Gegenveranstaltung:Dorfen mobilisiert gegen die AfD

Gegenveranstaltung: Mit roten Karten reagierten die Dorfener auf eine Versammlung der AfD im Gasthaus am Markt, wo heute Abend eine weitere Veranstaltung stattfindet.

Mit roten Karten reagierten die Dorfener auf eine Versammlung der AfD im Gasthaus am Markt, wo heute Abend eine weitere Veranstaltung stattfindet.

(Foto: Renate Schmidt)

Demonstration anlässlich des Auftritts des Landesvorsitzenden

Dorfen ist für die AfD ein schwieriges Pflaster. Bei Veranstaltungen oder Infoständen des Kreisverbandes waren auch immer viele Dorfener Bürger präsent, die mit originellen und friedlichen Aktionen demonstriert haben, dass ihnen die Ideologie dieser Partei nicht passt. Heute, Donnerstag, folgt das nächste Aufeinandertreffen: Der AfD-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Martin Sichert spricht ab 19.30 Uhr im Gasthaus am Markt, und Die Partei hat eine Gegenkundgebung angemeldet, die sich um 18 Uhr am Dorfener Bahnhof trifft und von dort aus in die Innenstadt zieht.

Bundesweite Aufmerksamkeit erlangten die Dorfener Anfang Mai, als sie sich mit einfachen Mitteln gegen eine Veranstaltung der AfD gestellt hatten: Sie machten es sich frühzeitig in dem Lokal gemütlich, in dem sich die rechtspopulistische Partei treffen wollte, und nahmen den Anhängern damit die Plätze weg. Sie bildeten eine "schweigende Mauer" und zückten jedes Mal rote Karten, wenn sie mit Äußerungen der Referenten nicht einverstanden waren. In den sozialen Netzen im Internet wurde diese Aktion als beispielhaft für kreativen bürgerlichen Widerstand gewürdigt.

Auch bei zwei Infoständen der AfD in Dorfen wurde ähnlich verfahren: Beim ersten Termin umlagerten viele Dorfener in roten T-Shirts und Hemden den Stand, um das Thema der roten Karten aufzugreifen. Beim zweiten brachten sie Regenschirme mit, um die AfD "abzuschirmen". Zudem hatten die Schirme auch den Effekt, zu verhindern, dass die AfD die Gesichter der Gegendemonstranten fotografierte und ins Netz stellte. Einzelne Anhänger der AfD reagierten dabei auf harmlose Provokationen sehr gereizt, zeigten den Gegendemonstranten den Mittelfinger, versuchten ihnen die Handys zu entreißen und beleidigten sie. Da auch die Polizei das Geschehen beobachtete, zog dieses Verhalten drei Anzeigen gegen AfD-Anhänger nach sich.

Nun folgt heute Abend ein weiteres Wiedersehen, bei dem beide Seiten ihre Trümpfe ausspielen wollen: Die AfD setzt dabei auf ihren neuen Landesvorsitzenden Martin Sichert, der ihnen überregionalen Zulauf bescheren soll. Die Dorfener haben ebenfalls mobilisiert, 1500 Flyer verteilt und in sozialen Netzen um Unterstützung gebeten. Die Unterstützer sollen um 18 Uhr am Bahnhof empfangen werden, von da aus soll sich ein Demonstrationszug samt Lautsprecherwagen in Richtung Innenstadt in Bewegung setzen. Die Polizei will den Zug begleiten, damit es zu keinen Verkehrsbehinderungen kommt. Ziel der Demonstranten ist der Untere Markt, wo die Polizei die beiden Gruppierungen auch räumlich trennen will. Die Beamten hoffen erneut auf ein tolerantes und friedliches Verhalten, wollen aber trotzdem mit einem starken Aufgebot präsent sein.

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