Hallbergmoos:Pokerspiel mit hohem Einsatz

Die Gemeinde Hallbergmoos wünscht sich eine aus ihrer Sicht gerechtere Aufteilung der Kosten für die neue Busverbindung ins benachbarte Neufahrn. Dafür riskiert sie sogar Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der Linie

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Wer pokert, ist bestrebt, den Mitspielern so wenig Anzeichen wie möglich zu geben, was für ein Blatt er hat. Ein Spiegel hinter einem, der erlauben würde, die Karten aller Beteiligten zu sehen, wäre fatal. Genau das ist im übertragenen Sinne dem Gemeinderat Hallbergmoos passiert. Die Gemeinde will nämlich zusammen mit Neufahrn eine gemeinsame Buslinie zwischen den beiden Kommunen einrichten. Die Verhandlungen sind schon weit gediehen, sogar die Kostenaufteilung ist schon festgelegt: 25 Prozent übernimmt der Landkreis Freising, 30,65 Neufahrn und 44,35 Prozent Hallbergmoos.

Eigentlich sollte man eher schreiben: sollte übernehmen. Denn während der Gemeinderat Neufahrn nach Mitteilung von Bürgermeister Harald Reents (CSU) dem schon zugestimmt hat, sehen ihre Hallbergmooser Kollegen nicht so recht ein, warum Hallbergmoos den Löwenanteil zahlen soll. "Generell ist die Buslinie zu befürworten", sagte der neue CSU-Fraktionssprecher Christian Krätschmer, da die Anbindung an das Neufahrner Kino vor allem für die Jugend eine "tolle Sache" sei. Bei der Kostenverteilung habe er aber "Bauchschmerzen".

Bürgermeister Reents verteidigte das Ergebnis der Verhandlungen mit Landkreis und Neufahrn: Dass der Hallbergmooser Anteil größer sei, beruhe auf der Tatsache, dass Hallbergmoos die Anbindung an das Kino wünsche, und deshalb der Bus auf Neufahrner Gebiet sozusagen einen Umweg fahre. Man sei deshalb den Kompromiss eingegangen, obwohl nach den reinen Buskilometern betrachtet der Anteil für Neufahrn größer sei. Auch Robert Wäger (Grüne) sah dies so. "Hallbergmoos hat mehr von der Buslinie."

Das jedoch bezweifelte Josef Niedermair (CSU): "Neufahrn profitiert doch davon, wenn Hallbergmooser Bürger dort ins Gewerbegebiet fahren. Die machen damit schon ein Geschäft." Er plädierte dafür, mit Neufahrn wegen der Kostenverteilung noch einmal zu verhandeln. Die 100 000 Euro, die Hallbergmoos mehr zahlen müsste, waren Krätschmer "für eine Kinoanbindung" zu viel. Dank der neuen Buslinie nach Erding würden viele Hallbergmooser dorthin ins Kino fahren und in Freising werde auch bald ein Kino gebaut. Auch Martina Wilkowski (Freie Wähler) sprach sich für ein Nachverhandeln aus. Wolfgang Reiland (Einigkeit), missfiel, dass der Gemeinderat nicht an den bisherigen Verhandlungen beteiligt war und jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt werde.

Problematisch ist beim Thema "Nachverhandeln", dass bereits im Mai mit der Ausschreibung der Buslinie 692 begonnen werden muss, wenn der erste Bus mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 fahren soll.

Bürgermeister Reents und Heinrich Lemer (FW) mahnten an, "die Buslinie nicht sterben zu lassen", was passieren könnte, wenn Neufahrn sich weigere, mehr zu zahlen. Der Wunsch nach einem Bus zwischen den beiden Gemeinden sei von Hallbergmoos ausgegangen. Deshalb gehe man in die Nachverhandlungen mit schlechten Karten, so Lemer. Zumal die ganze Diskussion in öffentlicher Sitzung geführt werde. Bei der Pokerpartie mit Neufahrn stehe man nun "im Hemd da", da keiner eigentlich die Buslinie sterben lassen wolle.

Hermann Hartshauser (Einigkeit) schlug letztlich vor, bei Nachverhandlungen eine 50:50-Aufteilung der Kosten zu erreichen. "Wenn die Neufahrner ablehnen, dann sollten wir es auch tun. Dann gibt es ein weiteres Jahr halt keine Buslinie", meinte er dazu.

In der ersten Abstimmung gab es ein Patt mit 9:9 Stimmen, womit die alten Kostenaufteilung von 44,35 Prozent für Hallbergmoos abgelehnt war. Für eine Verhandlung mit Neufahrn auf der Basis, dass beide 37,5 Prozent der Gesamtkosten zahlen, sprachen sich 15 Gemeinderäte aus. Die SPD-Fraktion stimmte geschlossen dagegen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: