Hochwasserschutz:Das unheimliche Grundwasser

Hochwasserschutz: In Niederwörth informiert die IG Hochwasserschutz mit der Infotafel: (v. li.) Bürgermeister Thomas Gneißl, Fritz Gruber, Heinz Lomen, Margaritha Berger, Gerhard Schauer und Reinhard Sommerer.

In Niederwörth informiert die IG Hochwasserschutz mit der Infotafel: (v. li.) Bürgermeister Thomas Gneißl, Fritz Gruber, Heinz Lomen, Margaritha Berger, Gerhard Schauer und Reinhard Sommerer.

(Foto: Renate Schmidt)

Eine Interessensgemeinschaft in Wörth will Bürger über mögliche Auswirkungen des Rückhaltebeckens informieren, mit dem das Wasserwirtschaftsamt die Stadt Erding schützen will

Von Antonia Steiger, Wörth/Erding

Im Oktober möchte sich das Wasserwirtschaftsamt München auf eine Variante für den Hochwasserschutz für die Stadt Erding festlegen. Aus "vorwiegend wasserwirtschaftlichen Erwägungen" hält man im Wasserwirtschaftsamt schon jetzt das Rückhaltebecken bei Wörth für die bessere Variante im Vergleich zu den Maßnahmen, die man direkt in Erding ergreifen müsste, also vor allem Schutzwände in Bergham, in Altenerding und in Langengeisling. In Wörth sieht man diese Vorentscheidung skeptisch. Am Dienstag artikulierten Mitglieder der Interessensgemeinschaft bei einem Ortstermin im Sempttal ihre Bedenken. Sie reichen von Ängsten vor dem steigenden Grundwasser bis zum Wunsch, das landschaftlich bedeutsame Sempttal zu schützen.

Spundwände, die bis ins Grundwasser reichen

Derzeit laufen Untersuchungen zum Grundwasser im Sempt-Schwillach-Tal. Dass sich das Vorhaben auf das Grundwasser auswirke, sei "unstrittig", schreibt das Wasserwirtschaftsamt in einem Brief vom 19. Juli an die "Interessengemeinschaft Wörth gegen nachteilige Auswirkungen durch Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich Sempt und Schwillach" (IG). Jetzt würden mögliche Auswirkungen durch den Damm und durch den Wasserstau in einem gefüllten Rückhaltebecken untersucht. Nach Ansicht der IG würde der Bau des Beckens den Grundwasserstrom erheblich beeinflussen. Denn es wären auch Spundwände nötig, die zur Stabilisierung des Damms so weit in die Erde getrieben werden, dass sie den Grundwasserstrom verändern würden.

Schon jetzt aber stehe das Grundwasser in Wörth und Niederwörth schon recht hoch, wie Gerhard Schauer sagte. "Da sind schon Ängste da bei den Bürgern." Diese Ängste und Sorgen hat die IG dem Wasserwirtschaftsamt geschrieben. Man wolle sich frühzeitig beteiligen, nicht erst wenn schon entschieden sei, mit welcher Variante die Behörde in das Planfeststellungsverfahren gehe. Das Wasserwirtschaftsamt hat in seiner Antwort unter anderem festgehalten, dass "technische Maßnahmen" untersucht werden, um Veränderungen beim Grundwassers mit Drainagen und Pumpwerken zu kompensieren. Das Amt machte aber auch deutlich, dass laut der Landesentwicklungsplanung Hochwasserschutz vor allem durch den Rückhalt des Wassers in der Fläche vonstatten gehen solle. Eine Entscheidung gegen das Becken komme daher nur in Frage, wenn die andere Variante "in der Gesamtwertung sich als eindeutig bessere Lösung darstellt oder sich die Auswirkungen eines Beckens nicht beherrschen lassen", womit das Grundwassers gemeint sind.

Belastungen sollen gerechter verteilt werden

Auf die wertvolle Landschaft im Sempttal wies Reinhard Sommerer vom Bund Naturschutz hin. Er forderte, dass Politik und Wasserwirtschaftsamt ihrer Aufgabe gerecht werden und die Landschaft bewahren müssten. Auch Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) sagte, dass dieser Damm ein starker Einschnitt wäre. Er lobte das Engagement der IG als sachlich. Emotionen wolle man beiseite lassen, hieß es. "Aber es muss möglich sein, dass wir uns kritisch mit der Planung auseinandersetzen."

Die IG fordert, dass die Belastungen für einen Hochwasserschutz für Erding gerechter verteilt werde. Dann würde vielleicht auch ein zwei Meter hoher Damm reichen, sagte IG-Vorsitzender Heinz Lomen. Gerechter, das bedeutet für die IG, dass auch in Erding und Langengeisling Vorkehrungen entlang der Sempt getroffen werden. Dass die Wörther als Oberlieger die Last zum Schutz der Unterlieger tragen müssten, empfindet man als ungerecht - und die Belastungen für die Wörther als zu hoch. So ist laut Vorplanung auch vorgesehen, dass der Damm das Wasser schon bei einem 20- oder 50-jährigen Hochwasser zurückhält - Ereignisse, die bislang an Wörth ohne Schäden vorübergezogen seien. Lomen betonte, die IG wolle sich "nicht gegen den Hochwasserschutz für die Stadt Erding sperren - aber nicht so". Nun müsse abgewartet werden, was die Gutachten ergäben.

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