Jahresrückblick:Nicht mehr tragfähig

Jahresrückblick: Gewaltige Dimensionen: Die Logistikhalle würde den westlichen Stadtrand von Erding maßgeblich verändern.

Gewaltige Dimensionen: Die Logistikhalle würde den westlichen Stadtrand von Erding maßgeblich verändern.

(Foto: Privat)

Die Pläne für eine riesige Logistikhalle am westlichen Stadtrand von Erding sind zunehmend umstritten. Bei Quadratmeterpreisen von 300 Euro schrecken auch hiesige Unternehmer vor einem Kauf zurück

Von Antonia Steiger, Erding

Das Wort Logistik hat im Laufe des abgelaufenen Jahres in Erding eine neue Klangfarbe erhalten. Im Westen an der Ecke der Dachauer und der Sigwolfstraße möchte die VIB Vermögen AG eine Halle errichten und diese 80 000 Quadratmeter unter anderem an Logistikunternehmen vermieten. Doch dieser Plan erscheint jetzt am Ende des Jahres als fast nicht umsetzbar. Eine riesige Halle, mehr Verkehr und nur wenige Arbeitsplätze - dafür kann sich keiner begeistern, weder in der Politik noch in der Bürgerschaft.

Bis 2008 bot sich die Stadt Erding demjenigen, der sich von Westen aus Richtung Aufkirchen näherte, mit einer zarten Silhouette dar. Seitdem wächst am westlichen Stadtrand ein Gewerbegebiet, das fast ausschließlich ein Sondergebiet Einzelhandel ist. Der hübsche Anblick mit Stadtturm, St. Johannes und St. Vinzenz ist perdu. Wenn Gewerbe, dann dort, so denken sich das einige. Diese Mammuthalle sprengt jedoch die Vorstellungskraft der Erdinger.

Abhilfe schuf da die im Stadtrat vertretene Gruppierung Erding Jetzt mit einem Video, das nicht nur die Ausmaße der Halle veranschaulichte, sondern auch noch als Alternative Wohnbebauung anpries. Ein Vorschlag, der vermutlich nicht ernsthaft diskutiert wird. Nicht nur sind bereits etliche Wohngebiete in Vorbereitung oder in Planung: am Poststadl, am Erdbeerfeld und an der Haager Straße Ost. Die Stadt müsse sich auch glücklich schätzen, hat Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) gesagt, dass die beiden Besitzer überhaupt bereit seien, dieses Areal in ein Gewerbegebiet zu verwandeln. Denn damit ließe sich weniger Geld verdienen als mit Grund und Boden, der in der Boomregion Erding in ein Wohngebiet verwandelt wird.

Im Rathaus verharrte man zuletzt in einer Warteposition. Gotz hatte mehrfach gefordert, dass der Investor, die VIB Vermögen AG, mit einem tragfähigen Konzept um die Ecke kommen müsse. Eine Halle für Logistik gilt nicht mehr als tragfähig, seit eine Abordnung des Stadtrates sich in Ingolstadt eine solche Halle einmal angesehen hatte. Sauber, effizient und ziemlich wenig Arbeitsplätze: Dieser Eindruck hatte sich während dieses Besuches verfestigt. Und da nützt es im Moment auch nicht so viel, wenn als einer der möglichen Mieter einer der attraktivsten bayerischen Arbeitgeber sein könnte: BMW. Für die Vorfertigung der Herstellung ihrer Prototypen sucht der Automobilhersteller im Münchner Umland einen neuen Standort, Erding ist zusammen mit anderen Orten weiter in der engeren Wahl.

Und auch die eigentlich charmante Idee, einen Teil der Fläche an die hiesigen Unternehmer zu verkaufen, von denen etliche Erweiterungsflächen außerhalb der Stadt suchen, zieht nicht. Der Charme verflüchtigte sich ganz schnell, als im Frühsommer bekannt wurde, dass die Unternehmer und Handwerker Quadratmeterpreise von ungefähr 300 Euro zahlen müssten. Es gibt günstigere Flächen, nicht unbedingt in Erding, aber in der näheren Umgebung.

Je länger die Entscheidungsfindung dauert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Halle in ihrer jetzt geplanten Dimension gebaut wird. Nach den Landtagswahlen im kommenden Jahr stehen ein Jahr später die Kommunalwahlen auf dem Programm. Die Halle als Wahlkampfthema - das werden vor allem OB Gotz und die CSU nicht wollen.

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