Kabarett:Total auf speed

Kabarett: Alexander Liegl und Michael Altinger 2014 im Alten Kino.

Alexander Liegl und Michael Altinger 2014 im Alten Kino.

(Foto: Christian Endt)

Alexander Liegl und Michael Altinger proben für das Alte Kino

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Ein Telefonat. In der Probenpause. Alexander Liegl und Michael Altinger sitzen mit der Regisseurin und Liegls Lebensgefährtin Gabi Rothmüller zusammen - vielleicht haben sie ja eine Tasse Kaffee vor sich auf einem Tisch stehen, oder auch nur ein Glas Wasser -, und sprechen alle gemeinsam, manchmal auch alle gleichzeitig in den armen Lautsprecher eines einzigen Telefons. "Gleich wird's laut, es wird immer laut bei uns", sagt einer von ihnen und er hat Recht damit.

Es soll um das neue Programm der beiden Kabarettisten und ihren gemeinsamen Auftritt im Alten Kino am kommenden Freitag gehen, irgendwie geht es darum, und irgendwie auch wieder nicht. Vielmehr darum, die unterbrochene Probe auf anderer Bühne fortzusetzen, sich gegenseitig die verbalen Bälle zu- und nach gekonnter Jonglage wieder zurückzuwerfen. Für den Hörer am anderen Ende der Strippe gleicht das Telefonat der Fahrt in einer jener neumodischen Achterbahnen, die nicht nur im Sturzflug nach unten rasen, um sich anschließend in mehrere Loopings zu stürzen, sondern dabei auch noch in ihrer Verankerung hin und her wanken, als würden sie sich gleich aus ebendieser lösen. Man weiß nie, was als nächstes passiert und kann sich keine Minute lang sicher sein, das man mit dem Tempo der Raserei mithalten kann. "Wie Max und Moritz auf Speed", hat eine Zeitung einmal geschrieben, so steht es auch in der Ankündigung des Alten Kinos, und so wollen sie es haben, Liegl und Altinger, Wortakrobatik in Höchstgeschwindigkeit. Am Ende der Fahrt ist man auf jeden Fall eines: atemlos. Vor Lachen.

Vermutlich findet man unter denjenigen, die sich eine Karte für den Auftritt im Alten Kino gekauft haben, jede Menge Liebhaber rasanter Achterbahnfahrten. Raserei gehört zum Programm - oder vielmehr "Wahnsinn", wie Altinger aus dem Off ruft. "Wahnsinn ist erlaubt." Und die Fans werden nichts anderes erwarten, wenn die beiden Freunde und Kollegen Passagen und Elemente aus ihren bisherigen gemeinsamen Programmen präsentieren. Die Ebersberger werden einiges wieder erkennen, verspricht Liegl, den mit dem Alten Kino eine fast noch innigere Liebesbeziehung verbindet, als mit seinem Bühnenpartner, gehörte der gebürtige Kirchseeoner doch zur legendären Gruppo di Valtorta. Jener Kabarettgruppe also, der nicht nur eine Gasse in der Kreisstadt ihren Namen verdankt, sondern auch das Alte Kino seine Entwicklung zur renommierten Kleinkunstbühne.

Oft genug ist Liegl seither auf den Brettern dieser Bühne gestanden, als Darsteller, dahinter und dabei als Autor. Mit dem Wasserburger Altinger, Schauspieler, Autor, Kabarettist und seit 2013 Moderator der Sendung Schlachthof im Bayerischen Fernsehen, verbindet Liegl nicht nur eine zwanzigjährige Freundschaft sondern gemeinsame WG-Erfahrungen, die Zusammenarbeit in Bühnenensembles und drei Bühnenprogramme zu Zweit. Für das Erste haben sie 2007 den Deutschen Kabarettpreis bekommen. Zuletzt standen sie 2013 mit den "Platzenden Hirschen" und "Röhr du" als eingespieltes Duo vor Publikum.

Nach einer längeren Pause wollen sie nun Einblicke gewähren ins kabarettistische Eheleben - so oder so ähnlich ist das wohl, wenn "zwei wichtige Männer nur miteinander können, aber nicht miteinander können". Originalton Gabi Rothmüller, die sich ins Geplänkel der beiden Herren über den Roten Faden einschaltet, der sich durch das Programm "Halali" ziehen soll. Premiere ist zwar bereits am Sonntag in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, das aber solle nicht heißen, dass man in Ebersberg nicht noch einmal Premiere feiern könne; "Ebersberg-Premiere, das ist etwas ganz besonderes" betont Liegl. Und so werde das Alte-Kino-Publikum auch das eine oder andere Lieblingsstück wieder erkennen, versichert er. Der Rote Faden ist also das Zitat aus den früheren Programmen, unter anderem den "Platzenden Hirschen." Und die Lieblingsstücke sind die des Publikums oder die der Kabarettisten? Liegl lacht: "Manchmal deckt sich das ja zum Glück."

So viel könne er verraten, es werde um Hühner gehen, um Hirsche, Hasen, kleine Hasen speziell und deren spezielles Verhältnis zu großen Mähmaschinen. Wer von den beiden Platzhirschen dabei welche Rolle einnimmt, "das wechselt", ruft Altinger. Letztendlich gehe es, so Liegl, um eine Nabelschau, also die vollkommene Entblößung. "Eigentlich sind wir nackt", verspricht er, "und manchmal auch kurz davor." Es sei denn, dass Regisseurin Gabi Rothmüller das verhindern kann, die ein unverzichtbarer Teil des neuen Projekts ist und glaubhaft zu versichern versucht, dass sie wirklich die einzige sei, die bei allen Proben Spaß gehabt habe. Das aber glaubt ihr kein Mensch.

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