Jubiläum:Sieg über Scham und Angst

Seit 40 Jahren setzt sich die Lebenshilfe Erding für die Rechte und Interessen Behinderter ein - Festakt mit Barbara Stamm

Thomas Daller

Vor 40 Jahren waren Behinderte vom öffentlichen Leben so gut wie ausgeschlossen. Im Alter von sechs Jahren, wenn andere Kinder eingeschult wurden, schrieb man sie bildungsunfähig und dann wurden sie zu Hause versteckt. Scham spielte dabei eine Rolle, aber auch die Angst, die Ermordung von Behinderten wie in der Nazizeit könne sich irgendwann wiederholen.

Und vor allem auf dem Land, wo man entweder als Krüppel oder Dorfdepp abgestempelt wurde, verließen die Betroffenen oft jahrelang nicht das Haus. Das war die Ausgangssituation, als die Lebenshilfe Erding gegründet wurde. Edeltraud Huber, die als Gründungsmitglied mit dabei war, musste erst nach diesen versteckten Kindern suchen, um die erforderliche Anzahl von zwölf zusammenzubringen.

Dass einem aus heutiger Sicht diese Schilderung bizarr erscheint, ist vor allem Organisationen wie der Lebenshilfe und anderen Behindertenorganisationen zu verdanken, denen die Betroffenen ein weitgehend selbstbestimmtes und normales Leben verdanken. Am Samstag, 24. September, feiert die Einrichtung ihr 40-jähriges Bestehen in der Stadthalle. Neben Landrat Martin Bayerstorfer als Vorsitzender der Lebenshilfe Erding wird auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm erwartet, die Vorsitzende des Lebenshilfe-Landesverbandes ist.

Die Lebenshilfe Erding wurde am 21. September 1971 als Elternverein im Gasthaus zur Post in Erding gegründet. Landrat Simon Weinhuber wurde zum Vorsitzenden gewählt; eine Aufgabe, die von Landrat zu Landrat weitergegeben wurde. 1976 wurde die beschützende Werkstatt in Kirchasch eröffnet, 1980 die Werkstatt in Erding. 1997 kam das Wohnheim in Erding dazu und seit 2007 wird das Ambulant-Betreute-Wohnen angeboten.

Obwohl es um einige Monate differiert, feiert in diesem Zusammenhang auch die Werkstatt in Erding ihr 30-jähriges Bestehen. Albert Wittmann, Geschäftsführer der Werkstätte für Behinderte, erläuterte, dass es sich dabei keineswegs um eine Beschäftigungstherapie handele, "auch hochqualifizierte Arbeiten sind mit Menschen mit Behinderung möglich". Entscheidender Faktor sei, die passende Arbeit zu finden: "Jeder Mensch kann was." Wittmann: "Wir fertigen für BMW, den Flughafen und Himolla. Und wir sind A-Lieferant, die Qualität passt."

Landrat Bayerstorfer sagte, man habe im Vorstand des Vereins lange diskutiert, ob man das Jubiläum groß feiern solle, weil Kosten damit verbunden seien. Er dankte den Sponsoren, die mit ihrer Spende die Feier erst ermöglicht hätten. Um Geld für die Lebenshilfe geht es auch bei der Versteigerung von zwei Kunstwerken, die bei der Feier gezeigt werden. Unter www.lebenshilfe-erding.de können Gebote abgegeben werden.

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