"Ich will den Wählern helfen":Grünschnabel mit Haltung

Anna-Maria Lanzinger Grüne Jugend Erding im Landesvorstand

Mit 17 tritt Anna-Maria Lanzinger den Grünen bei, 2017 will sie in den Bundestag - was nicht ganz einfach wird auf Listenplatz 17.

(Foto: privat)

Anna-Maria Lanzinger ist 21 Jahre alt und will im Parlament für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung kämpfen

Von Zoë Kögler, Erding

Anna-Maria Lanzinger ist 21 Jahre alt, will soziale Gerechtigkeit, hält nichts von Konsumkritik, ist Feministin und möchte in den Bundestag. Sie ist die Direktkandidatin für das Bündnis 90/Die Grünen für den Wahlkreis Ebersberg-Erding und steht auf Listenplatz 17. Zur Politik gekommen ist sie während des Wahlkampfes bei der Bundestagswahl 2013. Da war sie 17 Jahre alt und habe sich noch nicht so gut ausgekannt mit der Politik, sagt sie. Sie wollte aber dazulernen. Also entschloss sich Lanzinger, einer Partei beizutreten, und da sie sich sowieso schon für den Tierschutzverein im Landkreis einsetzte, schienen die Grünen naheliegend, sagt sie. Und wenn es ihr nicht gefallen hätte, dann hätte sie ja jederzeit wieder austreten können.

Jetzt, vier Jahre später, soll es in den Bundestag gehen. Denn das Parlament sollte eigentlich die Gesellschaft repräsentieren, findet Lanzinger, aber wenn es voller weißer, alter Männer sei, dann sei das nicht gegeben. In Berlin könnte sie sich viel mehr einbringen. Dass sie nicht gleich die Welt verändern kann, weiß sie allerdings auch. "Als Einzelabgeordnete kann man viel erreichen, aber nicht alles ändern", sagt sie. Für ihr Engagement bekomme sie viel positives Feedback, sehr häufig werde auch ihre Familie darauf angesprochen - meistens ebenfalls positiv.

"Schön, wenn mal eine junge Frau kandidiert", ist eine Aussage, die Lanzinger auch schon öfter gehört hat. Das mag sie aber nicht besonders. Es werde einfach nicht erwartet, dass man eigene Standpunkte hat, sondern das entscheidende Merkmal sei dann, dass man eine Frau ist. "Lieber höre ich ein ,Schön, wenn sich mal jemand für Sozialpolitik engagiert'", erzählt sie. Denn die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik liegt ihr am Herzen. Sie hat selbst eine Ausbildung zur Medienkauffrau und anschließend zur Elektronikerin absolviert und fängt im Herbst an, Physikalische Technik in München zu studieren. "Da kennt man sich ja mit sozialer Gerechtigkeit aus", sagt Lanzinger lachend.

Neben ihren Ausbildungen war sie natürlich auch politisch tätig, sowohl bei der Grünen Jugend, als auch beim Bündnis 90/Die Grünen. "Die Kombi aus beiden finde ich sehr schön", sagt sie. Bei der Grünen Jugend Bayern hatte sie schon die politische Geschäftsführung inne, war aber auch Schatzmeisterin. Sprecherin in Erding ist sie bereits seit 2014. Beim Bündnis 90/Die Grünen Erding ist sie Beisitzerin, beim Landesverband Bayern im Finanzausschuss.

Und jetzt soll es eben in den Bundestag gehen. "Ich will den Wählern helfen", sagt Lanzinger. Das sei aber nicht immer einfach. Zuerst einmal müsse man sich durch die Hintergründe von bestehenden Problemen durchbeißen, dann müsse man Konzepte entwickeln. Dann erst können Parteien konkrete Forderungen entwickeln, erklärt Lanzinger. Floskeln ohne Inhalt dagegen würden den Menschen nicht helfen. "Der Unmut im Land kann nicht reduziert werden, indem Feindbilder geschaffen werden", ist ihre Meinung. Aber Feindbilder seien nun mal einfacher als umfassende Informationen. Die Aufgabe der Politik sei es allerdings, tatsächliche Lösungen für die Bürger zu finden.

Ein Problem, das angegangen werden müsse, sei die Gleichberechtigung der Geschlechter, sagt Lanzinger. Daher ist ihr der Feminismus wichtig. "Es sollte keinen Unterschied machen, als was ich geboren bin", sagt sie. Dabei sei es wichtig, dass die Geschlechter nicht nur gleiche Chance hätten, sondern eben auch gleich gesehen werden. Insgesamt gebe es in der Gesellschaft zu viele Unterschiede, als dass Chancengleichheit allein wirklich gerecht sei.

Aber Unterschiede braucht es auch. Was Lanzinger an den Grünen gefällt, seien die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, die man treffe, die Individualität der einzelnen Personen. Diese Persönlichkeiten machten die Partei stark. Bei den Grünen sind auch ältere Generationen vertreten, darunter auch viele aus der 68er-Bewegung. Die würden auch viel erzählen, sagt Lanzinger. Aber auch wenn sie zu den Jüngeren in der Partei gehöre, würde sie ernstgenommen. Das sei sonst in der Politik nicht immer so.

Auch wenn auf Listenplatz 17 ihre Chancen, tatsächlich in den Bundestag einzuziehen, nicht sehr gut stehen: Feiern will Lanzinger trotzdem, mit allen von den Kreisverbänden, Umarmungen und lauter Rockmusik. "Man darf sich auch mal selber feiern und alle, die mitgeholfen haben", ist Lanzingers Meinung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: