Erstaunlich viel kann man über die Gesellschaft lernen, wenn man mit Randy Mikels spricht. Mikels ist Geschäftsführer der Verkleidungs- und Dekoläden "Karneval Universe" und "Horror Shop", die Filialen in München und Landsham (Landkreis Ebersberg) haben. "Die Verkleidungstrends hängen ganz stark damit zusammen, was in den Medien gerade präsent ist", erklärt er. Dabei sei es egal, ob es um Horrorclowns, Schlümpfe - oder den amerikanischen Präsidenten gehe. "Fasching spiegelt auch immer den Zeitgeist wider." Die Donald-Trump-Masken beispielsweise seien ausverkauft.
Mikels ist ein kräftiger Mann Anfang 50, Piercing zwischen den Augenbrauen, Tribal-Tattoos an Armen und Oberkörper. Die potenziell bedrohliche Ausstrahlung solchen Körperschmucks entfaltet sich bei dem Münchener jedoch nicht: Seine Stimme ist leise, fast gedämpft. Mikels lacht viel, auch nach mehr als dreißig Jahren scheinen Latexgeruch und Neonlicht ihn noch zu begeistern. "Es macht ja auch Spaß. Unsere Kunden sind fast alle super nett. Die kommen ja her, weil sie Lust zu feiern haben." 4000 Quadratmeter Lagerfläche und zwei Etagen umfasst Mikels fantastisches Kabinett in Landsham. Als Pförtner fungiert ein zweieinhalb Meter hoher Werwolf im Holzfällerhemd, den Mikels und seine Kollegen aus Schaumstoff und Latex gebaut haben. "Selbst die Anlage ist im Grunde schon wieder zu klein", so Mikels. "Wir könnten das Vierfache zeigen." Verkleidungen, Deko- und Spaßartikel liefen das ganze Jahr über. "Natürlich nutzen wir auch jeden Anlass: Junggesellenabschiede, St. Patrick's Day, Oktoberfest und Mottopartys." Dennoch gibt es zwei Anlässe, zu denen Mikels zusätzlich zu den acht dauerhaften Mitarbeitern Leute anheuern muss: Halloween und Fasching.
Geschäftsführer Randy Mikels betreibt seit vier Jahren den Laden in Landsham. Und mittlerweile ist er fast zu klein geworden.
(Foto: Peter Hinz-Rosin)Mikels fährt zweigleisig: Die Labels Horror Shop und Karneval Universe dienen im Internet der Orientierung der Kundschaft. Während der Horror Shop eine Spielwiese für Halloween- und Grusel-Fans ist, können sich auf der Karneval-Universe-Seite auch Kinder alleine umschauen. In Landsham laufen die Stränge zusammen in einem Laden, der durch seine schiere Größe überwältigt. Es sind die liebevolle Dekoration, die Atmosphäre und Fülle von Artikeln, die das Konzept so erfolgreich machen. "Wir leben das alle", sagt Mikels, "darauf legen wir bei den Mitarbeitern wert." Selbst die Büroräume sind extravagant dekoriert.
Ende der 80er Jahre eröffnete Mikels in München ein Piercing-Studio, das er im Horror-Stil dekorierte - so gut, "dass die Kunden immer die Deko kaufen wollten", erzählt er. "Also haben wir den Horror Shop eröffnet." Über Umwege kam er vor vier Jahren an den Ladenkomplex in Landsham, in dem sich auch eine Arena für Lasertag und ein Piercingstudio befinden.
Am Anfang mussten sich die Landshamer an den Shop mit den gepiercten und tätowierten Mitarbeitern gewöhnen. Die Polizei sei hin und wieder geschickt worden, um zu prüfen, ob Mikels' Showroom jugendgefährdend ist. "Inzwischen trauen sich aber alle rein." Auch Kunden aus dem Landkreis hat der Verkleidungsspezialist inzwischen. Obwohl ein Großteil des Geschäftes über Internet läuft, wird der Laden ganzjährig frequentiert. "Hier können wir einen ganz anderen Service bieten", sagt Mikels. So geben er und seine Mitarbeiter Schminkkurse. "Wenn das Gesicht nur geschminkt ist, kann man essen, trinken und sich unterhalten. Man schwitzt nicht wie unter einer Maske", sagt der gelernte Friseur und Hobby-Visagist. Zur Hochsaison sind alle Mitarbeiter verkleidet. Kommt man selbst noch zum Feiern? Mikels schüttelt den Kopf: "Man ist danach so platt, dass man nicht mehr wirklich unterwegs sein will." Für ihn ist ohnehin das ganze Jahr Maskenball.
Von der aufwendigen Maske bis zum einfachen Handschuh, von Halloween bis Mottoparty: Der Verkleidungsshop in Landsham hat ein umfangreiches Angebot.
(Foto: Peter Hinz-Rosin)"Verkleidungen haben einen riesigen sozialen Aspekt", sagt Mikels. Für Faschingsumzüge suchen sich Gruppen ein gemeinsames Kostüm, auch Mottopartys werden immer beliebter. "Und dann gehen die Leute raus und feiern." Das sei besser als am Computer zu sitzen. Und außerdem: "Wenn die Leute feiern, streiten sie nicht."