Jubiläum:Die Stille aushalten

Meditationskreis

Seit 20 Jahren gibt es in der Pfarrei Rudelzhausen den Meditationskreis von Elisabeth Schmitt.

(Foto: Lukas Barth)

Der Meditationskreis von Elisabeth Schmitt feiert sein 20-jähriges Bestehen

Von Clara Lipkowski, Rudelzhausen

Vor 20 Jahren gab Elisabeth Schmitt mehr auf gut Glück eine Annonce in der Zeitung auf: Sie suchte Interessierte für einen Mediationskurs. Prompt meldeten sich zwölf Frauen. Daraufhin gründete die damalige Mathematik- und Physiklehrerin einen Meditationskreis in der Pfarrei Rudelzhausen - der bis heute besteht und vor Kurzem sein 20-jähriges Bestehen gefeiert hat.

"Bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn ich mal krank war oder in den Ferien, war ich jeden Donnerstag da", sagt die heute 68-jährige Rentnerin. Inzwischen findet der Kurs in einem eigens dafür geschaffenen Raum in ihrem Haus statt. Parallel zu ihrer Tätigkeit als Lehrerin bildete sie sich zur Kontemplationslehrerin fort, einer Meditationsform, die schweigend ausgeübt wird.

"Wir machen zuerst 15 Minuten Körperübungen wie Schwingen und Klopfen. Dann meditieren wir schweigend zwei mal 25 Minuten auf dem Kissen, Stuhl oder Bänkchen. Nach den ersten 25 Minuten gibt es einen Gong mit der Klangschale, wir stehen auf, verneigen uns und gehen einige Minute schweigend im Kreis, dann meditieren wir weiter."

Wir, das sind seit 25 Jahren immer Frauen, derzeit fünf, die 50 Jahre alt sind oder älter. Die Teilnehmerinen haben gewechselt, manche fanden wegen des Berufs keine Zeit mehr. Männer blieben nie lang. "Wir sind hier auf dem Dorf, dass sich da ein Mann in einen Meditationskurs hersetzt, ist schwierig", sagt Schmitt. Einer sei mal gekommen, aber mit den Worten, das sei nichts für ihn, wieder gegangen.

Überhaupt sei das Meditieren nicht für jeden etwas, sagt Schmitt. "Man muss psychisch stabil sein, denn man lernt, mit sich selbst die Stille auszuhalten." Und schließlich suche man den Weg zur Liebe. "Es gibt kein Ich-bin-gut oder Ich-bin-schlecht. Und, man ist unabhängig von irgendwelchen Geräten", sagt sie und lacht.

Gemeint sind Smartphones. Junge Menschen seien auf der Suche. Nach dem Job, danach, das eigene Leben zu regeln. Sie seien noch nicht offen für Mystik und Kontemplation. "Das geht meistens erst ab 40." Wer sich öffne, sagt Schmitt, könne die Kontemplation überall machen. Im Bus, als Beifahrer im Auto. "Aber sobald ich Musik habe, bin ich abhängig", sagt Schmitt, es gehe ja darum, die Stille auszuhalten. Zwar beten die Teilnehmerinnen zum Schluss das Vaterunser, trotzdem bezeichnet Schmitt ihren Kreis als "religionsoffen." "Wer nicht beten will, muss nicht." Und das Verneigen zwischen den Meditationen? "Das kann sein vor der Natur, vor dem Göttlichen oder dem Menschen dir gegenüber."

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