SZ-Serie:Eintrittskarte in die Welt der Drucker

Die Firma GeBE ist klein im Vergleich zu Branchenriesen wie Epson, will aber bewusst nicht in den Massenmarkt

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Wie kann ein Schornsteinfeger auf der Stelle einen kleinen "Flash", ein kleines Stück Papier mit Messwerten, ausdrucken? Was steckt hinter einem Parkscheinautomaten, der einen Parkschein ausdruckt? Hinter beiden steckt ein Drucker. Genauer gesagt: ein Thermodrucker. Der muss einiges aushalten, weil die Papierrolle im Parkscheinautomat einen Kilometer lang ist. Spezialist für solche kleine Qualitätsdrucker ist das Familienunternehmen Gert Breidenbach Electronics in Germering (Landkreis Fürstenfeldbruck), kurz GeBE. Die Firma besteht seit 50 Jahren, seit drei Jahren führt Sandra Pabst, 47, das Unternehmen ihrer Eltern.

GeBe Germering

Die Rollen in den Automaten können bis zu einem Kilometer lang sein.

(Foto: Günther Reger)

"Es war ein Wunsch von mir, ins Unternehmen einzusteigen", erzählt Pabst. "Es war aber nie klar gewesen, dass es auch so passiert." Ihre Eltern hatten sie nie gezielt darauf angesprochen. 2007 war es dann doch soweit: Pabst arbeitete in der Geschäftsführung mit. Eigentlich war Sandra Pabst prädestiniert dafür, das elterliche Unternehmen zu übernehmen. Seit 1998 hatte sie zusammen mit ihrem Ehemann Paul Pabst die GeBE Computer & Peripherie GmbH betrieben. Der Name klingt wie ein Tochterunternehmen von GeBE, ist aber ein eigenständiges Unternehmen für industrielle Tastaturen. "Wir haben auf Messen aber den gleichen Stand und auch sonst gemeinsame Ressourcen genutzt", so Pabst. Im Betrieb ihrer Eltern deckte die gelernte Industriekauffrau zunächst zusammen mit ihrer Mutter Brigitte Breidenbach die kaufmännische Seite ab. Ihre beiden älteren Brüder hielten sich von der Firma der Eltern ganz fern. "Ich wollte immer, dass sie etwas anderes machen", sagt Brigitte Breidenbach. "Vielleicht im künstlerischen Fach." Doch der Empfehlung der Mutter folgten die beiden Söhne nicht: Sie leiten zusammen eine Softwarefirma und arbeiten vor allem auch für Apple.

GeBe Germering

Die Firma Gert Breidenbach Electronics stellt die Drucker für Eintritts- karten und für Parkscheine her.

(Foto: Günther Reger)

Etwa 20 000 Drucker werden bei GeBE im Jahr gefertigt. Das ist nicht viel im Vergleich zu Branchenriesen wie Epson, aber von der Unternehmensführung so gewollt. 20 000 Drucker bedeuten etwa 3,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Das Familienunternehmen ist vor 50 Jahren durch Gert Breidenbach gegründet worden. Deshalb auch GeBE. Das zweite große E steht für "Electronics". Damals waren Elektronik und Feinwerktechnik die Geschäftsfelder des Unternehmens. Breidenbach war Physiker, und auch seine Ehefrau Brigitte Breidenbach hatte Physik bis zum Vordiplom studiert, ehe beide 1965 ein Ingenieurbüro für Geräteentwicklung gründeten.

SZ-Serie: "Meine Tochter macht das viel besser als ich", sagt Mutter Brigitte Breidenbach über Sandra Pabst.

"Meine Tochter macht das viel besser als ich", sagt Mutter Brigitte Breidenbach über Sandra Pabst.

(Foto: GeBe)

1985 folgte die Gründung von GeBE und Brigitte Breidenbach übernahm die Geschäftsführung. "Wir hatten das technische Know-how, die Visionen meines Mannes und engagierte Mitarbeiter", sagt Brigitte Breidenbach. Sie hatte den kaufmännischen Teil übernommen. "Ich habe damals das Geld zusammengehalten", erzählt sie und lacht. Zum Lachen war ihr anfangs häufig nicht zumute, weil Gert Breidenbach ein fantasievoller Tüftler war und viele Geräte entwickelte, auch so manche, die keinen wirtschaftlichen Erfolg brachten. "Die Entwicklung war sehr teuer", sagt Brigitte Breidenbach. Natürlich habe es auch das eine oder andere Tief gegeben, "aber wir haben uns immer wieder durchgekämpft", sagt sie. "Wir waren einfach risikobereit und unternehmensfreudig."

