Jahresbericht der Stadtwerke Erding:Das Geschäft wird schwieriger

Jahresbericht der Stadtwerke Erding: Die Stadtwerke Erding sind kaufmännische Betriebsführerin für die Tochterunternehmen. Abrechnungsarbeiten übernimmt man aber auch für den Geowärmezweckverband und den Abwasserzweckverband. Auch das bringt Erlöse.

Die Stadtwerke Erding sind kaufmännische Betriebsführerin für die Tochterunternehmen. Abrechnungsarbeiten übernimmt man aber auch für den Geowärmezweckverband und den Abwasserzweckverband. Auch das bringt Erlöse.

(Foto: Renate Schmidt)

Das kommunale Versorgungsunternehmen verliert Kunden im Kerngebiet und gewinnt andere dazu. Die wichtigste Sparte ist der Stromverkauf, hier ist der Jahresüberschuss um eine Million Euro gesunken

Von Antonia Steiger, Erding

Die Stadtwerke Erding und ihre Tochtergesellschaften richten sich darauf ein, dass die Zahl ihrer Kunden zurückgeht, das sagte Geschäftsführer Christopher Ruthner am Dienstag in der Sitzung des Stadtrates, wo er den Jahresbericht 2016 präsentierte. 2016 sei trotzdem ein "erfreuliches Jahr" gewesen, der Rückgang der Kundenzahl ist aber unverkennbar. Und das betrifft vor allem die Gaskunden. Bei den Stromkunden ließen sich die Rückgänge kompensieren mit einem Wachstum außerhalb des angestammten Versorgungsbereiches. Man sei wettbewerbsfähig. Und Erding wachse ja weiter.

Insgesamt erwirtschaften die drei Tochtergesellschaften der Stadtwerke Erding - das Überlandwerk Erding mit der Stromversorgung, die Erdgasversorgung und die Wasserversorgung - weiterhin ordentliche Jahresüberschüsse. Sie betrugen 2016 drei Millionen Euro beim Überlandwerk, 2,2 Millionen bei der Erdgasversorgung und 586 000 Euro bei der Wasserversorgung. Unübersehbar ist jedoch eine Veränderung beim Überlandwerk Erding, dessen Jahresüberschuss ein Jahr zuvor noch um eine Millionen höher lag - bei vier Millionen Euro. Um 260 000 Euro gesunken ist der Überschuss beim Geschäft mit dem Erdgas, der Überschuss beim Geschäft mit Wasser ist dagegen um 200 000 Euro gestiegen. Dies liege vor allem an der höheren Wassermenge, die an eine steigende Zahl von Kunden im Zuzugsgebiet Erding abgegeben wurde und künftig abgegeben wird. Warum der Jahresüberschuss beim Stromverkauf niedriger war, erläuter Ruthner der SZ: Das liege nicht nur am Wechsel mancher Kunden zu Strom-Discountern, sondern auch am Verzicht auf eine Preiserhöhung bei steigenden staatlichen Abgaben und an höheren Ausgaben für Material und Sanierungen.

Wie die im Jahresbericht als "Erosion im Bestandskundengeschäft" bezeichnete weitere Geschäftsentwicklung aufzuhalten wäre, darüber wollte Herbert Maier (Grüne) reden und fragte, ob man sich nicht neue Geschäftsfelder erschließen könne. "Wir wollen nicht, dass das Ergebnis runtergeht", bestätigte ihm Ruthner. Dem wirke man entgegen zum Beispiel, indem die Stadtwerke zum 1. Juli auch die technische Betriebsführung der Gemeindewerke Taufkirchen übernommen haben.

An den 2010 gegründeten Gemeindewerken Taufkirchen sind die Stadtwerke mit 49 Prozent beteiligt. Ziel war eine der Region verpflichtete Energieversorgung, die möglichst auf regenerative Quellen setzt und die kommunale Eigenverantwortung stärkt. Wärme, Wasser, Strom und Gas können Bürger, Gewerbe und Industrie in Taufkirchen von den Gemeindewerken beziehen. Eine "positive Entwicklung" werde erwartet, sagte Ruthner.

Derzeit weist die Bilanz noch einen Jahresfehlbetrag aus, der 2016 bei 48 560 Euro lag und damit weniger als halb so hoch wie im Jahr zuvor war. Die Zahl der Kunden und die Mengen der Strom- und der Gasabgabe sind aber gewachsen. 2017 habe man zudem intensiv um Kunden geworben, das soll sich in der Bilanz 2017 niederschlagen. Ein Thema wird die E-Mobilität sein, sage Ruthner. Man diskutiere intensiv darüber, doch OB Max Gotz (CSU) als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke sowie ihrer Tochtergesellschaften machte deutlich, dass er es nicht als Aufgabe eines kommunalen Energieversorgers betrachte, mit den erzielten Erlösen eine Tankstellenstruktur aufzubauen, währenddessen die Automobilindustrie vor allem durch Betrügereien auffalle. Dies sei eine Aufgabe für die neue Bundesregierung.

Die Stadtwerke haben ohnehin eine andere Verwendung für ihre Überschüsse: der Erhalt des Frei- und Hallenbades und der Eishalle. Die Besucherzahlen 2016 lagen im Freibad mit 91 666 Personen unter denen des Jahres 2015: 102 050. Die Zahlen im Hallenbad (111 873) und in der Eissporthalle (54 212) übertrafen leicht die des Vorjahres. Wie dringend die Erlöse benötigt werden, offenbaren aufs Deutlichste die Defizite pro Besucher dar: Sie lagen beim Badbesucher 2016 bei zehn Euro und bei einem Eisläufer bei 8,40 Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: