Freisinger Klinikum:Entlastung bleibt vorerst aus

Neue Abklärungspauschale reduziert Wartezeiten in Notaufnahme nicht

Von Simon Bauer, Freising

Wer die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsucht, der ist ernsthaft um seine Gesundheit besorgt, möchte man meinen. Doch wo die einen vielleicht mit Herzbeschwerden Hilfe suchen, sind andere nur zu ungeduldig, die unliebsame Erkältung in Ruhe zu Hause auszukurieren. Um stundenlange Wartezeiten in den Notaufnahmen künftig zu verhindern, gilt seit 1. April eine neue Regelung: die Abklärungspauschale. Ärzte in den Notaufnahmen sollen kurz checken, ob der Patient eine Notfallbehandlung braucht oder ambulante Hilfe ausreicht. Im Freisinger Klinikum sorgt die neue Regelung vorerst offenkundig jedoch nicht für Entlastung.

Seit diese Regelung in Kraft getreten ist, seien etwa 600 Patienten in der Notaufnahme vorstellig geworden, sagt Christoph Wenzel, Pressesprecher des Klinikums. Dabei habe die Pauschale nur in wenigen Fällen gegriffen, lediglich eine einstellige Prozentzahl an Erkrankten in der Notaufnahme sei direkt an niedergelassene Ärzte verwiesen worden.

Die neue Regelung erlaubt es Kliniken, mittels einer kurzen Abklärung des Gesundheitszustandes zu bestimmen, ob eine sofortige Behandlung in der Notfallambulanz tatsächlich notwendig ist. Sollte dies nicht der Fall sein, sind die behandelnden Ärzte dazu berechtigt, den Patienten an den jeweiligen Hausarzt oder eine ambulante Behandlungsstelle zu verweisen. So soll erreicht werden, dass in Zukunft weniger Leute wegen Lappalien sofort die Notaufnahme aufsuchen.

Die Krankenhäuser erhalten dabei pro Kopf eine Pauschale von 4,74 Euro am Tag und 8,42 Euro nachts, das entspricht einer Untersuchungszeit von gerade einmal zwei Minuten. Bundesweit benötigten etwa zehn Prozent der Patienten, die eine Notfallambulanz aufsuchen, keine dringliche Diagnostik und Therapie, heißt es auf der Internetseite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Man habe sich als Ziel gesetzt, den Ärzten mehr Zeit für die "echten" Notfälle zu verschaffen.

Doch vielerorts regt sich bereits Unmut. Die Pauschalen seien zu niedrig für die chronisch unterfinanzierten Notfallambulanzen, monieren Kritiker. Eine schnelle Voruntersuchung reiche nicht aus, ein mögliches ernsthaftes Gesundheitsrisiko könne während der knapp zwei Minuten nicht sicher erkannt und leicht übersehen werden. Erste Sichtungen des Krankheitsbildes und die Überweisung an andere Ärzte seien in manchen Fällen auch schon früher vorgenommen worden, gibt der Freisinger Krankenhaussprecher zu bedenken. "Generell können wir nicht feststellen, dass die Abklärungspauschale die Zahl der Patienten in der Notaufnahme senken würde", sagt Wenzel.

Da die Regelung erst vor knapp drei Wochen in Kraft getreten ist, sei es für belastbare Aussagen allerdings auch noch etwas zu früh. Trotzdem fällt das erste Fazit des Freisinger Klinikums nicht eben positiv aus: "Die Abklärungspauschale scheint weder geeignet, die Arbeit in der Notaufnahme auch im Interesse der Patienten zu vereinfachen, noch deckt sie die Kosten der Krankenhäuser", heißt es. Der Arbeitsaufwand für die Ärzte und Pfleger im Klinikum Freising habe sich durch die Einführung dieser neuen Regelung in den ersten Wochen nach der Einführung jedenfalls nicht geändert.

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