Hallbergmoos:Geschäftsidee mit Würze

Brosig

Von dieser Woche an gibt es in vielen Supermärkten das von Melanie und Holger Brosig kreierte Gemüse-Granulat zu kaufen.

(Foto: Lukas Barth)

Melanie und Holger Brosig haben mit ihrem Gemüse-Granulat Veggie-Pur in der "Höhle des Löwen" überzeugt

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Einfach mal ausprobiert hat es das Ehepaar Brosig aus Neufahrn. Mal Gemüse klein geschnippelt, im Backofen getrocknet und so eine Gemüse-Würzung, ganz ohne Glutamat und andere Geschmacksverstärker her gestellt. So fing es vor vier Jahren an. Mittlerweile gibt es Veggie-Pur in der edel in weiß gehaltenen Streuwürz-Dose, und es gibt eine eigene Firma mit Büro im Hallbergmooser Gewerbepark mit fünf Mitarbeitern. Von dieser Woche an gibt es Veggie-Pur im Öko-Sortiment von Rewe, Tengelmann und anderen Supermärkten zu kaufen. Diesen Durchbruch verdanken die Brosigs der Vox-Show "Die Höhle des Löwen", die Anfang vergangener Woche ausgestrahlt wurde und bei der sie einen Investor für den Vertrieb im Einzelhandel fanden.

Aufgezeichnet wurde die Sendung im vergangenen Februar. Melanie (38) und Holger Brosig (39) haben sich an den Gedanken gewöhnt, jetzt groß einzusteigen. Ein bisschen Bammel hatten sie vor der Sendung, gestehen sie. Erst eine Woche vorher erfuhren sie fix, dass sie aus 10 000 Bewerbungen ausgewählt wurden. Und weil es in der "Höhle des Löwen" auch mal etwas härter zur Sache geht, mussten sie sich in aller Eile gut vorbereiten. "Antworten auf sämtliche Fragen, Firmen-Zahlen und eine gute Präsentation ausdenken, das war knackig für eine Woche", erinnert sich Melanie Brosig. Sie haben dann 2,6 Kilo Gemüse mitgenommen und das Granulat, das daraus entsteht und sie haben es geschafft. Nach der Sendung war "Löwe" Ralf Dümmel bereit, 125 000 Euro zu investieren und sicherte sich 25,1 Prozent des Unternehmens. Derzeit werden 500 000 Dosen an Supermärkte ausgeliefert.

Als die Testphase mit dem Backofen lief, hätten sich die Brosigs das nicht träumen lassen. Die Idee war bei einem Kochabend mit Freunden entstanden. Als das erste akzeptable Granulat fertig war, war ihnen zwar klar, dass sie ein neues und gutes Produkt erfunden hatten, von dem die Koch-Freunde begeistert waren, doch dass sie einmal davon leben würden, konnten sie sich kaum vorstellen.

Das war 2012, Melanie Brosig war hochschwanger. Als Sohn Niels geboren war, war auch Veggie-Pur da, "wir haben zwei Babies zur Welt gebracht", sagt Holger Brosig gerne. 2013 suchten sie sich einen Hersteller, den sie in der Firma Völpel bei Augsburg fanden. Diese hatte ihren Sitz bis in die Siebzigerjahre hinein noch in Freising.

Eine Phase des Probierens begann, "das war gar nicht so einfach, obwohl die Qualität des Biogemüses von Anfang an gestimmt hat", erzählt Brosig. Mal schmeckte die Karotte zu künstlich, mal war der Knoblauch zu scharf, "wir haben uns über die Jahre eine Gemüse-Kompositions-Kompetenz erworben", witzelt er. Im August 2014 startete der Onlineshop, und gleich kam der Schock: Die ersten 3000 Dosen waren fehlerhaft gefertigt, Kleberreste waren darauf.

Holger Brosig hat ein Exemplar aufgehoben und schaut jetzt noch zerknautscht aus, wenn er sie herzeigt. Dazu kam, dass in den Dosen die sorgsam getrockneten Kräuter pulverisiert waren. "Die haben die Füllschnecke des Förderbandes nicht überstanden. Das war unser schlimmster Moment", sagt er. Mittlerweile haben sie alles im Griff und auf die kleinere 200-Gramm-Dose zu 14,99 Euro das Stück umgestellt. 2015 meldeten sich erste Großkunden, Denn's Biomarkt und Reformhaus. "Da haben wir uns getraut, unsere Jobs aufzugeben", erzählt Holger Brosig, der als Berater für Rechnungswesen, Controlling und IT tätig war. Melanie Brosig hängte ihren Beruf als PR-Beraterin an den Nagel. Das nächste Ziel ist schon fixiert: Wegen der vielen Allergiker soll es Veggie-Pur bald ohne Sellerie, Zwiebel und Knoblauch geben.

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