Gut 40 Prozent der Fragebögen sind ausgefüllt zurückgekommen:Neuer Vorstoß für einen Augenarzt

Gut 40 Prozent der Fragebögen sind ausgefüllt zurückgekommen: 5000 Unterschriften für einen Augenarzt im Ort und der Wunsch vieler Teilnehmer an der aktuellen Seniorenbefragung hoffen auf mehr Engagement des Neufahrner Rathauses bei dem Thema.

5000 Unterschriften für einen Augenarzt im Ort und der Wunsch vieler Teilnehmer an der aktuellen Seniorenbefragung hoffen auf mehr Engagement des Neufahrner Rathauses bei dem Thema.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eine Befragung der älteren Neufahrner Bürger zeigt, dass ein solcher Spezialist bei ihnen ganz oben auf der Wunschliste steht. Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl spricht sich für weitere Verhandlungen aus

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Der Protest war groß, ist zuletzt aber immer leiser geworden: Die Großgemeinde Neufahrn hat keinen eigenen Augenarzt mehr, seit Hans-Joachim Neuhausen vor mehr als zehn Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Seine Zulassung hat damals eine Freisinger Kollegin übernommen. Die Praxis an der Sepp-Manger-Straße ist seitdem Geschichte und ein Ersatz ist schon allein daran gescheitert, dass die Zulassungen durch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) limitiert sind. An die 5000 Unterschriften sammelten die Neufahrner, um eine Ausnahme zu erreichen, gebracht hat es letztlich nichts.

Jetzt kommt möglicherweise neuer Schwung in die Angelegenheit: Der Wunsch nach einem Augenarzt im Ort steht ganz oben auf der Liste der Anmerkungen, die Neufahrner im Alter von 60 Jahren aufwärts bei einer Befragung gemacht haben. Die Gemeinde sollte einen Anlauf unternehmen und in Verhandlungen mit der KVB treten, findet Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl (SPD): "Dass das funktionieren kann, zeigen die Anstrengungen der Gemeinde Hallbergmoos, die auf diese Weise einen Kinderarzt bekommen hat." Es könnte ein erster "Einstieg in die Seniorenarbeit" und die "Bemühungen zur stetigen Verbesserung der Lebensqualität" sein, wie in der Zusammenfassung der Befragungsauswertung empfohlen.

21 Prozent der Bürger von Neufahrn und den dazugehörigen Dörfern sind 60 Jahre und älter. Im November 2016 hatte die Gemeinde an sie 4500 Fragebögen verschickt. 34 Fragen hatte die Sozialreferentin dafür zusammengestellt. Gut 40 Prozent der Fragebögen kamen ausgefüllt zurück - eine für solche Befragungen bemerkenswert hohe Rücklaufquote. 93 000 Antworten wurden gegeben, und so kam eine wahre Informationsflut zusammen, die Sozialpädagoge Peter Ketzer-Yilmaz von der Gemeindeverwaltung nun ausgewertet hat. Die Teilnehmer gaben zum Beispiel Auskunft über ihre finanzielle Situation. Dabei hat sich etwa herausgestellt, dass die Mieter unter ihnen 45 Prozent ihres Einkommens für die Wohnungsmiete ausgeben.

Was das Wohnumfeld und die Versorgung betrifft, so bekam der Ort recht gute Noten, wie Peter Ketzer-Yilmaz im Gemeinderat berichtete: Viele fühlen sich in ihrer Wohngegend wohl und sicher, haben ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn und nehmen die Läden und Dienstleistungsangebote in der Gemeinde gerne an. Allerdings würden zum Beispiel ausreichend öffentliche und behindertengerechte Toiletten vermisst.

Aufgefallen ist bei der Auswertung auch, dass viele der Befragten zwar "vom Hörensagen" wissen, welche altersspezifischen Informationen, Veranstaltungen oder Beratungsangebote es in der Gemeinde gibt. Viele nutzten sie aber nicht. Womöglich würden die Angebote oder deren Erreichbarkeit "entweder nicht ausreichend kommuniziert oder als nicht bedarfsgerecht empfunden", überlegt Peter Ketzer-Yilmaz.

Angeregt wurden zum Beispiel eine innerörtliche Verkehrsberuhigung, mehr Sauberkeit, verstärkte Polizeipräsenz, zusätzliche Sitzbänke, ein größeres Angebot an "betreutem Wohnen" und Seniorentarife im Schwimmbad. Beklagt wurden unter anderem "dunkle Flecken", weil Lampen längere Zeit kaputt oder Wege von Haus aus nicht gut ausgeleuchtet sind. "Licht ist auch ein wesentlicher Faktor für Trittsicherheit", gab Sozialreferentin Frommhold-Buhl zu bedenken. Möglicherweise könne der Bauhof hier "verstärkt ein Auge drauf" haben.

Bewohner des Neufahrner Südens fürchten, irgendwann den letzten Lebensmittelmarkt in diesem Viertel zu verlieren. Nördlich der Bahn gibt es so etwas schon lange nicht mehr - die Einwohner fühlen sich deshalb "abgeschnitten", wie es in der Befragungsauswertung heißt. Auch viele Bewohner der umliegenden Dörfer vermissen nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten, aber auch Busverbindungen zum Hauptort. Es sei schon beinahe dramatisch, wie abgeschnitten sich viele Dorfbewohner offenbar fühlen, so Frommhold-Buhl. Sie appellierte deshalb an Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP), sich dieses Themas anzunehmen.

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