Kabarett-Nachwuchspreis:Über die Kunst, nach Hause zu gehen

Kabarett-Nachwuchspreis: Julian Wittmann nennt sich selbst "Gaudibursch vom Isental".

Julian Wittmann nennt sich selbst "Gaudibursch vom Isental".

(Foto: Renate Schmidt)

Sieg für den "Gaudibursch vom Isental": Julian Wittmann gewinnt in der Schiaßn den Nachwuchspreis St. Prosper. Damit geht die Auszeichnung an den Jüngsten - die anderen Teilnehmer waren doch schon älter.

Von Tanja Kunesch, Erding

Mit einer sympathischen Art und frischen Texten hat Julian Wittmann sie alle gekriegt. Am Freitag holte sich der "Gaudibursch vom Isental", wie er sich selber nennt, den St.-Prosper-Nachwuchs-Kabarettpreis. Seit 2012 treten in der Kleinkunstbühne Schiaßn jährlich Nachwuchskünstler gegeneinander an. Organisiert hat den Wettbewerb wieder die Sinnflut Kultur GmbH. Jeder der sechs Kandidaten hatte zwanzig Minuten Zeit, sowohl das Publikum als auch eine Jury zu überzeugen, die gemeinsam den Sieger kürten.

Gleich beim ersten Lied "Hoamgeh" hatte es den ausverkauften Saal erwischt. Mit einem verschmitzten Grinsen und dem passenden Rhythmus auf der Gitarre versetzte Wittmann die Zuschauer in einen Rauschzustand. Jeder konnte den auf komische Weise erzählten Heimweg nach dem Feiern nachvollziehen. Weitere humorvolle Geschichten und philosophische Reime aus dem Alltagsleben folgten. Richtige Bauchschmerzen vor Lachen bescherte so manchem Zuschauer auch der Revolutionssong gegen Eltern. Ein stürmischer Applaus erklang, die Sympathien des Publikums flogen dem jungen Mann nur so zu.

Vom Wahnsinn und dem Apple-Baum

Doch auch bei den anderen Auftritten wurden die Lachmuskeln der Zuschauer bis aufs Äußerste strapaziert. Humorist Peter Böhme führte das Publikum an diesem Abend durch die Welt des Kabaretts. Mit ein paar lockeren Sprüchen und lustigen Geschichten wusste Böhme immer eine Überleitung zu den Kandidaten zu finden. Den Wettstreit um den Kabarettpreis eröffnete Christian Theiss aus Dorfen. In seinem Programm "Macht Wahn Sinn" war der alltägliche Wahnsinn tatsächlich überall zu finden und reichte sogar bis in den Vatikan. Die App beschäftigte Winfried Klima. Unter dem Motto "Voll Verappled" gab der Liedermacher unter anderem die Schöpfungsgeschichte reloaded zum Besten, "upgedated von der Offenbarungsapp". Hier wurden Adam und Eva aus dem analogen Paradies geworfen, weil sie vom Apple Baum gegessen hatten. Die Moral von der Geschicht', "beiß in einen Apple nicht", wurde von den Zuschauern mit Beifall quittiert.

Als einzige weibliche Kandidatin ging Manuela "Rosa" Halfen an diesem Abend in ihrer Frauenrolle auf und gab einen Einblick in die weibliche Psyche beim Shoppen. Ihrem Künstlernamen nachkommend, stand Rosa in pinkfarbener Jacke, mit Tasche und Haarspitzen in der gleichen Farbe, auf der Bühne. Wahrlich "zauberhaft" beschloss sie die erste Hälfte: Zu Musik von Pink und unter dem Jubel der Zuschauer ließ sie ihre Jacke fallen und vollführte ein paar Zauberkunststücke, bevor Peter Böhme die Gäste mit seinem "Unterschwillacher Bauernballett & Grafflorchester" auf die Pause vorbereitete.

Warum Sex Spaß macht...

Die zweite Hälfte begann akademisch. Michael Kraus ist studierter Physiker, zugleich Theaterlehrer und selbst bühnenerfahren. Er versuchte, die scheinbar unterschiedlichen Gebiete zu vereinen, und ging der Frage nach, warum Sex Spaß macht. Dafür zeigte er unter anderem komische Betrachtungsweisen aus dem Tierreich auf und überließ schließlich Julian Wittmann die Bühne für sein Programm "Heid kimm i ned".

Um einen gelungenen Abschluss bemüht war Mani Eder. Dass er schon oft auf Lese- und Poetry-Slam-Bühnen unterwegs war, kam in den lebendig vorgetragenen Sprechgesängen zum Vorschein. Für großes Gelächter sorgte ein simultan übersetzter Text von seinen beiden Stimmen im Kopf: Die eine redete bairisch und die andere schwülstiges Hochdeutsch.

Als Preise gibt es Geld und Bier

Mani Eder heimste damit den dritten Platz ein, Zweiter wurde Winfried Klima mit seinem Programm "Voll Verappled." Beide trugen mit beschwingten Schritten ihre wohlverdienten Kästen Bier von der Bühne. Den lautesten Applaus bekam jedoch Julian Wittmann. 2012 hat er bereits beim ersten St. Prosper mitgemacht, nun darf er die 1 000 Euro Preisgeld einstecken.

Mit einem strahlenden Lachen nahm er den Fischers Humpen, angefüllt mit Buchstaben, entgegen. Der Preis wurde gestiftet von der Fischers Stiftungsbrauerei. Doch auch die Zuschauer wurden an diesem Abend für ihre Beteiligung entlohnt. Dem heiligen Prosper, der nicht nur der Schutzpatron der Dichter und Denker ist, sondern darüber hinaus auch dem Erdinger Starkbier seinen Namen gibt, hätte es gefallen: Jeder Gast erhielt am Ende noch eine Halbe St. Prosper Doppelbock.

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