Flughafen-Ausbau:Landtag streitet um Flugverkehr-Prognose

Streit um den Ausbau des Münchner Flughafens: Die Gegner des Vorhabens bezweifeln eine rasante Zunahme des Flugverkehrs - und verweisen auf Abmachungen zwischen Airport und Lufthansa.

Marco Völklein

Mit einem "Einkaufszentrum" im Terminal1 des Münchner Flughafens, das machte Flughafenchef Michael Kerkloh am Dienstag im Landtag klar, beschäftigt er sich allenfalls am Rande. Klar, entgegnete er Manfred Pointner von den Freien Wählern, müsse man das Flughafenterminal umgestalten, um es attraktiver zu machen. Und klar sei man "in einer ersten Anfangsplanung" für größere Einkaufsflächen, die "in den nächsten Jahren kommen könnten". Doch Kerkloh stellte klar, dass er derzeit mit einem anderen Großprojekt beschäftigt ist: mit dem Bau eines neuen Zusatzterminals, "Satellit" genannt, auf dem östlichen Vorfeld. Und mit der heftigen Auseinandersetzung darum.

Die flammte auch im Haushaltsausschuss des Landtags auf, als Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) den Abgeordneten die Planungen für den Satelliten vorstellte. Insgesamt 877 Millionen Euro wollen Flughafen und Lufthansa investieren; 653 Millionen davon fließen in das neue Gebäude, den Rest stecken die beiden Gesellschaften in den Ausbau der Gepäckförderanlage und neue Abstellflächen für Flugzeuge. Im Herbst will Kerkloh mit dem Bau beginnen, bis 2015 sollen die Passagiere an den 27 zusätzlichen Abstellpositionen in die Jets einsteigen können. "Wir sichern damit die Wachstumsperspektive des Münchner Flughafens ab", erklärte Minister Fahrenschon.

Doch genau an diesen Wachstumsperspektiven stoßen sich die Gegner einer dritten Start- und Landebahn am Flughafen. Denn Kerkloh wie auch die bayerische Staatsregierung begründen sowohl den Bau des Satelliten wie auch den Bau einer dritten Start- und Landebahn damit, dass ihren Prognosen zufolge der Flugverkehr im Erdinger Moos in den nächsten Jahren rasant wachsen wird: Bis zum Jahr 2025 werde die Zahl der Passagiere in München von derzeit 35 auf dann 58 Millionen zunehmen. Die Gegner einer dritten Bahn bezweifeln das - und können seit kurzem auf eine (in ihren Augen pikante) Vertragsvereinbarung zwischen Flughafen und Lufthansa verweisen. Darin verpflichtet sich die Lufthansa zu einer Strafzahlung in Höhe von 50 Millionen Euro, sollte sie es nicht schaffen, die angepeilte Zahl an Passagieren nach München zu schaffen. "Sie glauben Ihrer eigenen Prognose nicht", warf der Grünen-Abgeordnete Christian Magerl Staatsregierung und Flughafen vor. "Wenn ich an die Prognose glaube, dann brauche ich auch keine Vereinbarung."

Fahrenschon unterstellte Magerl einen "ausgeprägten Willen zur Fehlinterpretation" und erklärte, die Vereinbarung sei geschlossen worden, um "dem Flughafen Planungssicherheit zu geben". Bei der Entscheidung für den Satelliten habe es "keine Koppelung mit der dritten Bahn" gegeben; obwohl Fahrenschon betonte, dass der Airport aus seiner Sicht die dritte Piste brauche. Der Satellit werde benötigt, weil das Terminal2 "bis Ende des Jahres an seine Kapazitätsgrenzen stößt". Fahrenschon stellte klar, dass der Flughafen zur Finanzierung des Satelliten keine Steuern, staatlichen Garantien oder Bürgschaften erhält.

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