Freising:Ein Stück Lebensfreude

Der Verein Phoenix will Schlaganfallpatienten helfen

Von Laura Caspari, Freising

Ein Schlaganfall bedeutet für die Betroffenen einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben, weitermachen wie bisher ist oft unmöglich. "Die Angst ist sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Angehörigen ständig im Hinterkopf", weiß Inge Thaler, Vorsitzende des Vereins Phoenix Freising. Der gemeinnützige Verein hat sich der Förderung von Menschen mit erworbenen Hirnschäden verschrieben und kümmert sich um Betroffene wie Angehörige gleichermaßen.

Mit einem neuen Projekt zur Freizeitgestaltung für Betroffene will der Verein zum einen den Opfern selbst zeigen, wie viel sie immer noch allein tun können. Zum anderen will er die Angehörigen für einen kompletten Tag entlasten. Im Juni startete Thaler den ersten Versuch. Der ist so gut angekommen, dass sich im Oktober erneut ein Samstag ganz um die Betroffenen drehen soll. "Die Leute waren so begeistert, dass sie am liebsten jeden Monat einen Tag mit Freizeitgestaltung hätten", erzählt Inge Thaler.

Im Juni hatte der Projekttag für die betroffenen Vereinsmitglieder mit einem Frühstück mit Butterbrezen begonnen. Danach war ein Teil im Park der Arbeiterwohlfahrt geblieben und hat "einfach geratscht", schildert Thaler, der andere Teil ging einkaufen. Mittags versorgten sich die Teilnehmer mit selbst gemachtem Salat und bestellten Pizza. Wie wichtig es für die Betroffenen ist zu sehen, was sie trotz ihrer Einschränkungen noch selber machen können, kann Thaler gut nachvollziehen. "Es war eine Frau dabei, die seit vier Jahren nicht mehr gekocht hat", erzählt sie. "Die hat sich total gefreut, als sie selbst Salat schnippeln konnte." Nach einer kurzen Mittagsruhe trank die Gruppe noch zusammen Kaffee, bis die Mitglieder von ihren Angehörigen wieder abgeholt wurden. Während der Veranstaltung wurde die Gruppe von Krankenschwestern und einigen Ehrenamtlichen begleitet.

Auch für Angehörige ist die ständige Betreuung von Schlaganfallpatienten eine enorme psychische Belastung. Sie stehen ihnen immer zur Seite und helfen ihnen bei allem, was sie nicht mehr selbst erledigen können. Das neue Projekt des Vereins bedeutet, dass auch die Angehörigen sich mal eine Auszeit nehmen können.

Phoenix hat zurzeit 76 Mitglieder, darunter 18 Betroffene und 28 Angehörige. Der Verein existiert seit 2004 und ist aus einer Selbsthilfegruppe für Angehörige gegründet worden, die es bereits seit 2001 gibt. Das Alter der Betroffenen reicht von 40 bis Ende 70. Im Verein können sie Menschen treffen, die in der gleichen Situation sind wie sie. Für Thaler übernimmt Phoenix eine wichtige Aufgabe, denn "in Freising und Umgebung gibt es keine Anlaufpunkte", erklärt sie. "Die Akutversorgung von Schlaganfall-Patienten ist sehr gut, aber die Nachversorgung ist schlecht."

Um Betroffenen auch nach der Erstversorgung und einer Therapie zu helfen, fordert Thaler eine Tagesförderstätte. Hier sollen die Betroffenen tagsüber zu flexiblen Zeiten hinkommen können, um dort individuell betreut zu werden, ganz nach der Devise: Die Betroffenen stehen im Mittelpunkt. Das Wichtigste für Thaler ist, dass die Patienten lernen, mit ihrer Angst umzugehen: "Trotz ihrer schwierigen Situation können die Leute glücklich sein", erklärt sie. "Ich möchte, dass sie ihre Lebensfreude wiedergewinnen."

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