Handwerk:Zoff am Bau

Kreishandwerksmeister Waxenberger beklagt bürokratische Abrechnungspraxis des Erdinger Bauamtes: Rechnungen werden zu langsam bezahlt

Antonia Steiger

Zwischen dem Bauamt der Stadt Erding und dem Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger ist Streit ausgebrochen: Waxenberger hatte sich in einem offenen Brief über zu viel Bürokratie bei der Abrechnung beklagt und glaubt, viele Kollegen hinter sich zu wissen. In der Stadtratssitzung wies Stadtbaumeister Sebastian Henrich die Kritik weit von sich.

Er stützte sich in seiner Argumentation auf die Vergabeordnung und sagte, die öffentliche Hand habe keine Wahl. Auch Bürgermeister Max Gotz (CSU) stellte sich vor seine Mitarbeiter.

Die Positionen erscheinen unvereinbar, doch betonte Bürgermeister Max Gotz (CSU), er wolle weiterhin eng mit dem heimischen Handwerk zusammenarbeiten. Henrich erklärte den Stadträten, es gehe bei dem Streit um diejenigen Leistungen von Handwerkern, die nicht Bestandteil des ursprünglichen Auftrags gewesen seien und die sich im Baufortschritt ergeben würden.

Dass zusätzliche Leistungen erforderlich werden, sei nicht das Problem - aber deren Abrechnung. Hierbei müssten Formalien eingehalten werden, die Waxenberger offenbar als Schikane begreift. Er forderte im Gespräch mit der SZ mehr Vertrauen seitens des Rathauses ein und sagte, andere Kommunen würden dies anders handhaben. Auch sei die strenge Art der Abrechnung erst seit zwei bis drei Jahren in Erding üblich.

Die Auseinandersetzungen zwischen Rathaus und Handwerkern könnten jedoch soweit gehen, sagte Henrich, dass Unternehmen damit drohten, die Bauarbeiten einzustellen. Dabei zitierte er einen Brief des Taufkirchener Bürgermeisters Franz Hofstetter, der genau dies beklagt. Die Kommunen stünden nicht selten unter großem Zeitdruck, zum Beispiel bei der Sanierung von Schulen, wie dies auch in Erding der Fall ist.

Waxenberger ist Inhaber des Erdinger Bauunternehmens Anzinger und ist an den Sanierungen der Grundschule am Grünen Markt und in Klettham beteiligt. Für seinen Vorstoß habe er bereits viel Beifall von Kollegen bekommen, sagte er der SZ.

Es gibt aber offenbar auch andere Stimmen: Gotz sagte am Dienstag, es hätten sich auch Unternehmer gemeldet, "die sich in den Stadtrat reinstellen würden und sagen würden, dass es nicht so ist". Er sagte weiter, das Bauamt arbeite mit großem Engagement. Bevor ein neues Projekt auf die Tagesordnung komme, frage er stets zuvor im Bauamt an, ob dies zu schaffen sei.

Waxenberger beklagte in seinem Brief, dass jeder Handwerker mit dem Fünf- bis Siebenfachen des bürokratischen Aufwands rechnen könne und mit einer "schleppenden Zahlungsweise", wenn er mit dem Bauamt der Stadt Erding zusammenarbeite.

Dem hielt Henrich entgegen, nicht die Stadt verzögere den Abrechnungsprozess, sondern die Firmen, die die erforderlichen Unterlagen für eine Abrechnung nicht lieferten. Im Gegensatz dazu sieht Waxenberger einen Ermessungsspielraum, den die Stadt nicht nutze. "Kein Mensch verlangt, dass man gesetzeswidrig handelt." Doch er werde sich, so wie es jetzt aussehe, nicht mehr um Aufträge der Stadt bewerben.

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