Immobilienpreise:München zieht Erding mit

Immobilienpreise: Auch wenn noch mehr gebaut wird, werden die Preise weiter anziehen, damit rechnen die Experten

Auch wenn noch mehr gebaut wird, werden die Preise weiter anziehen, damit rechnen die Experten

(Foto: Renate Schmidt)

Wie extrem der ungebremste Preisanstieg ist, verdeutlichen die Fünf-Jahres-Vergleiche: Eigentumswohnungen sind seit 2010 um 64 Prozent teurer geworden, Einfamilienhäuser um 51 Prozent, die Mieten sind um 30 Prozent gestiegen

Von Florian Tempel, Erding

Aus Münchner Sicht sind Immobilien in der Stadt Erding geradezu günstig. Der Kaufpreis für Häuser und Wohnungen liegt hier bei nur etwa 60 Prozent dessen, was in der Landeshauptstadt verlangt wird. Doch da die Münchner Preise laut dem aktuellen Bericht der Immobilienmarktforscher des IVD-Instituts erneut auf neue Höchstwerte geklettert sind, haben auch die Immobilienpreise in Erding noch einmal enorm angezogen.

Stärkste Preissteigerung im Umland

Wie extrem der ungebremste Preisanstieg ist, verdeutlichen die Fünf-Jahres-Vergleiche der IVD-Studie, die für Erding Spitzenwerte ausweisen: Eigentumswohnungen sind seit dem Herbst 2010 um 64 Prozent teurer geworden, Einfamilienhäuser um 51 Prozent, die Mieten sind um 30 Prozent gestiegen. Zwei Rechenbeispiele: Eine Wohnung in Erding, die vor fünf Jahren 200 000 Euro kostete, hat nun einen Kaufpreis von 330 000 Euro. Ein Haus, das im Herbst 2010 für 400 000 Euro den Besitzer wechselte, kostet mittlerweile mehr als 600 000 Euro.

Auch die Preissteigerungen binnen eines Jahres waren in Erding stärker als irgendwo sonst im Münchner Umland. Baugrundstücke haben sich von Herbst 2014 bis Herbst 2015 um etwa 15 Prozent verteuert. Ein Quadratmeter Baugrund in guter Wohnlage kostete zuletzt 765 Euro. Bei Häusern und Wohnungen ist der Preisanstieg ebenso stark oder noch größer: Ein gutes, älteres Reihenmittelhaus kostete im Herbst 2015 in Erding etwa 400 000 Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 50 000 Euro weniger. Für ein gut gelegenes Einfamilienhaus ist der Preis in zwölf Monaten um durchschnittlich 100 000 Euro in Höhe geschnellt.

Mieten steigen auch - aber weniger rasant

Bei Eigentumswohnungen war der Anstieg für Wohnungen mit "einfachem Wohnwert" mit einem Plus von 24 Prozent innerhalb eines einzigen Jahres am größten. Die Mietpreise stiegen ebenfalls, zwar nicht ganz so rasant, aber im Schnitt um etwa zehn Prozent. Selbst für eine einfache Altbauwohnung wurden bei Neuvermietungen durchschnittlich schon 8,80 Euro verlangt, für Neubauwohnungen in bester Lage waren es 14 Euro.

Die IVD-Studien beleuchten alle sechs Monate die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt in den größeren Kommunen im Münchner Umland. Im Landkreis Erding wird nur Erding unter die Lupe genommen. Im Vergleich mit den anderen Kreisstädte rund um München ist das Erdinger Immobilienpreisniveau ganz durchschnittlich. In Dachau und Fürstenfeldbruck kosten Häuser und Wohnungen etwa genau so viel wie hier. In Ebersberg sind Häuser zwar weniger teuer, dafür muss man dort für Wohnungen mehr hinlegen.

Freising ist noch teurer

In Freising liegen die Preise für alle Arten von Wohnimmobilien hingegen deutlich über den Erdinger Preisen - für ein Einfamilienhaus in Freising musst man zuletzt im Schnitt sogar schon 900 000 Euro zahlen. In München und Starnberg bekommt man für so viel Geld nur eine Doppelhaushälfte, Einfamilienhäuser haben dort längst die Millionengrenze durchbrochen.

Der Verfasser des IVD-Marktberichts, Professor Stephan Kippes, stellt fest, dass in den vergangenen Jahren im Großraum München Wohnraum "eher im gehobenen Segment" gebaut wurde. "Das Objektangebot im einfachen und mittleren Preissegment" sei deshalb "stark ausgedünnt". Die allgemeine Wohnraumknappheit im Münchner Umland könne nur "mit einem Bündel unterschiedlicher Maßnahmen gemildert werden, in erster Linie muss aber deutlich mehr gebaut werden". Er nennt jedoch einen Grund, warum viele Kommunen - auch Erding - trotz vorhandenen Baulands mit der Ausweisung neuer Wohngegenden zurückhaltend seien: "Sie wollen weitere Neubaugebiete erst ausweisen, wenn der notwendige Ausbau der Verkehrswege gesichert ist".

Doch auch wenn mehr gebaut wird, werden die Preise wohl weiter anziehen. Der Vorsitzende des IVD Süd, Erik Nothelfer, teilt in einer Pressemitteilung mit, dass "allein die zum 1. Januar 2016 eingetreten Verschärfung der Energiesparverordnung einen finanziellen Mehraufwand von acht Prozent verursacht."

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