Flughafen:Neue Streetworker im Einsatz

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Jessica Gürtler und Markus Jaehnert kümmern sich im Auftrag der FMG um Obdachlose und Asylbewerber

Von Petra Schnirch, Flughafen

Der evangelische Flughafenseelsorger Stefan Fratzscher spricht von einem absoluten Glücksfall. Sozialpädagogin Jessica Gürtler und Diakon Markus Jaehnert kümmern sich seit November um Obdachlose am Flughafen. Die Streetworker suchen das Gespräch, bauen Vertrauen auf und versuchen, Anlaufstellen und Schlafplätze zu vermitteln und den einen oder anderen langfristig sogar ganz aufzufangen. Am Montagabend sind Gürtler und Jaehnert in der Christophorus-Kapelle in ihr Amt eingeführt worden.

Das Streetworkerprojekt mit dem Namen "Mose" (für: Menschen ohne Obdach sozial eingliedern) ist eine Kooperation der Kirchlichen Dienste am Airport und der Flughafen München GmbH (FMG). Ein solcher Schulterschluss bei der Obdachlosenbetreuung sei einzigartig und nicht selbstverständlich, betonte Alexander Borgschulze, Leiter der FMG-Konzernsicherheit. Der Flughafenbetreiber finanziert die Streetworker. Jessica Gürtler, 29, hat in Landshut Soziale Arbeit studiert und in einer der größten Flüchtlingsunterkünfte in München gearbeitet. Sie hat eine halbe Stelle im Mose-Projekt, die übrige Zeit kümmert sie sich für die Kirchlichen Dienste um Asylbewerber, die während ihres Verfahrens tage- oder wochenweise in Containern auf dem Airport-Gelände ausharren müssen. Markus Jaehnert, 46, war zwölf Jahre in der Kreuz-Christi-Kirche in Höhenkirchen in der Jugendarbeit tätig. Parallel studierte der Erzieher Soziale Arbeit.

Etwa zwanzig Obdachlose halten sich laut Gürtler permanent auf dem Gelände auf, andere stundenweise. "Ich habe uns oft als sehr hilflos erlebt", was den Umgang mit den Obdachlosen angehe, gestand Pfarrer Fratzscher. Deshalb sei die Idee zu dem Mose-Projekt entstanden. Kirchliche Dienste und FMG hätten seit Oktober 2014 darauf hingearbeitet. Dem betroffenen Personenkreis müsse das Gefühl gegeben werden, dass er wertgeschätzt werde. Gleichzeitig müsse man vermitteln, dass ein Flughafen keine Heimat bieten könne.

Die Erfahrungen der ersten Wochen bewerten beide Projekt-Partner als sehr positiv. Er hätte nicht gedacht, dass sich so schnell Erfolge zeigen würden, sagte Borgschulze. Bisher sei es den beiden Streetworkern gelungen, Kontakte zu 27 Personen zu knüpfen, auch zehn Übernachtungen in anderen Quartieren hätten sie eingefädelt. Das Problem Obdachlosigkeit an Flughäfen "darf man nicht auf Zahlen reduzieren", sagte Borgschulze. Man dürfe nicht wegschauen, sondern müsse versuchen zu helfen. Statt den Weg der Repression zu gehen, setze die FMG auf Prävention. Flughafenseelsorger Fratzscher sagt, die beiden hätten die "Gabe, Kontakte zu knüpfen, die tragen".

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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