Gewerkschaft macht Werbung:Wichtig für die Belegschaft

Moosburger Arbeitnehmervertreter werben für eine hohe Beteiligung bei der Betriebsratswahl. Die steht in den kommenden Wochen bei einigen Unternehmen an. Das Verhältnis zur Chefetage ist nicht überall immer einfach

Von Alexander Kappen, Moosburg

Es gibt sie bundesweit in mehr als 28 000 Unternehmen, und laut Benedikt Kopera, Regionssekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), ist sie "eine der wichtigsten Wahlen in Deutschland - 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 76,9 Prozent, die der Bundestagswahl 2017 nur bei 76,2". Dennoch gingen Betriebsratswahlen "in der Öffentlichkeit oft unter". Um Letztere für das Thema zu sensibilisieren, stellten Betriebsratsmitglieder von in Moosburg ansässigen Firmen am Montag im Café am Münster in einem Pressegespräch ihre Arbeit vor und erläuterten die Situation am Ort.

"Vielen Firmen stellt sich die Frage, wie kann ich in Zeiten der Globalisierung überleben? Und an erster Stelle steht dann immer der Arbeitsplatzabbau", sagte der Moosburger DGB-Vorsitzende Ludwig Würfl. "Auch bei uns ist der Wechsel von Südchemie zu Clariant in den vergangenen Jahren mit einschneidenden Ereignissen einhergegangen", sagte Thomas Ritzmann, seit sechs Jahren Betriebsratsvorsitzender des Moosburger Clariant-Werks. Die große Herausforderung der Gegenwart aber sei für das Unternehmen - und den Betriebsrat - die Automatisierung der Arbeitsabläufe. "Das bedeutet nicht zwingend Personalabbau, aber es ist eine Qualifizierung des Personals nötig." Der Betriebsrat müsse dahinter sein, "dass nicht einfach neue Systeme eingeführt werden, ohne die nötigen Schulungen anzubieten". Das Verhältnis zur Chefetage sei "nicht immer einfach, aber man ist bestrebt, gemeinsam Lösungen zu finden".

Clariant Moosburg beschäftigt derzeit etwa 470 Mitarbeiter. In die Betriebsratswahl, die kommenden Donnerstag und Freitag über die Bühne geht, sind erstmals die Mitarbeiter des Bereichs Bergbau aus Gammelsdorf involviert, die bis Ende vergangenen Jahres noch einem eigenen Betrieb angehörten. Auf der 23 Personen umfassenden Vorschlagsliste für den elfköpfigen Betriebsrat befinden sich drei Kandidaten aus dem Bergbau. Man habe dort gezielt Leute angesprochen, "weil uns das wichtig war und wir breit aufgestellt sein wollen", so Ritzmann. Dem Clariant-Betriebsrat müssen auch mindestens zwei Frauen angehören - das ergibt sich so aus dem prozentualen Anteil der weiblichen Beschäftigten an der gesamten Belegschaft.

Bei den Elektro-Werken Driescher, einem familiengeführten Unternehmen mit etwa 260 Beschäftigten, wird erst am 9. April gewählt. Hier stehen 22 Kandidaten für neun Betriebsratsposten zur Verfügung. Bei Driescher handelt es sich wie bei Clariant um eine Personen- und keine Listenwahl. Vier der Bewerber sind neu und gehörten 2014 noch nicht zu den Kandidaten. Probleme, Bewerber zu finden, habe man eigentlich nicht, sagt Betriebsratsvorsitzender Hans-Jürgen Reischl. Gleichwohl merke man bei manchen ein gewisses Unbehagen: "Die fragen sich, was wohl die Geschäftsleitung dazu sagt, wenn sie jetzt für den Betriebsrat kandidieren." Die jüngere Generation sei diesbezüglich aber "schon viel selbstbewusster", hat Thomas Ritzmann bei Clariant beobachtet.

Was die kommenden Aufgaben angeht, müsse der Betriebsrat bei Driescher dahinter sein, dass er bei den Leistungsbeurteilungen eingebunden werde, von denen ein Teil des Gehalts der Mitarbeiter abhängt, erklärte Betriebsrat Werner Marek. Eine Firma ohne Betriebsrat ist in seinen Augen "ein zahnloser Tiger". Er hoffe, "dass sich künftig noch mehr Unternehmen hinreißen lassen, einen Betriebsrat zu gründen".

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