Idee am Flughafen:Das Airbnb für Autos

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Drei junge Unternehmer wollen die unbenutzten Privatwagen von Fluggästen weiter vermieten

Von Serafine Dinkel, Flughafen

Wer schon einmal jemanden vom Flughafen abgeholt hat, kennt die Hetze: Nicht zu früh durch die Kurzparkerschranke am Terminal fahren, innerhalb von zehn Minuten den Abzuholenden finden, einpacken und wieder durch die Schranke düsen. Und wehe er trödelt am Gepäckband und kommt erst nach elf Minuten durchs Portal, das kostet. Ganz zu schweigen vom Drama bei Flügen mit stundenlanger Verspätung. Aber auch Dauerparker haben es nicht leicht. 19 Euro und mehr kostet ein Stellplatz pro Tag - bei einer Woche Urlaub sind da schnell die Flugkosten übertroffen. Drei junge Unternehmer sind daher auf die Idee gekommen, Autos der Fluggäste vorübergehend zu vermieten.

Die "Sharing Economy" hat in den vergangenen Jahren von sich reden machen. Uber, Blablacar, und Airbnb laufen Marktführern den Rang ab, indem schon existierende Ressourcen (das leer stehende Zimmer, die freien Plätze im Auto) genutzt werden. Der Konsument profitiert von vergleichsweise niedrigen Preisen und der Anbieter durch Profit bei wenig Aufwand. Und natürlich verdient auch der Dienstleister daran, der den Austausch möglich macht.

Mittels diesen Konzeptes möchte Fabien Rozzi das Parkplatzproblem von Vielfliegern lösen. Das Startup "Trip-Cars", das er im März mit zwei Kommilitonen gegründet hat, will ebenfalls vermitteln: zwischen Flugreisenden, die beim Parken sparen möchten, und Urlaubern auf der Suche nach einem billigen Mietwagen.

"Ich bin auf die Idee gekommen, als ich mit dem Firmenwagen zum Flughafen fuhr. Die Parkgebühren waren letztlich teurer als Hin- und Rückflug zusammen. Außerdem ist mir die riesige Fläche aufgefallen, die durch Autos verstopft und unbrauchbar gemacht wird." Gleichzeitig bezahlten einige 100 bis 200 Euro pro Woche für einen Mietwagen. "Wir füllen eine Nische", erklärt Rozzi. Sharing-Angebote gebe es für Pendler und für Langstrecken, aber eben nicht für den Transport zu einem anderen Beförderungsmittel. "Transfermobilität", nennt Rozzi das. Wer Trip-Cars sein Auto zur Verfügung stellt, parkt kostenlos. Wird es vermietet, erhält der Besitzer pro gefahrenem Kilometer eine Kompensation. Rund 50 Prozent unter dem Marktpreis sollen die Tarife für die Privatwagen von Trip-Cars liegen. Für einen Mittelklassewagen wären das 30 bis 40 Euro statt 60 bis 80 Euro am Tag. Das "Airbnb für Autos" nennt Rozzi seine Firma. Ganz neu ist seine Idee allerdings nicht. 2012 wurde in San Francisco das ähnlich funktionierende Unternehmen "Flight Car" gegründet. Inzwischen hat es Standorte an zwölf Flughäfen der USA.

Die drei Trip-Cars-Gründer haben sich an der TU München (TUM) gefunden. Diplomingenieur Rozzi studierte zuvor an der TU Dresden und arbeitet an seinen Masterarbeiten in Management an der TUM und der Business School HEC Paris. Zusammen mit seinen Kollegen David Goelz, ebenfalls Ingenieur, und Nilson Silva, Informatiker, hat er an der TUM an einem Businessplanseminar teilgenommen, aus dem die Gruppe als Sieger hervorgegangen ist. Ihre Geschäftsidee errang im Februar den dritten Platz beim Stuttgarter Startup-Wettbewerb "Elevator Pitch".

Den Deutschen sind ihre Autos bekanntlich wichtig. Wildfremden das geliebte Auto zu überlassen, könnte ihnen schwer fallen. Rozzi beruhigt: Ab dem Zeitpunkt der Vermietung seien die Autos "quasi komplett versichert". Die Jungunternehmer haben eine große Versicherung als Partner gewonnen. "Das war eine der schwierigsten Aufgaben", erzählt Rozzi. Ende des Jahres hin soll das im März gegründete Unternehmen an den Start gehen: "Wir arbeiten zurzeit noch an einem Algorithmus für die Website", erklärt er. Mit dem sollen eingestellte Inserate sofort sichtbar werden. Bis Ende des Jahres soll noch eine Marketinginitiative gestartet werden. Relativ fiel es Rozzi und seinen Kollegen offenbar, einen Parkplatzbetreiber ins Boot zu holen, er befindet sich in Oberding. Der Flughafen München sei bestens für das Unternehmen geeignet, sagt Rozzi - und er schließt nicht aus, Standorte an weiteren Flughäfen zu eröffnen, wenn alles klappt.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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