Die Erdinger Innenstadt wird in Zukunft um einen sozialen Treffpunkt reicher. Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Stadtrates hat sich auf seiner jüngsten Sitzung auf ein Nutzungskonzept für das Gebäude Am Rätschenbach 12 geeinigt. Das Ergebnis: Ein "Ort der Begegnung" soll entstehen, wie es Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) ausdrückte. Im Erdgeschoss wird das Erdinger Rote Kreuz einziehen; dort soll Platz geschaffen werden für vielfältige Angebote und Veranstaltungen. Auch das erste Obergeschoss wird es übernehmen, das zum Teil auch von der angrenzenden Stadtbücherei bespielt werden kann. Unter dem Dach schließlich soll der Kunstverein eine neue feste Adresse bekommen, nachdem er aus Brandschutzgründen aus den jetzigen Räumen im Schönen Turm ausziehen muss. Dieses Nutzungskonzept fand im Ausschuss fraktionsübergreifend großen Zuspruch und wurde ohne Gegenstimmen angenommen.
Derzeit wird das Gebäude Am Rätschenbach 12 von der Stadt aufwendig saniert. Dafür hat der Stadtrat 1,8 Millionen Euro genehmigt. Bis 2007 war das denkmalgeschützte Haus mit seinem charakteristischen Erker bewohnt, seitdem hat sich der Zustand des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert immer weiter verschlechtert. Lange Zeit war nicht klar, welcher Nutzung das Haus nach der Sanierung zugeführt werden soll. Schon 2012 hatte die SPD gefordert, das Haus der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen und so Platz für Begegnungen zu schaffen. Dann wurde überlegt, ob nicht auch Teile der Stadtverwaltung in das Haus ziehen könnten. Auch dieser Plan zerschlug sich.
Schließlich ist das BRK an die Stadt herangetreten mit dem Vorschlag, ihr "Schatzkastl", den BRK-Shop, aus der Haager Straße an den Rätschenbach zu verlegen. Brandschutzbestimmungen und das ungünstige Raumraster machen das zwar unmöglich; das BRK will die Flächen aber trotzdem übernehmen. Die Vorsitzende Gisela von der Heijden hat dazu ein detailliertes Nutzungskonzept erarbeitet.
Sie schreibt: "Mit dem Gebäude am Rätschenbach könnte man (...) Nähe zwischen den Generationen schaffen." Neben Beratung und Projekttagen sollen auch Sprechstunden für ältere Menschen angeboten werden. Im Erdgeschoss, schlägt von der Heijden vor, soll es eine Infotheke geben sowie ein Erzählcafé, das der "Vereinsamung der Menschen entgegen wirken" soll. Im Raum links vom Eingangsbereich könnte ein Nähcafé eingerichtet werden.
Im ersten Obergeschoss, so heißt es, stehe "Geselligkeit im Vordergrund". Dort könnten Kunstverein, BRK und die Stadtbücherei gemeinsam Themen bearbeiten. So könnte es zum Beispiel ein Lernlabor für Senioren geben, einen Literaturkreis, Autorenlesungen, ein integratives Theaterprojekt oder Ausstellungen. Das erste Obergeschoss wird barrierefrei zu erreichen sein, es wird einen Durchgang vom Gebäude zur Stadtbibliothek geben, die über einen Aufzug verfügt. Der Kunstverein schließlich darf sich in Zukunft im Obergeschoss ausbreiten. Dort sollen sich die Mitglieder treffen können sowie Ausstellungen vorbereiten und Workshops durchführen. Die Verwaltung, hieß es von OB Gotz, strebe eine "langfristige Vermietung" an, die Stadt als Träger werde sich dann auch um etwaige Belegungspläne der Räumlichkeiten kümmern. In den Fraktionen kamen schnell Ideen auf, wer das Haus noch nutzen könnte: Vereine zum Beispiel, die dort ihre Vorstandssitzungen abhalten könnten; Stadtrat Hans Egger (Erding Jetzt) dachte sogar an Schachspieler, die, so sagte er, in den Erdinger Lokalen kaum mehr Platz fänden. Eines wollte OB Gotz in diesem Zusammenhang aber klarstellen: Einen regelmäßigen gastronomischen Betrieb wird es in dem Haus nicht geben. Man wolle den etablierten Lokalen in der Altstadt keine Konkurrenz machen.