Gelungene Integration:"Eine Bereicherung für Taufkirchen"

Seit einem Jahr sind 24 junge Asylbewerber, die ohne Eltern gekommen sind, in einem ehemaligen Gasthaus untergebracht. Das wurde nun mit einem interkulturellen Fest gefeiert. Die Jugendlichen machen große Fortschritte, werden aber auch gefordert

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Aus dem ehemaligen Gasthof zur Post ist ein Hafen geworden: "Puerto" heißt die Wohngemeinschaft für junge Asylbewerber, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind. Seit einem Jahr wohnen die jungen Männer in Taufkirchen unter einem Dach, lernen Deutsch, gehen zur Schule und bereiten sich auf das Berufsleben vor. Das einjährige Bestehen wurde nun mit einem interkulturellen Fest gefeiert.

Ursprünglich wohnten 24 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 19 Jahren zusammen. Derzeit sind es nur noch 20, nachdem vier mittlerweile in kleine Wohnungen ausgezogen sind, weil sie schon so gut integriert sind, dass sie auf eigenen Beinen stehen können. In der Wohngemeinschaft werden die jungen Männer, die überwiegend aus Syrien, Afghanistan und Eritrea stammen, vom Trägerverein Condrobs intensiv betreut. Sie werden angeleitet selbst zu kochen, erhalten Hausaufgabenhilfe oder auch psychologische Betreuung. Und sie müssen rasch die Landessprache lernen, weil im Haus nur Deutsch gesprochen wird.

"Sie müssen morgens um sieben Uhr raus", sagte Evelyn Ohms, die die Einrichtung in Taufkirchen leitet. Die meisten würden die Berufsschule Erding besuchen, wo sie an einer zweijährigen Berufsvorbereitung teilnehmen. Einige wenige besuchen auch die Mittelschule Taufkirchen. "Sie sollten in zwei Jahren Ausbildungsreife erreichen", sagte Ohms. Im ersten Jahre der Berufsvorbereitung liege der Schwerpunkt auf Deutsch, im zweiten kämen dann Mathematik, Sozialkunde und Praktika hinzu. "Mittlerweile haben wir bereits 60 Praktika vermittelt", die Firmen in der Region seien sehr aufgeschlossen.

"Für die Jungs", sagte Ohms, "ist das eine große Herausforderung." Es sei schwierig, in einer fremden Sprache beispielsweise Mathematik zu erlernen. Auch bei den Praktika gebe es sprachliche Hürden wie die vielen botanischen Fachausdrücke in einer Gärtnerei. Dennoch hätten bereits zwei Jugendliche einen beruflichen Einstieg gefunden. Einer absolviere eine Friseurausbildung, der andere eine Zahnarzthelferausbildung.

Anfangs habe es Reibungspunkte gegeben, sagte Ohms. Wenn sich zwei ein Zimmer teilen und einer der anderen nicht verstehe. "Oder wer die Küche aufräumt", sei öfters mal ein Streitfall gewesen. Und nicht zuletzt hätten manche anfangs die Autorität der überwiegend weiblichen Betreuerinnen nicht akzeptiert. "Das war ein Lernfeld", sagte Ohms.

Bis auf solche kleineren Reibereien gebe es jedoch keine Schwierigkeiten mit den Jugendlichen. Darauf wies auch Bürgermeister Franz Hofstetter in seinem Grußwort zum interkulturellen Fest hin. Zahlreiche Bürger waren dazu erschienen, nicht nur offizielle Vertreter der Gemeinde und der Schulen, sondern auch Nachbarn, Bekannte und Freunde. Auch das ein Zeichen für eine gute Integration. "Ihr seid viel im Ort unterwegs und seid auch in den Vereinen", sagte Hofstetter. Sowohl die Taufkirchener als auch die jungen Asylbewerber hätten beide den ersten Schritt getan. Die Integration habe in Taufkirchen funktioniert, das sei auch ein Kompliment für den Träger Condrobs. Es sei zudem ein Glücksfall gewesen, dass man die Jugendlichen in einem Haus in der Ortsmitte unterbringen konnte, wo sie mit den Taufkirchnern ins Gespräch kommen konnten. "Ihr seid eine Bereicherung für uns", sagte der Bürgermeister.

Gelungene Integration: Evelyn Ohms, die Leiterin der Puerto-Wohngemeinschaft, ist stolz auf ihre "Jungs".

Evelyn Ohms, die Leiterin der Puerto-Wohngemeinschaft, ist stolz auf ihre "Jungs".

(Foto: Renate Schmidt)

Es gebe lediglich einen Punkt, wozu er die Jugendlichen anhalten wolle. Sie müssten sich Ziele setzen: für dieses Jahr und für das nächste Jahr, eine persönliche Lebensplanung erstellen. Das entspreche "deutschem Denken" und das werde auch von ihnen erwartet.

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