Freising:Faktencheck im Erdinger Moos

Freisinger Bürgerinitiative prüft Zahlen zur dritten Startbahn

Von Kerstin Vogel, Freising

Auch wenn es derzeit eher ruhig ist in der Auseinandersetzung um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen: Bei der Bürgerinitiative Freising wird trotzdem auf Hochtouren gearbeitet. Ein Rechercheteam der Bürgerinitiative trägt Zahlen, Daten und Fakten zusammen, um vor der für Herbst angekündigten "politischen Entscheidung" über das Ausbauvorhaben noch möglichst viele Bürger, Politiker und andere Entscheidungsträger im Sinne der Startbahngegner aufzuklären.

Zuletzt hat sich das Team um den Freisinger Wolfgang Herrmann der Frage angenommen, ob die Kapazitäten im Erdinger Moos wirklich erschöpft sind, wie es die Flughafenbetreiber als Begründung für ihre Pläne anführen. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass im Gegenteil im Erdinger Moos "noch massiv Luft nach oben" ist, wie Herrmann am Dienstag bei der Präsentation des "Faktenchecks" sagte. Ziemlich sicher nicht haltbar ist nach Einschätzung der Bürgerinitiative die Behauptung von Flughafenchef Michael Kerkloh, dass die Zahl der Flugbewegungen im Jahr 2015 um 1,5 bis zwei Prozent steigen werde. Nach Zahlen der Deutschen Flugsicherung liege diese Steigerung nach fünf Monaten lediglich bei 0,8 Prozent im Vergleich zu den ersten fünf Monaten 2014 - und das, obwohl der G 7-Gipfel einigen Flugverkehr mit sich gebracht habe. Herrmann: "Wesentliches tut sich bei den Flugbewegungen nicht."

Ebenso falsch ist für die Startbahngegner die Aussage Kerklohs, dass die Fluggesellschaften ihre Umstellung auf größere Flugzeuge "weitgehend abgeschlossen" hätten. Tatsächlich nehme der Ladefaktor weiter zu, so Herrmann - in den ersten fünf Monaten 2015 um immerhin 2,8 Prozent. Abgesehen davon bestelle die Lufthansa sehr wohl weiter größere Flugzeuge. Dass sich der Flugbetrieb im Erdinger Moos schon "fast ständig" am Maximum von 90 Flugbewegungen pro Stunde bewege, wie von Kerkloh behauptet, belege die FMG auf ihrer Internetseite zwar mit einer Grafik, so Herrmann. Dargestellt würden dort jedoch nur die zuvor angefragten Starts und Landungen, nicht die tatsächlich durchgeführten. Für letztere stützt sich die Bürgerinitiative auf Daten vom Deutschen Fluglärmdienst - und nach dessen Zahlen "werden die 90 nur an manchen Tagen gerade einmal touchiert", sagte Herrmann. Abgesehen davon zweifelt die Bürgerinitiative auch daran, dass 90 Flugbewegungen pro Stunde tatsächlich die Obergrenze sind. Maximal seien auch schon 117 abgewickelt worden.

Empört hat die Startbahngegner ein Zitat des Flughafenchefs, in dem dieser behauptet hatte, in der Startbahndebatte gehe es "um unsere Kinder". Man spreche, so Kerkloh, nicht über jetzt, sondern von 2040 oder 2050. Herrmann dazu: "Was 2040 ist, sollte man einer Wahrsagerin überlassen, aber kein zwei-Milliarden-Projekt damit begründen.

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