Frauenhaus Erding:Holpriger Übergang

Frauenhaus Erding: BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden bereitet den Übergang der Trägerschaft vor.

BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden bereitet den Übergang der Trägerschaft vor.

(Foto: Renate Schmidt)

Zum 1. März 2018 übernimmt das Rote Kreuz die Trägerschaft für die Einrichtung. Das bisherige Team vom SkF beschränkt die Zusammenarbeit auf das Notwendigste

Von Antonia Steiger, Erding

Neues Personal ist bereits gefunden, der Übergang der Trägerschaft für das Frauenhaus Erding vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) zum Bayerischen Roten Kreuz (BRK) zum 1. März 2018 gestaltet sich trotzdem schwierig. Das sagt die BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden, das bestätigt Angela Rupp, die jetzige Leiterin des Frauenhauses. Rupp sagt, sie müsse das Büro sauber und leer übergeben, einige Mitarbeiterinnen seien im Februar schon gar nicht mehr da, weil sie sich um neue Arbeitsplätze kümmern müssten. Deswegen habe sie den Wunsch des BRK, dass die neuen Sozialpädagoginnen 14 Tage "bei der Arbeit mitlaufen", nicht erfüllen können.

1,75 Stellen sind im Frauenhaus zu besetzen gewesen, die Sozialpädagoginnen sind laut van der Heijden bereits gefunden. Ihren Worten zufolge haben sich etliche Frauen um die Stellen beworben. Die drei Frauen, die sich die 1,75 Stellen teilen, werden künftig auf gleicher Augenhöhe arbeiten, eine Leiterin wird es nicht mehr geben. Diese Entscheidung habe auch einen "monetären Aspekt", bestätigt van der Heijden: Einer Leiterin müsste das BRK schlicht mehr zahlen. Und das Geld spielt ja eine wichtige Rolle: Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hatte dem SkF mit Hinweis auf seiner Ansicht nach zu hohe Kosten gekündigt. Anschließend legte er fest, dass das Defizit, das der Landkreis auszugleichen hat, nicht mehr als 120 000 Euro betragen dürfe. "Das ist machbar", sagt van der Heijden. Und sie fügt an: "Dafür werden auch keine Spendengelder verwendet." Zuletzt war spekuliert worden, ob das BRK die Aktion Erbse, die traditionsbehaftete Spendenaktion der Bundeswehr, aus dem Grund übernehmen habe wollen, um die daraus akquirierten Spenden für die Senkung des Defizits zu verwenden. Gisela van der Heijden verneint dies. Und sie fügt an, dass auch keine anderen Spendengelder für diesen Zweck verwendet werden.

Das BRK bemüht sich demnach auch darum, ein Team an ehrenamtlichen Helfern aufzubauen, die den Frauen im Frauenhaus Erding beiseite stehen. Wegen der großen Verärgerung über die Kündigung des SkF werden sich die bisherigen ehrenamtlichen Helfer zurückziehen. Zwei ehrenamtliche Helferinnen seien schon gefunden, sagt van der Heijden nun. Aus den Gemeinschaften des BRK wolle sie weitere Mitarbeiterinnen gewinnen, sie sollen in Krisenintervention geschult sein. Eine weitere Neuerung: Am Eingang zum Frauenhaus möchte sie eine Klingelanlage mit Videoüberwachung errichten, um die Frauen besser zu schützen. Auch Möglichkeiten zur Analyse des Gefährdungspotenzials der Männer, wegen denen die Frauen ins Frauenhaus gehen, ist demnach in Vorbereitung.

Problematisch bleibt die fehlende Zusammenarbeit des jetzigen Teams mit dem neuen Träger. Rupp sagt, sie sei dem BRK gegenüber zu nichts verpflichtet. Dem Wunsch, das Haus zu besichtigen, habe sie vor zwei Wochen entsprochen. Sie habe aber so viel Arbeit, dass sie nicht in den letzten zwei Wochen des Februars die neuen Mitarbeiterinnen einarbeiten könne. "So etwas dauert sowieso ungefähr ein halbes Jahr."

Viel Arbeit hat sie auch mit den Unterlagen. Die aus den vergangenen zehn Jahren müssten aus gesetzlichen Gründen aufbewahrt werden, die werden nach München gebracht. Andere werden entsorgt, auch ihre persönliche Notizen könne sie aus Gründen des Datenschutzes nicht dort lassen. Die Unterlagen für die Frauen, die sich am Tage des Übergangs im Frauenhaus aufhalten, werden bleiben.

Beide Seiten sorgen sich aber auch um das Wohlbefinden der Frauen. Van der Heijden sagt, es sei ihr wichtig, dass die Frauen unter den Vorgängen nicht litten. Rupp sagt, die Frauen seien zutiefst verunsichert, auch frühere Bewohnerinnen, zu denen sie und ihre Mitarbeiterinnen teilweise jahrelang Kontakt hielten. Diese Frauen seien fast alle traumatisiert. "Sie empfinden das alles als Angriff auf sich selbst."

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