Flughafen:Kunst beim Fliegen

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(Foto: Renate Schmidt)

Harry S. stattet den Flughafen mit Münchner Gesichtern aus

Von Mathias Weber, Flughafen

Für Harry Seeholzer läuft es im Moment richtig gut. Der Erdinger Künstler, der sich in dieser Funktion nur Harry S. nennt, kann im Moment einer Masse von Leuten seine Kunst präsentieren, wie es sich andere Künstler nur erträumen können. Am Terminal 2 am Flughafen nämlich bespielt er mit seinen Bildern derzeit eine leere Ladenfläche, 350 Quadratmeter groß, mit bis zu 30 000 Passanten, die in der Woche dort in Richtung ihrer Flieger vorbeikommen. "Das ist eine prime position, keine Bushaltestelle", sagt Harry S. "Und ein lukratives Publikum!"

Die Firma Eurotrade, die die Gewerbeflächen am Flughafen verwaltet, war auf Seeholzer zugekommen, und zwar nicht nur was die temporäre Ausstellungsfläche betrifft. Man hat ihm auch eine sehr viel permanentere Möglichkeit angeboten, seine Kunst zu präsentieren: Seit April stehen viereinhalb Harry-S.-Skulpturen im Duty-free-Bereich des neuen Satelliten-Terminals. Die Bronzeskulpturen zeigen Persönlichkeiten der Münchner Geschichte : Helmut Dietl, Liesl Karlstadt, Karl Valentin, Helmut Fischer (siehe Bild) und dessen Dackel. Figuren sollten es sein, so Seeholzer, die München positiv repräsentierten - und nicht zu historisch und zu politisch sind. Also lieber keinen verklärten König Ludwig, und lieber keinen heimtückisch ermordeten Rudolph Mooshammer. Aber ob vielen Fluggäste aus nah und fern die abgebildeten Persönlichkeiten auch erkennen? Ja, sagt Seeholzer, das sei schon auch thematisiert worden. Eurotrade kümmere sich nun darum, die Geschichten hinter den Namen den Reisenden näher zu bringen - mit einer App.

Von Oktober bis April war Seeholzer mit den viereinhalb Bronzeplastiken beschäftigt. Nebenbei nimmt aber auch ein anderes Projekt Fahrt auf: Das nächste Tor, das auf dem Kreisel in Erding West seinen Platz finden soll, der vom Gewebegebiet in das Baugebiet am Erdbeerfeld hineinragt. Weil dieses zweite Tor, das vom Bauträger Scharl finanziert wird, höher in die Luft ragt als das erste, muss die Statik noch genau berechnet werden. Ende des Sommers oder Anfang des Herbstes soll das Tor dann stehen. Harry S., so scheint es, erwartet schon die wohl unvermeidliche Kritik: "Ich habe schon überlegt, Kugelschreiber zu verteilen - für die Leserbriefe, die dann kommen." Foto: Renate Schmidt

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