ausgleichsflächen "von zentraler Bedeutung". Kreitmair appellierte zudem an Nachwuchslandwirte, sich politisch zu engagieren.

Kreitmair betonte, er sei kein Hellseher, "aber ich glaube, dass die Landwirtschaft mit Wachstum durch Entwicklung eine gute Zukunft hat, aber wir müssen dafür fair zusammenhalten, unsere Möglichkeiten realistisch nutzen, vernünftig und gewässerschonend wirtschaften". So das Fazit des CSU-Landtagsabgeordneten aus Dachau. Die etwa 2000 leistungsfähigen Betriebe im Landkreis arbeiteten nach hohen Qualitätsstandards und leisteten einen wesentlichen Beitrag für die Wirtschaftskraft des Landkreises, fügte Martin Bayerstorfer (CSU) an. Der Landwirt und Landrat sprach zudem "drohende Herausforderungen" für die Landwirtschaft durch Afrikanische Schweinepest (ASP) und zu viele Wildschweine und Biber an. Der auf einem Bauernhof aufgewachsene Eittinger Bürgermeister Georg Wiester berichtete über den landwirtschaftlichen Strukturwandel. Die Zahl milcherzeugender Betriebe habe sich in der Gemeinde seit 1918 um fast 90 Prozent reduziert - die Landwirtschaft sei aber aus Eitting nicht wegzudenken.

Landfrauentag

Anton Kreitmair, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands appellierte an den Zusammenhalt der Landwirte.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Beim Thema ASP-Prävention forderte Jakob Maier mit Blick zum CSU-Landtagslistenkandidaten und Vorsitzenden des Kreisjagdverbands Thomas Schreder ein offensiveres Vorgehen der Jäger.

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