Ilse Aigner beim Bauerntag:Heimspiel mit ungewissem Ausgang

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner wird sich beim Kreisbauerntag in Dorfen auch auf unbequeme Fragen einstellen müssen

Florian Tempel

Erding - Das Gautrachtenfest in Dorfen erwartet hochrangigen politischen Besuch: Am Sonntagabend will Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) in der zum Bierzelt umdekorierten Eishalle beim Erdinger Kreisbauerntag gegen 19 Uhr eine Rede zur aktuellen Agrarpolitik der Bundesregierung halten - falls sie denn kommt und sich nicht wie 2009 beim Bauerntag in Schröding von einem Staatssekretär vertreten lässt.

Die CSU-Ministerin, die derzeit auch kommissarisch den CSU-Bezirk Oberbayern leitet, hat in Dorfen ein Heimspiel. Sie kommt auf Einladung von Parteifreunden. Der Kreisobmann des Bauernverbandes Hans Schwimmer und die Kreisbäuerin Elisabeth Mayr sind beide CSU-Kreisräte. Der Geschäftsführer des Bauernverbandes im Landkreis Erding, Gerhard Stock, erwartet sich von Aigner "Informationen aus erster Hand". Die hiesigen Landwirte interessierten sich wie alle anderen vor allem für die Frage, wie es mit der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik weitergehen wird.

Ein speziell im Landkreis wichtiges Thema sind die Biogasanlagen. Nachdem zuletzt vor allem kleinere Anlagen gefördert werden sollten, gebe es wieder Tendenzen, doch auf große Anlagen zu setzen. Stock sagte, die Mehrheit der Bauern im Landkreis halte das für falsch: "Wir möchten, dass auf dezentrale, kleine Anlagen gesetzt wird." Das hat vor allem mit der zunehmenden Konkurrenz um Anbauflächen für Mais zu tun. Biogasbauern können höhere Pachten zahlen als zum Beispiel Milchviehhalter.

In diesem Zusammenhang fordere der Bauernverband auch eine Änderung der Regeln für ökologische Ausgleichsflächen, die bei jedem Bauvorhaben ausgewiesen werden müssen. Im Landkreis Erding wird in den kommenden Jahren viel landwirtschaftliche Fläche allein durch Verkehrsprojekte und die dazugehörigen Ausgleichsflächen verloren gehen. "In Zeiten der Flächenknappheit brauchen wir ein neues Modell", sagte Stock, die bisherigen Regeln seien "veraltet".

Aber auch wenn der Bauernverband Forderungen an Aigner hat, mobilisieren gegen ihre Agrarpolitik jedoch vor allem andere Interessenvertreter: Matthias Lohmeier, Kreisvorsitzender des Bunds Deutscher Milchviehhalter (BDM), sagt etwa, Aigner tue zu wenig, um die Situation der Milcherzeuger zu verbessern. Sie vertrete deutsche Interessen in Brüssel zu lasch. Was womöglich damit zu tun habe, dass BDM und Bauernverband "in Sachen Milch ganz andere Anschauungen haben", sagte Lohmeier.

Barbara Greimel von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft misstraut Aigner prinzipiell. Bauernverband, Industrie und Politik "stecken alle unter einer Decke". Für sie hat ein Thema "absolute Priorität": Man brauche endlich ein Verbot grüner Gentechnik. Zusammen mit dem BDM, dem Bund Naturschutz und der Verbraucherorganisation Campact will Greimel Aigner damit konfrontieren, dass eine klare Mehrheit der Deutschen gegen Agrar-Gentechnik sei.

Allerdings lehnt auch der Bauernverband im Landkreis Erding Gentechnik geschlossen ab, sagte Kreisgeschäftsführer Stock. "Auch wir haben da eine ganz klare Haltung: Die Verbraucher wollen es nicht, die Landwirte brauchen es nicht - warum sollten wir es anbauen?"

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