In Tschechien schon erste Fälle:Furcht vor der Schweinepest

In Tschechien schon erste Fälle: Wegen der hochansteckenden und tödlichen Afrikanischen Schweinepest wurden jetzt Abschussprämien für Schwarzwild ausgesetzt.

Wegen der hochansteckenden und tödlichen Afrikanischen Schweinepest wurden jetzt Abschussprämien für Schwarzwild ausgesetzt.

(Foto: Christian Endt)

Mäster und Züchter im Landkreis sind nervös: Die hochansteckenden und tödlichen Viren sind auf dem Vormarsch, Schwarzwild soll der Überträger sein. Jäger sollen nun Bachen und Keiler schießen

Von Regina Kirschner, Erding

Schweinemäster und- züchter im Landkreis sind in diesen Tagen nervös: Vom Baltikum aus rückt die hochansteckende und tödliche Afrikanische Schweinepest immer näher; im Nachbarland Tschechien sind schon die ersten Fälle aufgetreten. Wildschweine sollen die Überträger sein. Jetzt sollen die Jäger raus in den Wald und sie schießen. Umweltministerin Ulrike Scharf und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner haben bereits Prämien für totes Schwarzwild ausgesetzt.

Bis zu acht Milliarden Euro - so hoch könnte der volkswirtschaftliche Schaden beim Ausbruch in Deutschland sein, schätzt Georg Stock, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands (BBV) für Erding und Freising. Bricht das Virus bei Wild- und Hausschweinen erst einmal aus, verläuft die Erkrankung in der Regel tödlich. Die Jäger erhalten für erlegte Bachen ohne Jungtiere, Frischlinge und bereits tote, auf die Pest untersuchte Tiere, 20 Euro.

Laut Thomas Schreder, Vorsitzender des Kreisjagdverbands (KJV) in Erding, sind die Jäger bemüht, den Schwarzwildbestand niedrig zu halten. Etwa 200 Wildschweine wurden im Landkreis im vergangenen Jahr geschossen, doppelt so viele wie 2012. Laut Stock gibt es insbesondere im Holzland immer wieder von Wild verursachte Schäden auf den Feldern. Wie viele Wildschweine im Landkreis unterwegs sind, kann Schreder nicht sagen. Wildtiere zu schätzen, sei praktisch unmöglich. Doch im Vergleich zu Landkreisen in Mittelfranken lebe hier wenig Schwarzwild. Allerdings wäre nur ein infiziertes Wildschwein, das ein Hausschwein ansteckt, ein massives Problem für die Bauern. Laut Stock gibt es etwa 150 Mast- und 60 Zuchtbetriebe im Landkreis. "Alle Tiere aus dem betroffenen Stall und den Kontaktbetrieben müssten gekeult werden. Die Landwirte bekommen zwar Geld aus der Tierseuchenkasse, aber die Exportpreise für Schweine gehen dann in den Keller", erklärt Stock. Schreder wird voraussichtlich am 5. Januar auf der Ortsobmännertagung des BBV Erding-Freising sprechen. Laut Stock liegt dem Verband der Dialog mit den Jägern am Herzen, "weil wir Bauern eine andere Sicht haben als die Jäger".

Schreder glaubt nicht, dass wegen der Prämie mehr Schwarzwild im Landkreis geschossen wird: "Es geht um die Hege und Pflege der Wildbestände, nicht um wirtschaftliche Gründe." Er betrachte die Prämie als Aufwandsentschädigung. Denn die erlegten Wildschweine lässt Schreder immer auf radioaktive Belastung und Trichinen untersuchen und trägt die Kosten.

Dass das Schwarzwild die Schweinepest nach Bayern einschleppt, hält Schreder für unwahrscheinlich. Die infizierten Wildschweine seien zu schwach für längere Märsche. Nach Krankheitsausbruch leben sie nur drei bis fünf Tage weiter. Derzeit befinden sich die meisten erkrankten Tiere im Baltikum. Von dort aus hat sich die Krankheit in die Ukraine, nach Polen und nach Tschechien ausgebreitet. Doch krankes Schwarzwild aus Tschechien könne dank Stromzäunen nicht mit gesunden Schweinen in Kontakt treten, so Schreder. Allerdings könnte die Pest auch auf anderen Wegen nach Bayern kommen.

In Tschechien und vor allem der Ukraine sind die Tiere punktuell an einem Ort krank, nicht großflächig wie in den baltischen Staaten. Deshalb nimmt Schreder an, dass ASP durch den Menschen verbreitet worden ist. Der Mensch kann an dem Virus zwar nicht erkranken, aber durch Tiertransporte und Nahrungsmittel gesunde Tiere mit infizierten Schweinen oder deren Fleisch in Kontakt bringen. "Da reicht schon eine Wurstsemmel", sagte Schreder. Cervelatwurst, geräucherter Schinken, Salami oder Mettwurst aus Osteuropa seien ein Problem, erklärt Stock. "In Erding ist viel Reiseverkehr. Wenn jemand infiziertes Fleisch an der Straße wegwirft, fressen die Wildschweine das womöglich."

Der Bauernverband versucht die Bevölkerung für das Problem zu sensibilisieren. Auch Tiertransporte müssten hygienischer arbeiten. Schreder sieht die Behörden in der Aufklärungspflicht. Nur dadurch könne verhindert werden, dass ASP durch Menschen in Deutschland ankomme. Stock hingegen appelliert an die Jäger. Es liege an ihnen, durch gezielte Jagd auf Schwarzwild die landwirtschaftlichen Betriebe zu schützen.

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