Neuerungen und Belastungstests

GeBE hat immer wieder markante Neuheiten auf den Markt gebracht. 1994 entwickelte das Unternehmen den Rezept-Drucker, der das Papier wenden und damit doppelseitig bedrucken konnte, 2001 dann einen schraubenlosen in Steck- und Klick-Technik gefertigten Miniatur-Einbaudrucker. 2011 machte GeBE mit einem von Apple zertifizierten mobilen Bluetooth-Komplettdrucker für iPhone, iPad und iPod von sich reden. Jeder Produktionsschritt bis zum fertigen Drucker wird in Germering verwirklicht. Im Untergeschoss der Firma beginnt alles mit einer leeren Leiterplatte. Sie wird per Hand mit Platinen bestückt. In einem Bestückungsautomat kommen zusätzliche kleinste Bauteile darauf. In einer Dampfphasenlötanlage, einem Automaten, wird die Leiterplatte drei Minuten lang auf 270 Grad erhitzt. Nach und nach entsteht das Herzstück eines Thermodruckers. Fünf bis zweihundert Drucker pro Kunde sind die Regel, manchmal wird auch nur ein einziger gefertigt. In einem Testraum werden kilometerweise Rollen gedruckt, weil das Papier und die Lebensdauer der Drucker getestet werden müssen, ehe sie ausgeliefert werden. Im Klimaschrank werden Papier und Drucker bei 60 Grad und 97 Prozent Luftfeuchtigkeit für Kunden in tropischen Gefilden erprobt.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich GeBE auch mit sogenannten HMI-Displays. HMI bedeutet Human Machine Interfaces, wobei wechselseitige Anzeigen in einem Display angezeigt werden. Die Displays können sich in Cockpits von Schiffen, Autos und Flugzeugen befinden oder steuern die Haustechnik. GeBE liefert hier keine Massenproduktion, sondern das individuell gewünschte Design. Wer die Daten ausdrucken will, bekommt auch den passenden Thermodrucker dazu. kwg

Gert Breidenbach hat in den Siebzigerjahren erkannt, dass die Mikroprozessortechnik die Zukunft in Sachen Produktionsabläufe und Automation sein wird. "Er hat damals die erste mikroprozessorgesteuerte Schreibmaschine gebaut", erzählt seine Frau. Die Entwicklungsabteilung bildet auch heute noch das Herz des Unternehmens. Dort liegt die technische Kernkompetenz der Firma. Seit 1993 vertreibt das Unternehmen Thermodrucksysteme. Entwickler Michael Moser sitzt vor seinem Computerbildschirm und probiert herum. Ein Kunde hat eine Glasfront geschickt und möchte dahinter einen Drucker verstecken, der Tickets druckt. "Wie muss der Drucker aussehen, dass er von hinten an die Glasfront angeklebt werden kann?", so laute die Fragestellung, die er technisch beantworten muss, sagt Moser. Er ist gelernter Elektroniker und seit 16 Jahren im Betrieb. Vor neun Jahren hat er den Ingenieurarbeitsplatz übernommen. Moser hat sich im Betrieb hochgearbeitet, wie viele andere der 45 Angestellten, die meisten davon langjährige Mitarbeiter. Im Raum gegenüber ist Peter Langfellner für das Bauen von Mustern verantwortlich, also von Prototypen. Das macht er wie Moser ebenfalls seit neun Jahren. Vorher arbeitete Langfellner 14 Jahre im Prüffeld des Unternehmens, wo die Drucker nach der Endmontage einen kompletten Funktionstest über sich ergehen lassen müssen, ehe sie ausgeliefert werden. Auch der Muster-Bauer hält sich streng an die Wünsche des Kunden. "Der sagt, was er will, und wir bauen und liefern das", erläutert Vertriebsleiter Michael Buchmüller, der den Rundgang durch den Betrieb leitet.

Das Erbe von Visionär Gert Breidenbach, der vor vier Jahren im Alter von 72 Jahren starb, ist bei seiner Tochter in guten Händen. "Der Übergang verlief sehr gut", sagt Pabst. "Ich bin sehr unterstützt worden." Auch von einem Beratungsunternehmen, das 2010 die Geschäftsübergabe begleitet hat. Sie hat natürlich einige bestehende Strukturen geändert. Dazu gehörten der personelle Ausbau des Vertriebes und die Installierung eines Produktmanagers, der dabei hilft, Produkte marktreif zu machen. Ihre Mutter, die offiziell auch noch Geschäftsführerin ist, schaut ab und zu vorbei und will wissen, ob die Zahlen stimmen. So wiederholt sich einiges aus den Jahren mit ihrem Mann. "Meine Tochter macht das viel besser als ich", verteilt Brigitte Breidenbach, 72, aber auch Komplimente an ihre Nachfolgerin.

Sandra Pabst ist sich sehr sicher, was sie mit ihrem Unternehmen nicht will: "In den Massenmarkt wollen wir nicht." Dazu zählt sie zum Beispiel die Supermarktkassen oder die Kassen an den Tankstellen. "Das Papier ist häufig billig und der Druck ist schlecht", so Pabst. Die Firma bleibt bei ihrer Linie: klein, aber fein. Pabst will im Ticketbereich, also beim Druck von Eintrittskarten, Fahrscheinen oder Parkscheinen, das Know-how von GeBE noch intensiver ins Spiel bringen und den Marktanteil ausbauen.

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