Integration:Langer Atem nötig

"Lernwerkstatt Halle 36" in der Bayernkaserne in München, 2015

Deutsche Fachbegriffe im beruflichen Alltag stellen eine schwierige Hürde bei der Integration in den Arbeitsmarkt dar. Dennoch steigen die Fallzahlen bei der Vermittlung durch das Jobcenter Erding.

(Foto: Lukas Barth)

Aruso hilft Flüchtlingen bei der Jobsuche: Fachbegriffe im Beruf und der Führerschein erweisen sich als schwierig

Von Thomas Daller, Erding

Die Integrationsquote für anerkannte erwerbsfähige Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt steigt. Sie lag im Herbst 2016 bei knapp 15 Prozent und hat in diesem Herbst knapp 25 Prozent erreicht. Das geht aus den Zahlen des Jobcenters Aruso in Erding hervor. Bis aus diesen Flüchtlingen jedoch gefragte Fachkräfte werden, ist es oft noch ein langer Weg. Vor allem die Fachbegriffe, die ihnen im Fachunterricht an der Berufsschule begegnen, bilden demnach schwierige Hürden bei den Prüfungen. Viele anerkannte Asylbewerber kommen daher nur in Helferbereichen unter, wo sie aber auch in Konkurrenz zu Rumänen oder Bulgaren stehen.

Bei der Sitzung des örtlichen Beirats präsentierte Aruso-Chefin Monja Rohwer in einem Entwurf die vorläufigen Zahlen. Demnach hat das Jobcenter Erding 2017 im Jahresdurchschnitt etwa 400 anerkannte erwerbsfähige Flüchtlinge betreut. Die Prognose für 2018 liegt bei gut 450 im Jahresdurchschnitt. Derzeit befinden sich im Landkreis Erding noch etwa 720 Menschen im laufenden Asylverfahren, davon etwa 190 aus Ländern mit einer hohen Bleibeperspektive.

Allerdings habe sich bisher gezeigt, sagte Rohwer, dass nur sehr wenige Flüchtlinge über verwertbare Schul- oder Berufsabschlüsse verfügten. Die Qualifizierung der Flüchtlinge stehe daher im Vordergrund. Das Integrationspotenzial der anerkannten Flüchtlinge werde nach den jetzigen Erfahrungswerten auf gut zwanzig Prozent eingeschätzt: "Die vergleichsweise geringen Beschäftigungsquoten zeigen, dass die Integration in den Arbeitsmarkt einen langen Atem braucht", heißt es im Entwurf zum Vorlagebericht. Grundsätzlich verfolge das Jobcenter den Ansatz "work first": Das heißt, die anerkannten Flüchtlinge sollen möglichst bereits während des Spracherwerbs in einem verpflichtenden Integrationskurs eine Beschäftigung aufnehmen: "Spracherwerb soll mit betrieblichen Inhalten verbunden werden. So kann Langzeitarbeitslosigkeit vermieden werden."

Als positives Beispiel nannte Rohwer die Zusammenarbeit eines Trägers mit der Firma Wurzer in Eitting. Dort könnten sie im Bereich Lager und Logistik arbeiten, mit Kränen und Gabelstaplern umgehen lernen und leichte Baumaßnahmen ausführen. "Wurzer braucht Kraftfahrer, er würde auch die Weiterqualifikation übernehmen", sagte Rohwer. Allerdings weiß man auch aus den Erfahrungen aus den Nachbarlandkreisen, dass nur die Hälfte der Flüchtlinge auf Anhieb den Führerschein schafft. Zudem ist die Maßnahme bei Wurzer auch nicht ganz billig, weil das Unternehmen "ein bissl auswärts liegt", so Rohwer. Deswegen habe der Träger einen Bus organisiert, der die Flüchtlinge am Erdinger Bahnhof abhole und sie dann an ihren Arbeitsplatz bringe. 14 Flüchtlinge nehmen daran teil, alle anerkannt und alle auf einem Sprachniveau von A2 bis B1. Die Maßnahme laufe noch bis April 2018. Der Träger habe im Bereich Passau schon einmal ein ähnliches Modell realisiert und dabei sehr gute Ergebnisse erzielt.

Die Flüchtlinge seien in der Arbeit pünktlich und fleißig und auch die Abbrecherquoten sind "nicht überdurchschnittlich". Die Sprache sei das große Problem, trotz der Berufsintegrationsklassen: "Viele tun sich mit den Fachbegriffen schwer."

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