Titanic-Titel mit Hitler beschäftigt weiter die Polizei:Fingerabdrücke sollen auf Spur des Plakate-Klebers führen

Alles nur Spaß? Von wegen! Dass die Hitler-Plakate im oberbayerischen Taufkirchen bei Erding vom Titanic-Titelbild stammen, kümmert die Polizei wenig. Die Beamten suchen weiter nach dem Täter. Die Satirezeitschrift freut sich über die rege Beteiligung an der Suche nach dem "mutmaßlichen Nazi-Hintermann Adolf H.".

Tobias Dorfer

Plötzlich hing das Gesicht von Adolf Hitler an einem Dönerstand im oberbayerischen Taufkirchen an der Vils. Der Besitzer staunte nicht schlecht, denn unter dem Porträt stand: "Der Verfassungsschutz bittet um Mithilfe: Wer kennt diesen Mann?" Auch an einer KiK-Filiale und einer Niederlassung der Drogeriekette Rossmann waren solche Plakate angebracht. Fünf hat die Polizei inzwischen sichergestellt.

Titanic Dezember Cover 2011

Dieses Titanic-Cover lieferte die Vorlage zu den Plakaten, die in Taufkirchen bei Erding aufgehängt wurden.

(Foto: Titanic, screenshot)

Das Bild, so viel steht inzwischen fest, stammt nicht aus einer rechten Hetzschrift - sondern von der aktuellen Ausgabe der rechtem Gedankengut unverdächtigen Satire-Zeitschrift Titanic. Als die SZ das Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt darüber informierte, waren die Beamten baff. War es am Ende gar ein Witzbold, der die Hitler-Plakate aufgehängt hat?

Die Polizei lässt sich davon nicht beeindrucken. Die Ermittlungen laufen in jedem Fall weiter, man werde zunächst die Plakate auf Fingerabdrücke untersuchen, hieß es von der Erdinger Kriminalpolizei. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord sagte, es handele sich um eine ganz normale Anzeige. Weil auf den Plakaten "Kennzeichen von verfassungswidrigen Organisationen" verwendet wurden, erfülle das den Straftatbestand. Die ganze Sache sei "überhaupt nicht spaßig". Nach dem Täter werde weiterhin gesucht.

Weniger ernst sieht die Satire-Zeitschrift den Fall. "Wir von Titanic haben mit dieser Verbreitung unseres Titels selbst nichts zu tun, begrüßen es aber, dass sich auch unsere Leser an der Suche des Verfassungsschutzes nach dem mutmaßlichen Nazi-Hintermann Adolf H. beteiligen", sagte Chefredakteur Leo Fischer zum Branchendienst Meedia.

"Wer hat die Burschen beobachtet?"

Die Verwendung von Nazisymbolen sei dann nicht strafbar, "wenn die inhaltliche Aussage sich gegen den Nationalsozialismus wendet oder was völlig anderes bezweckt als rechte Werbung", heißt es im grimmepreisgekürten Lawblog. Angesichts der Debatte um die deutschen Sicherheitsdienste dürfte sich der Tatverdacht relativ schnell in Luft auflösen.

Auch die Bild-Zeitung hat sich in ihrer Mittwochsausgabe des Falls angenommen. "Wer hat die Burschen beobachtet?", fragt das Blatt und veröffentlichte ebenfalls eine Telefonnummer der Erdinger Polizei. Dort hat sich jedoch bislang kein Zeuge gemeldet.

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