Greifvögel:Aus der Deckung

Mäusebussarde im Parsdorfer Hart

Nur dem Mäusebussard geht es auch im Landkreis Erding noch einigermaßen gut, aber ansonsten werden es immer weniger Greivögel.

(Foto: Otmar Forster (oh))

Im Winter sind Greifvögel besonders gut zu sehen, ihre Population ist jedoch nicht gestiegen. Dem Mäusebussard geht es noch einigermaßen gut im Landkreis. Experten machen sich trotzdem Sorgen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Wer zurzeit durch den Landkreis Erding fährt, entdeckt immer wieder Greifvögel wie Bussarde oder Falken, die auf Bäumen, Verkehrsschildern oder auf dem freien Feld neben den Straßen sitzen - in der Erwartung einer Maus, die es wagt, sich aus ihrem Bau zu bewegen. "Die Vögel sind nicht dumm. Sie wissen, dass die Mäuse über die Straße müssen und nicht unter ihnen durch können. Und dann sind sie eine leichte Beute", sagt Markus Erlwein, Pressesprecher des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Wer meine, dass es immer mehr Greifvögel werden, irre jedoch. Dies sei eine subjektive Einschätzung, die laut Erlwein deshalb entstehe, weil an den Bäumen das Laub fehle und auch die Felder kahl seien und somit die Vögel besser gesehen werden können. "Es kann gar keine Rede von Entwarnung sein. Nur dem Mäusebussard geht es noch einigermaßen gut, aber ansonsten werden es immer weniger Tiere - auch im Landkreis", sagt Sascha Alexander von der LBV-Kreisgruppe Erding.

Greifvögel zählen zu den faszinierendsten Vögeln. Sie bestechen mit ihrem ausgezeichneten Sehvermögen und ihren ausgefeilten Jagdtechniken. Greifvögel werden in verschiedene Unterarten unterteilt. Es gibt die Habichtverwandte, zu denen Bussarde, Adler, Weihen, Milane und Habichte gehören, und Fischadler. Falken zählen streng genommen zu den Papageienvögeln. Auch Eulen gehören nicht zu den Greifvögeln, sie bilden eine eigene Art.

Der Greifvogel, der noch am häufigsten im Landkreis zu sehen ist, ist dank seiner Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Mäusebussard. Das etwa 50 Zentimeter große Tier fühlt sich in vielen verschiedenen Landschaften wohl, jagt aber hauptsächlich auf freiem Feld, wo es auf Nager wie beispielsweise Feld- und Wühlmäuse spezialisiert ist, wie die vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) herausgegebene Broschüre "Herrscher der Lüfte" erklärt. Insekten und Reptilien oder Vögel stehen auf seinem Speiseplan, aber auch Aas.

Der Mäusebussard wird auf der Roten Liste der Tiere zwar als "nicht gefährdet" geführt und ist im Landkreis oft anzutreffen, aber Sascha Alexander kann keine Entwarnung geben. "Mäusebussarde mögen zwar die anpassungsfähigsten der Greifvögel sein, und es soll noch so 12 000 in Bayern geben. Aber auch ihr Bestand geht zurück wegen Pestiziden, Vergiftungen, illegaler Jagd und Windkraftanlagen." Dazu komme, dass Bussarde in Wäldern brüten, aber der Landkreis Erding einer der waldärmsten sei. Der Strukturwandel in der Landschaft setze auch ihm zu. Vor allem finde man ihn noch im Wörther Moos oder Isen, wo er gute Jagdgebiete finde.

Für Greifvögel wie die Rohrweihe, die man inzwischen laut dem LBV-Experten, auch ab und an im Landkreis sieht, müssen nach der Vogelschutzrichtlinie der EU schon besondere Maßnahmen ergriffen werden, um sie vor dem endgültigen Aussterben zu schützen. Das trifft auch auf andere, eher selten im Landkreis Erding anzutreffende Vögel zu, wie den Wespenbussard, die Kornweihe oder Habicht und Sperber. "Es sind aber schon einige von ihnen da", sagt Werner Feldkirchner, der Ansprechpartner für Greifvögel beim Kreisverband. "Doch das sind Tiere, die weniger häufig in Erscheinung treten." Insgesamt sehe es aber nicht so schlecht im Landkreis aus. Viele Greifvögel kommen laut Feldkirchner im Winter aus dem nordöstlichen Europa auf der Suche nach Futter nach Süden, deshalb ist der Bestand subjektiv im Winter in Erding höher.

Noch einigermaßen gut geht es im Landkreis Erding dem etwa 35 Zentimetern großen Turmfalken, dem nach dem Mäusebussard zweithäufigsten Greifvogel in Deutschland. Zu erkennen ist das bräunlich gefiederte Tier an seinen spitzen Flügeln, dem verhältnismäßig langen Schwanz und seinem charakteristischen Rüttelflug. Sein Bestand hängt stark mit dem Vorkommen der Feldmaus zusammen, die seine Hauptbeute darstellt. Außer Mäusen frisst der Turmfalke auch Kleinvögel oder Insekten.

Auch die Wanderfalken brüten hier wieder. "Wir haben zum Beispiel Brutkästen in Erding und Wartenberg", sagt Werner Feldkirchner. Sie würden unter anderem Tauben jagen und somit ihren Beitrag zur Sauberkeit leisten, sagt Sascha Alexander. "Aber leider gibt es immer noch Menschen, die Greifvögel jagen oder vergiften."

Greifvogelverfolgung ist aber kein Kavaliersdelikt. Laut dem Naturschutzgesetz ist das Nachstellen und Vergiften von Greifvögeln strafbar und kann mit Geldstrafen oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.

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