In elf Jahren zur Mittleren Reife:Vorteil für Isen

In elf Jahren zur Mittleren Reife: Hans Wiesmaier warnte vor einem Präzedenzfall für die Kosten bei der Schülerbeförderung.

Hans Wiesmaier warnte vor einem Präzedenzfall für die Kosten bei der Schülerbeförderung.

(Foto: Peter Bauersachs)

Kreistag empfiehlt wegen der günstigeren Schülerbeförderungskosten ein 9+2-Konzept für die dortige Mittelschule. Finsing könnte dem Kultusministerium in zwei Jahren als weiterer Standort vorgeschlagen werden

Von Thomas Daller, Landkreis

Für die Entscheidung, an welcher weiteren Mittelschule im Landkreis nach Wartenberg das sogenannte 9+2-Konzept eingerichtet werden soll, hat der Kreistag einen Empfehlungsbeschluss für Isen gefasst. Dieser Beschluss beruht darauf, dass die Schülerbeförderungskosten nach Isen laut Berechnungen des Landratsamtes weitaus günstiger als nach Finsing sind. Finsing ist damit jedoch nicht gänzlich aus dem Rennen: Sollte Isen ein ähnliches Erfolgsmodell wie Wartenberg werden und dabei mit dem 9+2-Modell den M-Zug im benachbarten Dorfen in seinem Bestand nicht gefährden, will man in zwei Jahren über einen weiteren Standort diskutieren: dann wäre Finsing dafür prädestiniert.

Beim 9+2-Modell hängen Mittelschüler nach dem Quali zwei weitere Jahre Schule dran und machen nach der 11. Klasse einen Mittleren Schulabschluss. An der Marie Pettenbeck-Schule in Wartenberg wurde das Modell bereits zum Schuljahr 2013/14 eingeführt und hat sich dort als voller Erfolg erwiesen. Die Schülerzahlen in der 10. und 11. Klasse sind eigentlich bereits zu groß für dieses Angebot. Für einen weiteres 9+2-Modell wollte man einen kleineren Standort, um mehr Flächenpräsenz zu gewährleisten, außerdem fielen alle Mittelschulen durchs Raster, die bereits über einen M-Zug verfügten. Übrig blieben daraufhin Isen, Finsing, Wörth und Forstern. Forstern bewarb sich jedoch nicht und Wörth galt als zu klein, weil sich langfristig der größere Teil der Schülerzahl aus dem näheren Einzugsbereich herausbilde. Die erforderliche Schülerzahl hätte man daher in Wörth nur erreicht, wenn man die Schüler aus Erding Wörth zugeschlagen hätte. Damit hätte man allerdings die Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg geschwächt, was nicht gewollt ist. Übrig blieben somit Finsing und Isen, wobei beide Standorte als gleichwertig eingestuft wurden. Diese Einstufung beruhte auf einem Gutachten der Hochschule für angewandtes Management (HAM), das der Landkreis in Auftrag gegeben hatte.

Die Entscheidung über den Standort liegt jedoch nicht beim Landkreis, sondern beim Kultusministerium. Das Ministerium orientiert sich dabei aber auch an der Empfehlung des Schulamtes. Und Schulamtsleiterin Marion Bauer war bei einer Sitzung des Kreisausschusses im April dieses Jahres noch unschlüssig und hatte den Landkreis um einen Empfehlungsbeschluss gebeten. Denn der Landkreis ist insofern involviert, weil er sich freiwillig bereit erklärt hat, die Schülerbeförderungskosten dafür zu übernehmen. Allerdings gibt es dabei die Vorgabe, dass man grundsätzlich nur die günstigste Beförderung übernimmt, beziehungsweise ausnahmsweise auch mal die zweitgünstigste, wenn die Alternative nicht mehr als 20 Prozent teurer ist. Im Falle von Isen und Finsing klafften die Unterschiede jedoch weit auseinander: Bei der Beförderung nach Isen könne man auf bereits bestehenden Verbindungen aufbauen und "Verkehre andocken", wie es Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) formulierte. Bei der Schülerbeförderung nach Finsing hingegen müsste man eigens eine zusätzlich Buslinie einrichten, was alleine schon mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 25 000 Euro zu Buche schlagen würde. Hinzu käme, dass die Schüler aus dem Raum Dorfen, Isen, Lengdorf und St. Wolfgang, die derzeit schon zur Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg lange Bus fahren müssen, das auch nach Finsing in Kauf nehmen müssten. Das Landratsamt hat errechnet, dass sie täglich zweieinhalb Stunden unterwegs wären. Unterm Strich müsste der Landkreis pro Schüler und Jahr nach Isen 450 Euro für die Beförderung zahlen, nach Finsing, insbesondere wegen der zusätzlichen Buslinie, 7000 Euro. "Das ist das 15-Fache", monierte Bayerstorfer. Kreisrat und Gemeindetagssprecher Hans Wiesmaier (CSU) warnte eindringlich davor, dass man mit einer Entscheidung zugunsten von Finsing einen eklatanten Präzedenzfall schaffen würde, der das bisherige Kostensystem der Schülerbeförderung sprengen könnte.

Kritik kam von Grünen, ÖDP und SPD sowie von Finsings Bürgermeister Max Kressirer. Die Informationen seien unzureichend, man dürfe Schulstandorte nicht nach Kassenlage beurteilen und darüber hinaus greife man damit in die Befugnisse des Schulamtes ein, das sich selbst noch nicht entschieden habe.

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